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Arbeit - Leben - Glueck

Arbeit - Leben - Glueck

Titel: Arbeit - Leben - Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Schulze
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Aupairmädchen? Die Großeltern? Eine Tagesmutter? Oder eine Institution (Kinderkrippe, Kindergarten, Vorschule, Schule), die möglichst den ganzen Tag offen steht?
    Dass Familien einen Teil ihrer Aufgaben abgeben und ihr Kind einer Institution anvertrauen, wird heute meist positiv beurteilt: Kinder, so heißt es, lernten schon früh Sozialverhalten und Anpassung an die Gruppe. Es sei in vielen Fällen sogar besser, Kinder in die Obhut von geschultem Fachpersonal zu geben, als sie ihren Müttern und Vätern zu überlassen. Das mag hier und da zutreffen, eine Institution kann jedoch genauso versagen wie eine Mutter oder ein Vater. Davon ist aber meist nur dann die Rede, wenn gerade ein Schüler Amok gelaufen ist oder wir bei internationalen Tests schlecht abschneiden. Ansonsten gilt: Ein bisschen Gewalt, ein bisschen schlechte Qualität, das gibt es überall, damit muss man leben. So gesehen sind Zweifel an der Qualität von Institutionen genauso berechtigt wie Zweifel an der Kompetenz mancher Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder.
     
    |137| Kinder, die den ganzen Tag in einer Institution verbringen, haben so gut wie keine Privatsphäre mehr. Das ist für viele Kinder ein Problem. Der Verweis darauf wird in der öffentlichen Diskussion als »biedermeierliches Spießerdenken« gebrandmarkt. Doch was Kindern verwehrt werden soll, erlebt in der Erwachsenenwelt gerade eine Renaissance: Alle, die sich von den Strapazen der Außenwelt erholen wollen, schätzen den Rückzug in die schützenden vier Wände, mittlerweile schick in »Cocooning« oder »Homeing« umgetauft.
    Wer seine Kinder, solange sie noch klein sind, keiner Institution anvertrauen möchte, kann Arbeit und Familie nur dann vereinbaren, wenn er einen Partner hat, der gern und gut gelaunt zu Hause bleibt. Oder wenn beide Partner weniger arbeiten und verstärkt auch für Männer Halbtagsstellen angeboten werden. Daraus ergeben sich folgende Forderungen:
Die Arbeitgeber müssen mehr halbe Stellen anbieten.
Die sozialen Sicherungssysteme müssen umgebaut werden, denn Männer und Frauen, die nur halbtags arbeiten, um mehr Zeit für ihre Kinder zu haben, bekommen später nicht genug Rente und viel weniger Arbeitslosengeld.
    Mehr Halbtagsstellen sind aber nur eine Möglichkeit, das Problem zu lösen. Eine andere wäre der Späteinstieg ins Berufsleben für den Elternteil, der zu Hause bleibt. Sobald die Kinder selbstständig sind, würde für ihn ein neuer Lebensabschnitt beginnen: die Berufstätigkeit. Ausbildung und Karriere müssten auf einen Späteinstieg abgestimmt, die Familienzeit für Fortbildung und Qualifikation genutzt werden.
    Noch ist es so: Wer Kinder möchte, muss entweder die Karriere hintanstellen oder die Kinderbetreuung anderen überlassen. Bei der Entscheidung für das eine oder andere denkt man wahrscheinlich zuerst an die eigene Kindheit zurück. Jeder hat andere Erfahrungen gemacht und wird eigene Schlüsse daraus ziehen. Hier einige Beispiele:
    |138| Peter liebte den Kindergarten. Da hatte er seine Freunde und jeden Tag haben sie was anderes gemacht. Zu Hause wäre es langweilig gewesen. Er versteht nicht, dass es Kinder gibt, die nicht in den Kindergarten wollen.
     
    Marthas Eltern brüllten oft rum und es gab immer viel Streit. Oft konnte sich Martha nicht auf ihre Schularbeiten konzentrieren. Am liebsten wäre sie in ein Internat gegangen. Auch heute noch kann sie sich vorstellen, dass man es da ganz gut haben kann.
     
    Im Kindergarten war es für Suse schrecklich. Sie hatte immer Angst. Wenn sie sich darüber beschwerte, dass andere Kinder sie ärgern, sagte die Kindergärtnerin, sie solle sich nicht so anstellen. Dieses Schicksal will sie ihren eigenen Kindern ersparen, koste es, was es wolle.
     
    Annas Mutter war oft unzufrieden und genervt. Sie wäre gern arbeiten gegangen, blieb aber wegen Anna zu Hause. Oft hatte die Mutter schlechte Laune und Anna ein schlechtes Gewissen. Auf keinen Fall will Anna später einmal Hausfrau und Mutter werden.
     
    An Wochentagen hat Franz seine Eltern nur wenig gesehen. Morgens vor dem Kindergarten und abends, wenn sie von der Arbeit heimkamen. Dann gab es Hawaii-Toast, Tiefkühlpizza oder Nudeln mit Soße. Danach sind alle vor dem Fernseher eingeschlafen. Franz möchte später mal eine Frau, die arbeiten geht. Er will dann zu Hause bleiben und immer was Gutes kochen.
Wie sind die eigenen Kindheitserinnerungen?
Wie wirken sie sich auf die Zukunftspläne aus?
Was wäre die ideale Verbindung von

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