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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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der Wand über dem
Waschtisch. Früher einmal mochte dies ein Spiegel von der Größe einer
Baumscheibe gewesen sein. Offensichtlich hatten die Wirtsleute mehrere Zimmer
mit Bruchstücken davon ausgestattet. Danach stellte er die Schüssel auf den
Boden vor dem Bettrand, setzte sich und tauchte seine heißen Füße in das kühle,
nicht mehr ganz saubere Wasser. Scharf zog er den Atem ein. Er hatte nur wenige
Minuten so gesessen, da klopfte es und Marela schlüpfte zur Tür herein, in den
Händen saubere Leinenstreifen, eine Schale mit einer undefinierbaren weißgrünen
Tinktur, deren Geruch Aran angenehm in die Nase stieg, und eine bauchige
Flasche mit einem darüber gestülpten Becher.
    "Das ging ja wirklich schnell, wie der Blitz." sagte Aran
freundlich.
    Marela legte die mitgebrachten Gegenstände auf das Bett. Sie goss ihm
aus der Flasche etwas ein und reichte ihm den Becher mit den Worten:
"Bitte, trinkt! Das wird Euren Schmerz etwas lindern und Euch wohl
schlafen lassen."
    Aran sah auf den Becher, aber sein Durst war größer, als sein
Misstrauen. So trank er und reichte ihn nach einem langen Zug zurück.
    "Mmhhh, das ist der köstlichste Wein, den meine Zunge je berührt
hat."
    Marela nahm sich einen Fuß nach dem anderen vor, rieb erst die ganzen
Füße mit der mitgebrachten Tinktur ein und bedeckte die Druckstellen und Blasen
mithilfe eines damit getränkten Leinentupfers. Danach legte sie saubere
Leinentücher darum, die sie mit schmalen Stoffstreifen festband. Der
geschwollene Knöchel war nur halb so schlimm, als wie es Aran bei seinem
kleinen Unfall erschienen war. Die Schwellung hatte sich weitgehend
zurückgebildet und nach der wohltuenden Einreibung spürte er den Schmerz kaum
noch. Während Marela auch seine Hände mit der Tinktur sanft einmassierte,
spürte Aran ein wohliges Gefühl in sich aufsteigen und er musste sich
zurückhalten, Marela nicht zu sich aufs Bett zu ziehen. Er dachte an Kirana und
schlagartig beherrschte er seine Gedanken.
    "Wie kann ich Dir danken?", fragte er, die aufkommenden
Gefühle unterdrückend, "es fühlt sich wirklich schon viel besser an."
    Er griff hinter sich, nahm zwei Kupferstücke aus seinem Wams und hielt
sie Marela hin.
    "Oh, nein, bitte behaltet Euer Geld, ich habe Euch gern geholfen.
Wenn Ihr einen Wunsch habt, so lasst es mich einfach wissen." sagte sie
abwehrend.
    Aran war verblüfft über so viel Hilfsbereitschaft und bedankte sich freundlich.
    "Ich werde etwas essen und mich dann ausruhen, aber wenn Du
möchtest, könntest Du mir morgen ein wenig die Stadt zeigen und hast
möglicherweise ein paar Antworten auf meine vielen Fragen. Ich suche hier in
Arant nach Informationen über meine entführte Schwester. Aber ich kenne
niemanden und weiß nicht so recht, wo ich anfangen soll. Es wäre schön, wenn Du
mir einige Leute nennen würdest, die eventuell etwas darüber wissen könnten."
    "Das ist ja furchtbar." sagte Marela, "Gern stehe ich Euch
für Fragen und einen Stadtbummel zur Verfügung, aber ich bezweifle, Euch mit
Antworten dienlich sein zu können. Aber ich kenne die Bewohner hier. Mit vielen
verstehe ich mich gut. Wir können einige morgen aufsuchen. Jetzt will ich Euch
nicht länger aufhalten. Ich komme morgen wieder und wünsche Euch vorerst eine
angenehme Nachtruhe."
    "Gute Nacht, Marela, und noch einmal meinen aufrichtigsten Dank für
Deine Hilfe."
    Nachdem Marela gegangen war, begab sich Aran ohne Schuhe, nur mit den
Leinenverbänden an den Füßen in den klebrigen Schankraum. Ohne weitere
Aufforderung brachte ihm der Wirt einen Krug Bier und ein großes Brett mit Brot
und Käse, dazu ein ordentliches Stück kaltes Fleisch. Die Mahlzeit übertraf auf
jeden Fall Arans Erwartungen.
    Mit den Worten: Lasst es Euch munden", kehrte ihm der Wirt bereits
den Rücken zu, da fiel Aran noch etwas ein:
    "Habt Ihr wohl etwas Papier und Zeichenkohle für mich?" fragte
er den Wirt. "Bringe ich Euch gleich." sagte der mit angewidertem
Gesicht über die zusätzliche Arbeit. Keine Minute später knallte der Wirt das
Gewünschte auf den Tisch und blaffte:
    "Macht einen Kupfertaler, der Herr."
    Aran warf die geforderte Münze ebenso unwillig auf die Holzplatte und
bedankte sich kurz.
    Er wollte nachher in seinem Zimmer eine Zeichnung von dem Wappen des
Dolches anfertigen, dann konnte er bei seinen Erkundigungen nur jeweils diese
vorzeigen und den Dolch in seinem Gepäcksack lassen. Das schien ihm vorerst,
und bei den vielen Fremden hier, sicherer zu sein.
    Müde und

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