Aratani
waren und wie
Feuer brannten. Der Knöchel war geschwollen. Er nahm seinen Wasserschlauch zur
Hand und riss von einem Stück seines Hemdes einen Streifen Stoff ab. Aran sah
sich um, ob im näheren Umkreis Heilkräuter auszumachen wären, konnte aber
nichts als Geröll erkennen. Also musste es so gehen. Er ärgerte sich, dass er
nicht daran gedacht hatte, einen Tiegel von Kiranas wundersamer Heilsalbe
einzupacken. Er befeuchtete das Stück Stoff und betupfte mit dem kühlen
Streifen die schmerzenden Stellen. Ewig war er nicht solche weiten Strecken
gelaufen, und die Hornhaut an seinen Füßen war für längere Wege nicht trainiert
genug. Er reinigte seine Hände so gut es ging und richtete sich auf. Seine
Stiefel würde er nicht wieder anbekommen. Bereits der Gedanke daran bereitete
ihm Schmerzen. Sein Knöchel tat weniger weh, als es den Anschein hatte. Er
umwickelte ihn mit dem feuchten Tuch.
Aran versuchte, ein paar Schritte barfuß hin und her zu gehen, schnappte
schließlich seinen Reisesack, in welchem er auch die Stiefel verstaut hatte,
und seinen Wasserschlauch. Dann begab er sich langsam in Richtung des plätschernden
Geräusches. Und wirklich, nicht weit entfernt konnte er einen Bach, nein eher
ein größeres Rinnsal, ausmachen. Er lief dem Wasser vorsichtig, aber so schnell
ihn seine geschundenen Füße trugen, entgegen, und warf sein ohnehin
beschmutztes Gepäck auf den Boden. Mit einem verklärten Blick tauchte er die
Füße in das kühle Wasser und stöhnte zitternd vor Genuss und Schmerz auf. Am
liebsten würde er den Rest des Tages hier verbringen und keinen Schritt weiter
gehen. Er wusste natürlich, dass dies Unsinn war. Irgendwie musste er es
schaffen, heute noch die Stadt und eine Unterkunft zu erreichen. Aran kühlte
seine Wunden ein Weilchen und beschloss dann aufzubrechen und seinen qualvollen
Marsch fortzusetzen.
Bevor er von Arant weiterziehen würde, musste er sich unbedingt
ordentliches Schuhwerk besorgen. Ein Pferd wäre auch nicht schlecht, aber Aran
wollte nicht schon am Anfang seiner Reise mit leeren Taschen dastehen. Aus
Angst, beraubt zu werden, hatte er nur eine geringe Menge an Silberlingen und
ein paar Kupfertaler auf seine Reise mitgenommen. Ohne die Stiefel wieder
anzuziehen, führte er seinen Weg fort, diesmal mit sehr behutsamen Schritten, nicht
nur aus Vorsicht vor dem matschigen Geröll. Jeder Schritt bereitete ihm
brennende Schmerzen.
Er sah bereits einige Menschen vor den Stadttoren und eine Gruppe
Reisender mit einem Handelskarren voller Waren. Mit letzter Kraft bewältigte er
die verbliebenen Schritte, und atmete auf, als er humpelnd das Tor im Süden von
Arant durchschritt. Er war mehrmals mit Kirana oder in früheren Zeiten mit
seinen Eltern hier gewesen, um Waren zu kaufen, verkaufen oder zu tauschen.
Eine hübsche kleine Stadt. Nicht besonders reich, aber auch nicht arm. Mit
einem großen Marktplatz in der Mitte und einem Brunnen. Davor stand eine zweimal
mannshohe Statue von Isuryon in Form eines Phönixes, der sich vor einer großen
eisernen Sonne empor streckte, seine langen Flügel spreizte, und mit dem
kurzen, halb geöffnetem Schnabel in den Himmel schaute. Eine fein
ausgearbeitete Arbeit. Sicherlich das Werk von Zwergen, denen man ein
außerordentliches Geschick in dieser Handwerkskunst nachsagte.
Wenn man auf die äußere Mauer stieg, konnte man in alle Richtungen über
die ganze Stadt hinwegsehen, und es bot sich ein wuselnder Anblick der vielen
Menschen, die in ihren bunten Gewändern wie Ameisen von einem Haus zum anderen
eilten. Man sah Kinder, die kreischend Fangen spielten oder sonst wie Ihr
Unwesen trieben. Die Straßen in der Stadt waren symmetrisch angeordnet. In den vier
Ecken der Stadt waren Wirtshäuser, das Haus der Räte und eine kleine Kapelle
gebaut worden. In den hübsch angelegten, meist zweistöckigen Häusern, teilweise
aus massivem Holz und teils aus Sandstein und Lehm, Basalt oder Granit gebaut, lebten
etwa zweitausend Menschen. Vereinzelt waren die Gebäude mit bunten Glasfenstern
versehen. Die notwendigen Baumaterialien wurden von den Zwergen tief in den
Minen am westlichen Gebirgsrand von Arantoi abgebaut. Auch durch den nicht weit
entfernten Vulkan im Süden der Wüste von Arabat war das Land reich gesegnet mit
unterschiedlichen edlen Gesteinen, Quarz und den verschiedensten Bodenschätzen.
Aran entschied sich für das dem südlichen Tor nächstgelegene Wirtshaus.
Außer diesem gab es mehrere kleine Schänken und ein etwas
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