Aratani
führte, wären uns zu viele Zeugen begegnet. Aber auf dem
Weg über den nördlichen Pass von Arantoi, weit am Königspalast vorbei und kurz
vor der östlichen Wüste von Arabat, wurden wir aus einem Hinterhalt überfallen.
Wir konnten uns zwar erfolgreich wehren, aber das Mädchen ist in der Aufregung
entkommen. Wo sie jetzt ist, weiß ich nicht. Wir sind dann so schnell wie wir
konnten weiter nach Basab. Naja, und hier sind wir wieder einmal beim Stehlen
erwischt worden. Den Dolch haben sie uns abgenommen. Zu allem Übel hatte mein
Freund bei dem Überfall eine tiefe Wunde in der Schulter davongetragen, die
sich entzündet hatte. Wir wollten durch den Diebstahl einen Besuch bei einem
Heiler für ihn ermöglichen. Er hatte bereits hohes Fieber und konnte sich kaum
noch auf den Beinen halten. Nach einem Tag im Kerker war es dann aus mit ihm.
So sitze ich jetzt allein hier und warte auf meine Strafe."
Er trank den Rest Wein, reichte Tilgrem die leere Flasche durch die
Gitterstäbe zurück, und sagte: "Das war alles, mehr weiß ich nicht darüber!"
Tilgrem hatte mit grimmigem Gesicht den Mörder angehört, ohne ihn zu
unterbrechen. Zwischendurch zog er immer wieder einmal scharf den Atem ein. Nun
fragte er:
"Was hat Begona über ihre Gründe gesagt? Warum wollte sie den Tod
der drei? Und warum ausgerechnet mit ihren Dolchen?"
"Sie sagte nichts weiter über ihren Grund oder die Art der Tötung
und wir dachten, je weniger wir darüber wissen, desto besser. Wir wollten so
schnell wie möglich weg."
Tilgrem spukte vor der Kerkerzelle verächtlich aus und sagte: "Dir
geschieht jede Strafe recht, die Dir auferlegt wird. Vielleicht wirst Du ja
doch noch aufgeknüpft. Mal sehen, was der Bruder des Mädchens zu der Geschichte
sagt. Wenn er das dem Sultan erzählt, hat Deine letzte Stunde garantiert geschlagen,
da kannst Du sicher sein."
Er machte auf dem Absatz kehrt und sah zu, dass er die Gänge entlang
wieder an die Oberfläche kam, bevor der Wärter wieder zu sich kommen würde.
Vorsichtig spähte er aus dem Kellerloch nach draußen. Niemand war zu sehen.
Tilgrem ging so leise er konnte in Richtung der Pferdekoppel. Aran hatte ihn
bereits gesehen und kam ihm entgegen. Ohne ein weiteres Wort gingen sie zurück
in ihr Quartier. Erst dort wollte Tilgrem bei einem Krug Bier berichten, was er
erfahren hatte. Auf dem Weg dorthin überlegte er, wie er Aran die Neuigkeiten
so schonend wie möglich beibringen konnte. Er war nur froh, dass nicht Aran,
sondern er, das Verhör übernommen hatte. Aran hätte den Mörder wahrscheinlich
gleich an Ort und Stelle gerichtet.
Der Wirt ihrer Gaststube setzte ihnen, obwohl es nun bereits mitten in
der Nacht war, ein warmes Abendessen vor und brachte die gewünschten Getränke.
Aran und Tilgrem hatten sich an einen Tisch in der hintersten Ecke verzogen, um
in Ruhe reden zu können. Obwohl beide keinen großen Appetit hatten, aßen sie
alles auf, bevor Tilgrem zu reden begann. Solange wie möglich hatte er diesen
Moment hinauszögern wollen. Aber nun musste er Rede und Antwort stehen, so sehr
ihm sein Freund auch Leid tat, er hatte ein Recht darauf, die Wahrheit zu
erfahren. Trotzdem wählte er seine Worte mit Bedacht und so mitfühlend es
irgend ging. Aran wurde immer bleicher. Nachdem Tilgrem geendet hatte, rannte Aran
so schnell er konnte zum stillen Örtchen, um sein Abendessen wieder von sich zu
geben. Als er zurück an den Tisch kam, war er immer noch genauso bleich.
Tilgrem legte ihm seine große Hand auf die Schulter und sagte leise:
"Weißt Du, was das heißt? Rincipea lebt! Und sie konnte fliehen!
Wir müssen überlegen, wohin sie gegangen sein könnte und sie suchen. Der Mörder
sagte, sie wären am Rande der Wüste überfallen worden. Dort müssen wir hin.
Dort ist der Ausgangspunkt für unsere weitere Suche! Du musst nach vorn schauen
und retten, was zu retten ist!"
Arans Gesicht hatte inzwischen ein wenig seine Farbe wiedergewonnen als
er sagte:
"Trotzdem kann ich mir auf all das keinen Reim machen. Wie passt
das alles zusammen? Was sollte die Königin für ein Interesse daran haben, meine
Eltern und Rincipea ermorden zu lassen?"
"Wir werden es herausfinden, glaub mir!", sagte Tilgrem.
"Jetzt wissen wir auf jeden Fall mehr als vorher, und wir kennen die Richtung,
in die uns der nächste Weg führen wird. Wir sollten noch ein bis zwei Tage
hierbleiben, unsere Vorräte aufstocken und noch einmal die Waffen schärfen
lassen. Hinter dem Marktplatz habe ich eine Schmiede
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