Arbeit - Leben - Glueck
und muss sich ständig bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit belasten. Er arbeitet nicht mehr
zeit
orientiert, sondern
ergebnis
orientiert. Die Arbeit wird zum Projekt, wie viel Zeit man dafür braucht, spielt keine Rolle. Die Grenze zwischen Arbeitszeit und Freizeit verschwimmt. Welche Folgen das haben kann, zeigen die nächsten beiden Abschnitte.
Burn-out und Work-Life-Balance
Der englische Begriff »Burn-out« heißt so viel wie ausgebrannt, total erschöpft. Er wird verwendet, wenn ein Mensch alle Kraftreserven aufgebraucht hat und nichts mehr geht. Ausgebrannte sind todmüde und völlig leer. Das Ausbrennen ist ein mittlerweile anerkanntes Krankheitsbild. Die Betroffenen sind für längere Zeit oder sogar für immer arbeitsunfähig, auch Ruhepausen helfen nicht mehr. Ein Burn-out trifft schon längst nicht mehr nur Lehrer, die mit ihren Schülern nicht fertig werden, oder Manager, die sich jahrelang überfordert haben. Alle, die regelmäßig zu viel arbeiten, sich keine Pausen gönnen und sich auch in der Freizeit nicht mehr erholen können, sind gefährdet.
Vor der ständigen Überlastung durch Mehrarbeit soll die so genannte »Work-Life-Balance« helfen. Das heißt wörtlich übersetzt: Ausgleich von Leben und Arbeit. Viele Unternehmen haben dafür in den letzten Jahren eigene Konzepte entwickelt: Betriebsschwimmbad, Fitnessräume, der firmeneigene Masseur, der Stressberater, der wöchentliche Yogakurs, |132| das Wochenende auf den Bahamas für besonders gute Leistungen – all dies und noch viel mehr tun Firmen, die wollen, dass ihre Mitarbeiter etwas leisten, ohne dabei auszubrennen.
In der Regel jedoch bleibt es dem Einzelnen überlassen, ein gutes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit herzustellen. Wenn man es allein nicht schafft, kann man einen Arbeitsberater hinzuziehen oder einen Therapeuten fragen. Oder einen Ratgeber lesen. An Vorschlägen, was zu tun ist, wenn das Leben immer anstrengender wird, mangelt es nicht:
Stellen Sie eine Putzhilfe ein!
Gönnen Sie sich öfter eine Pause!
Sagen Sie auch mal Nein!
Ernähren Sie sich gesund!
Treiben Sie regelmäßig Sport!
Besuchen Sie Spaßbäder, Sauna, Wellness-Center, Gourmet-Tempel!
Teilen Sie sich Ihre Zeit gut ein!
Unterscheiden Sie das Wichtige vom Unwichtigen!
Was bringen solche Vorschläge? Die beste Idee auf dieser Liste ist noch die Putzhilfe, also das Abgeben von Arbeit an andere. Eine zweite Kategorie von Vorschlägen, wie in die Sauna gehen oder Sport treiben, stellt zusätzliche Anforderungen dar, die noch mehr Stress und Termindruck erzeugen. Viele sagen gerade wegen solcher Aktivitäten: »Arbeit ist das ganze Leben und das Leben macht nur noch Arbeit.« Eine dritte Kategorie von Vorschlägen sind kaum mehr als Allgemeinplätze: Man soll sich die Zeit besser einteilen und sich öfter mal eine Pause gönnen. Das ist oft leichter gesagt als getan und klingt für viele, die hart arbeiten, wie blanker Hohn.
|133| Keiner der Vorschläge rückt dem Kern des Problems zu Leibe: zu viel Arbeit. Das geht auch gar nicht, denn Arbeitsüberlastung ist nur zum Teil ein persönliches Problem. Sie ist von Faktoren abhängig, die der Einzelne oft nicht beeinflussen kann. Bei der Suche nach dem richtigen Verhältnis von Arbeit und Freizeit sind deshalb alle Beteiligten gefragt: Die Arbeitnehmer, die in ihrem eigenen Interesse Mehrarbeit zum Thema machen müssen, auch wenn sie sich dadurch vielleicht ein paar Karrierenachteile einhandeln. Der Betriebsrat, dessen Job es wäre, auch für A T-Angestellte faire Regelungen auszuhandeln. Und die Arbeitgeber. Sie können von allen Beteiligten am besten dafür sorgen, dass niemand auf der Strecke bleibt.
Arbeitssucht
Arbeit kann zur Sucht werden. Ein Arbeitssüchtiger (auch hier hat sich der englische Begriff »Workaholic« durchgesetzt) ist ein Mensch, der nicht weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll, wenn er nichts zu tun hat. Wie kommt es dazu? Dass viele Menschen gerne arbeiten, kann nicht das Problem sein. Aber irgendwo muss es eine unsichtbare Grenze geben, wo die Arbeitsliebe aufhört und die Arbeitssucht beginnt. Es gilt zum Beispiel in vielen Kreisen als schick, so ein richtiges Arbeitstier zu sein. Sogar Millionäre präsentieren sich in der Öffentlichkeit gern als solche. Die regelrechte Verdammung des Nichtstuns haben wir Männern wie dem amerikanischen Politiker, Schriftsteller und Erfinder Benjamin Franklin zu verdanken, der im 18. Jahrhundert gesagt hat: »Verliere
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