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Arbeit - Leben - Glueck

Arbeit - Leben - Glueck

Titel: Arbeit - Leben - Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Schulze
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Arbeit ab, drohen Leistungskürzungen bis hin zum Wegfall sämtlicher Bezüge. Diese im internationalen Vergleich keineswegs drastischen Maßnahmen waren in Deutschland längst überfällig: Wenn immer mehr Menschen Transferleistungen für sich beanspruchen und gleichzeitig immer weniger Menschen Arbeit haben, ist das Ende des Sozialstaats genauso abzusehen wie das Ende der Ölvorräte oder der Erdgasreserven. Und in diesem Fall würde niemand mehr etwas bekommen   – auch nicht die, die es wirklich dringend brauchen.
     
    Jenseits dieser Überlegungen mag der Einzelne sich fragen: »Was geht mich das an? Solange ich weiterkomme und erreiche, was ich will, gibt es doch keinen Grund zur Panik. Bin ich denn nicht immun gegen die Arbeitslosigkeit, solange ich jung, arbeitswillig und gut qualifiziert bin?« Das stimmt im Prinzip, aber es gibt immer Ausnahmen. Außerdem ändert sich die Lage ständig. Der nächste Abschnitt informiert deshalb auch diejenigen, die es eigentlich nicht betrifft, über Arbeitslosigkeit und die Folgen.
    |145| Was heißt hier arbeitslos?
    Zuerst die gute Nachricht: Alle, die dieses Buch lesen, sind weniger von der Arbeitslosigkeit bedroht als diejenigen, die nie etwas lesen und auch sonst nicht viel wissen. Die qualifikationsspezifische Arbeitslosenquote liegt bei Akademikern in Westdeutschland deutlich unter 5   Prozent, nur im Osten liegt sie etwas darüber. Und auch ein Blick in ältere Statistiken würde zeigen: In den vergangenen 30   Jahren lag die Arbeitslosenquote der Akademiker immer unter 5   Prozent. Auch Menschen mit einer guten Berufsausbildung werden seltener arbeitslos.
     
    Die meisten gut Ausgebildeten sind auch nicht lange arbeitslos. Immerhin 43   Prozent aller gemeldeten Arbeitslosen brauchen weniger als ein halbes Jahr, um wieder Arbeit zu finden. Der Wirtschaftsexperte Meinhard Miegel schreibt in seinem Buch
Die deformierte Gesellschaft,
dass diese Arbeitslosen oft schon einen neuen Vertrag unterschrieben haben, bevor sie sich arbeitslos melden. Sie überbrücken lediglich etwas Zeit. Eine vorübergehende Arbeitslosigkeit entspricht der Dynamik der modernen Arbeitswelt, in der es ganz normal ist, die Stelle zu wechseln, den Wohnort zu wechseln, eine kurze Pause zu machen und wieder neu anzufangen.
    Weitere 20   Prozent der Arbeitslosen sind weniger als ein Jahr arbeitslos. Diese Gruppe braucht etwas Hilfe, ist aber gut qualifiziert und vermittelbar. Angehörige dieser Gruppe wollen arbeiten und finden auch etwas. Sie benötigen aber mehrere Anläufe, Hilfe bei der Stellenvermittlung und ein vernünftiges Selbstmanagement.
    Rund 25   Prozent der Arbeitslosen sind laut Miegel nicht wirklich an einem Arbeitsplatz interessiert: Entweder sie sind nur arbeitslos gemeldet, weil sie die Zeit bis zum Rentenalter überbrücken wollen, oder sie gehören zu den Geringverdienern, für die Arbeit sich nicht lohnt, solange sie Transferleistungen erhalten. Die Angehörigen dieser Gruppe sind arbeitslos und wollen es auch bleiben.
     
    |146| Qualifikationsspezifische Arbeitslosenquoten 2002
    Quelle: IA B-Materialien 4   /   2003, Angaben in Prozent.
    Nur 12   Prozent wollen arbeiten, aber keiner will sie. In dieser Gruppe finden sich zumeist Arbeitslose zwischen 45 und 55.   Sie sind oft gut oder sehr gut qualifiziert, werden aber für eine Neueinstellung nicht mehr in Betracht gezogen. Auch Menschen, die keine Ausbildung haben, keine ausreichenden Deutschkenntnisse besitzen oder gesundheitlich beeinträchtigt sind, können zu dieser Gruppe gehören.
    Eine europaweite Untersuchung des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2004 ergibt allerdings ein etwas anderes Bild: In Deutschland ist man viel länger arbeitslos als bisher gedacht. Die Hälfte aller Erwerbslosen sucht über ein Jahr nach einer Arbeit. Die Abweichung von den Berechnungen |147| von Miegel oder der Arbeitsagentur entsteht dadurch, dass in der Erhebung des Statistischen Bundesamtes alle Erwerbslosen miteinbezogen wurden, also auch diejenigen, die nicht arbeitslos gemeldet sind, aber trotzdem eine Arbeit suchen. Das sind Selbstständige und Freiberufler, die scheitern und dann eine Anstellung brauchen, oder Hausfrauen und Mütter, die in die Arbeitswelt zurückwollen oder Menschen in Umschulungs- oder Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Auch hier gibt es viele gut Qualifizierte, aber sie treten nicht offiziell in Erscheinung. Man nennt sie auch die »stille Reserve« des Arbeitsmarktes und schätzt ihre Zahl auf etwa

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