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Arcanum – Das Geheimnis

Arcanum – Das Geheimnis

Titel: Arcanum – Das Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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kleinen Wohnküche fallen, auf der sie die Nacht verbracht hatte.
    „Was sind das für Leute, Carolin“, fragte ihre Mutter ängstlich.
    Carolin brauchte eine Minute, um sich zu sammeln und zu überlegen, was sie ihrer Mutter erzählen konnte, um sie einerseits nicht zu sehr zu ängstigen und andererseits nicht in Gefahr zu bringen.
    „Wir sind zufällig in etwas hineingeraten. Keine Angst. Christopher und ich sind keine Kriminellen. Es ist alles ein Missverständnis, das sich aufklären wird. Sven hat uns seine volle Unterstützung zugesagt, und ich bin sicher, dass Klara bald unversehrt zurück ist“, log sie und versuchte lächelnd Zuversicht auszustrahlen, obwohl sie einem Nervenzusammenbruch nahe war.
    Sie riss sich zusammen, schließlich wollte sie Klara zurückhaben, und außerdem hatte sie noch drei weitere Kinder, die sie mehr brauchten denn je. Sie schaute auf ihre Armbanduhr, die ein Geschenk ihres Mannes zum zehnten Hochzeitstag gewesen war. Noch fünfzehn Minuten. Sie schob ihre Mutter aus dem Zimmer, schloss die Türe und setzte sich an den Küchentisch.
    Sollte sie Sven anrufen? Nein, wenn diese Leute nur annähernd so gut informiert waren, wie es den Anschein hatte, dann würden sie das Gespräch abhören.
    Nun war sie auf sich alleine gestellt. Die Zeit verging quälend langsam. Sie tat etwas, das sie lange nicht mehr getan hatte, und das ihr wie in ihrer Jugendzeit eine innere Ruhe gab, die sie dringend brauchte: Sie betete.
    Sie bat Gott, er solle Klara beschützen und ihr Christopher zurückgeben. Die Tränen rannen ihr übers Gesicht und hatten etwas Reinigendes, sodass sie mit ruhiger Entschlossenheit den Hörer nahm, als Punkt drei Uhr das Telefon klingelte.

12.
     
    Geistesgegenwärtig schaltete sie den Anrufbeantworter ihrer Mutter auf Mitschneiden. Sollten es die Entführer bemerken, könnte sie immer noch behaupten, dass es ein Versehen war.
    „Carolin Martinez“, meldete sie sich gefasst. Sie hätte die Stimme, die nun mit ihr sprach als angenehm, ja sympathisch bezeichnet, wenn die Umstände andere gewesen wären.
    „Sehr geehrte Frau Dr. Martinez, ich freue mich Ihnen persönlich zu versichern, dass es nichts gibt, das wir weniger wollen, als Ihnen oder Ihrer Familie Schaden zuzufügen“.
    „Lassen Sie bitte den Doktor weg, ich habe nicht promoviert“, erwiderte sie kurz angebunden und bereute es sofort. Schließlich wollte sie diese Leute auf keinen Fall verärgern. Die Stimme fuhr höflich und unbeirrt fort, „wie sie wünschen, Frau Martinez. Ich gebe ihnen jetzt ihre Tochter“.
    „Mama, Mama, hier gibt es ganz viele Spielsachen. Onkel Paul hat mir versprochen, dass er mir ein Fahrrad schenkt, wenn ich brav warte, bis Du mich abholst, stimmt das?“, platzte Klara in der ihr eigenen, quirligen Art ins Telefon. Es gab tatsächlich einen Onkel Paul, von dem sie Klara unlängst erzählt hatte, dass er sie einmal als Baby im Arm gehalten habe.
    Onkel Paul lebte in den USA und Klara wusste, dass er sie in diesem Jahr besuchen wollte. Waren diese Leute über den gesamten Familienstammbaum informiert? Sie wehrte sich innerlich gegen ein Gefühl der Ohnmacht.
    „Ja, mein Schatz“, antwortete sie so normal sie konnte, „bleib schön brav bei Onkel Paul, ich hole Dich bald ab.“
    Es schnürte ihr die Kehle zu, denn sie wusste nicht, wann sie ihre Tochter wieder sehen würde. Sie weigerte sich zu Ende zu denken, was sonst noch passieren könnte.
    „Sie sehen, dass es keinen Grund zur Beunruhigung gibt. Nun zu dem, was wir von Ihnen erwarten“.
    Die sympathische Männerstimme hatte sich wieder eingeschaltet und im Hintergrund hörte sie neben Geräuschen, die sie nicht identifizieren konnte, Klara gedämpft kichern.
    „Es ist im Grunde ganz einfach. Ihr Mann arbeitet inzwischen mit uns zusammen. Nicht mehr und nicht weniger erwarten wir von Ihnen. Alle Informationen, die sie von Herrn Richter erhalten, leiten Sie unverzüglich an eine Telefonnummer weiter, die sie sich bitte notieren wollen.“
    Ohne zu warten diktierte der Mann in der Leitung eine Handynummer. Carolin suchte hektisch nach einem Stift und schrieb sie auf die Rückseite einer Frauenzeitschrift, die ihre Mutter abonniert hatte.
    „Uns ist bekannt, dass sie eine persönliche Beziehung zu Herrn Richter haben, sodass wir uns sehr wundern würden, wenn er sie nicht in seine Ermittlungen einweihte“.
    Die Schärfe in seinem Ton ließ keinen Zweifel darüber, dass hier die Grenze der Höflichkeit erreicht

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