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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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kann Dich hier zwar nicht
herausholen, aber für ein paar Auskünfte gebe ich Dir den Rest Wein hier aus
der Flasche. Dann kannst Du einen Teil Deines Kummers herunterspülen."
    "Was für Auskünfte? Was soll ich schon wissen?"
    "Erzähle mir etwas über ein Emblem mit einem blauen Stein in der
Mitte, so wie dieses hier." Dabei hielt er das von ihm geschmiedete Wappen
hervor und hielt es in gebührendem Abstand vor die Gitterstäbe.
    "Ich habe gehört, Ihr beide habt einen Dolch mit eben diesem Emblem
geführt, um einen Reisenden um seinen Geldbeutel zu erleichtern. Ich muss
wissen, wo Ihr den Dolch her hattet und ob Du etwas über die Entführung einer
jungen Frau und die Ermordung ihrer Eltern oben in Arantoi weißt. Der Vater
wurde mit genauso einem Dolch erstochen. Also rede! Und das möglichst schnell!
Ich warte nicht ewig!"
    Der Bandit brach in Schluchzen aus. "Oh Götter, steht mir bei,
verschont mich vor Eurer Strafe! ich hab gleich gewusst, dass mit der
Geschichte etwas nicht stimmt. Ich kann einfach nicht glauben, auf was ich mich
da eingelassen habe!"
    "Nun rede schon, wovon sprichst Du!"
    "Bitte, edler Herr, gebt mir erst einen
Schluck, dann werde ich Euch alles sagen, was ich weiß."
    Tilgrem reichte dem Gefangenen die Flasche, der gierig daraus trank,
sich mit dem Ärmel über den Mund fuhr, und zu erzählen begann:
    "Alles fing an mit einem Diebstahl auf dem Basar in der Nähe des
Königspalastes von Hiobes und Begona. Mein Freund und ich wurden dort erwischt
und in den Kerker geworfen. Einen Tag danach kam Begona in den Kerker hinunter.
Wir glaubten unseren Ohren nicht zu trauen, als sie uns ihren wahnsinnigen
Vorschlag unterbreitete. Wir sollten in ihrem Auftrag eine junge Frau und ihre
Familie beseitigen. Das Haus ihrer Eltern würde sich auf halbem Weg zwischen
Arant und dem Barabesi, direkt an der Handelsstraße, zwei Tagesreisen vom
Palast entfernt befinden. Sie hielt uns zwei Dolche vor die Nase. Die Person
sollte auf jeden Fall mit einem dieser Dolche ermordet werden. Beide Dolche
sollten wir nach vollbrachter Tat dort lassen. Sie sagte, dass ihr dies sehr
wichtig sei und sie uns nur aus einem Grund zwei dieser Waffen mitgeben würde,
nämlich, dass, falls einem von uns etwas passiert, oder eine der Waffen
abhandenkommen würde, der zweite Mann den Auftrag dennoch ausführen könne, ja
sogar müsse. Wir versprachen alles, was sie wollte. Für uns war es nur wichtig,
aus dem Kerker herauszukommen. Alles war besser, als die Strafe, die uns dort
erwartete. Sie entließ uns schließlich und drückte jedem von uns einen der
Dolche in die Hand. Wunderschöne Arbeiten. Mit einem blauen Stein mitten im
Emblem. Sie ermahnte uns jedoch, dass, wenn wir den Auftrag nicht ausführen und
uns mit den Dolchen aus dem Staub machen würden, sie nach uns suchen lassen
würde, damit wir an Ort und Stelle aufgeknüpft würden. Das gleiche Los würde
uns ereilen, wenn wir auch nur ein Sterbenswort über die Sache verlauten ließen.
Wir hatten bisher nur kleine Diebstähle begangen und uns graute vor der
Ausführung des ungewöhnlichen Auftrages. Da uns aber die Königin persönlich diesen
Befehl erteilte, sahen wir es als unsere Pflicht an, ihn auch zu befolgen,
zumal sie uns noch zwei Beutelchen mit einigen Silbermünzen zugesteckt hatte.
Wir dachen einfach, es wäre eine politische Angelegenheit und unsere Pflicht,
den Befehl auszuführen, ohne ihn zu hinterfragen. Eben eine Sache für das
Königreich."
    Er nahm einen weiteren Schluck aus der noch halbvollen Flasche, seufzte
tief und sprach weiter:
    "Also machten wir uns auf den Weg. Nach zwei Tagen erreichten wir
unser Ziel und es war ein Leichtes, die beiden Alten um die Ecke zu bringen.
Der Mutter hatten wir die Kehle durchgeschnitten, bevor sie überhaupt sehen
konnte, dass jemand hinter ihr stand. Den einen Dolch ließen wir im Rücken des
Vaters stecken. Auch er hatte uns den Rücken zugewandt, als wir das
Schlafzimmer des Hauses betreten hatten. Mit dem zweiten wollten wir uns als
letztes die Tochter vornehmen. Ein wirklich hübsches Mädchen. Bevor wir sie
umbringen würden, wollten wir allerdings noch ein wenig unseren Spaß mit ihr
haben. So beschlossen wir also, sie erst einmal als unsere Gefangene
mitzunehmen. Leider ist es nicht mehr dazu gekommen, sie zu vernaschen. Um so
wenig Reisenden wie möglich zu begegnen, schlugen wir die nördliche, zwar
weitere, aber abgelegenere Strecke ein. Auf der großen Handelsstraße, die auf
geradem Weg nach Basab

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