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Arcanum – Das Geheimnis

Arcanum – Das Geheimnis

Titel: Arcanum – Das Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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sofort zu ihr. Können wir das?“
    Sie wollte aufspringen, doch er legte ihr die Hand auf die Schulter.
    „Ich werde Dir einiges erklären. Dann entscheide selbst, was wir tun sollen“.
    Sie sank kraftlos zurück, und er versuchte ihr behutsam beizubringen, welches Vorgehen er für das Beste hielt.
    „Ich kann sicher nicht nachempfinden, wie man sich als Mutter fühlt, deren Kind entführt wurde, trotzdem bitte ich Dich so objektiv wie möglich zu beurteilen, was ich Dir jetzt sage“.

13.
     
    Als Christopher wieder zu sich kam, lag er in einem weichen Bett. Der Schlaf hatte ihn erfrischt, und er erinnerte sich nur noch schemenhaft an die Zeremonie, in die er hineingeplatzt war, und die grauenvollen Kopfschmerzen, bevor er das Bewusstsein verloren hatte. Er trug seine Kleider, die frisch gereinigt wirkten. Der Raum war in helles Licht getaucht, das durch die großen Fenster hereinflutete, die durch kunstvolle, schmiedeeiserne Gitter ebenso ein-, wie ausbruchsicher zu sein schienen. Die Decke, an die er von seinem Lager aus blickte, war hoch und von einer strengen Stuckleiste eingerahmt.
    Einer Ahnung folgend sprang er aus dem Bett, was einen leichten Schwindel auslöste, dann ging er zur einzigen Türe des Raumes, die das klassizistische Ambiente durch ihre massive, kunstvoll geschnitzte Eichenfüllung abrundete.
    Er drückte die Klinke und stellte überrascht fest, dass sie nicht abgeschlossen war. Ein Telefon stand auf dem Nachttisch. Hoffnungsvoll nahm er den Hörer von der Gabel. Ein Tuten, aber kein Freizeichen.
    Vielleicht konnte er wenigstens den Zimmerservice anrufen. Behutsam legte er wieder auf. Wo war er? Die Annehmlichkeiten seines Kerkers, sowie die unverschlossene Türe passten nicht zu einer Entführung. Es schien eher so, als hätten ihn Freunde irgendwo hingebracht, wo er seinen Rausch ausschlafen konnte. Dennoch fühlte er sich nicht unbedingt wohl.
    Er fegte seine Bedenken beiseite, als sein Blick auf den Schreibtisch an einem der Fenster fiel. Dort lag ein Stoffbeutel, in dem sich ein Buch abzeichnete, das so hingelegt worden war, dass er es bemerken musste. Jemand wollte offensichtlich, dass er es las. Er zog es aus der schützenden Hülle und sah, dass der Einband in sehr altem, braunem Leder gehalten war, das sich über einen massiven Holzdeckel mit Metallverschlüssen spannte, so wie es für Pergamentschriften des Mittelalters typisch war, die ohne äußeren Druck dazu neigten, Wellen zu schlagen. Der Einband verriet nichts über den Inhalt.
    Mit einer vagen Vorahnung öffnete er die Schnallen und schlug es auf. Er hielt den Atem an. Es war eine Abschrift der Vita Adeodati . Endlich würde er die Geschichte zu Ende lesen und die Lösung aller Rätsel finden.
    Doch wieso waren sie bei den Rosenbrüdern eingebrochen, um Fotos von diesem Buch zu machen, wenn Silvia und ihre Hintermänner ein Original oder eine Abschrift besaßen?
    Der Einband war ein anderer und auch der Umfang des Buches vor ihm unterschied sich von dem der Fraternitas Rosae . Es schien wesentlich dicker zu sein.
    Einer alten Gewohnheit folgend zog er die weichen Stoffhandschuhe über, die daneben lagen. Er blätterte vorsichtig über den Anfang hinweg, den er bereits bei Silvia überflogen hatte, und fand danach eine ihm bislang unbekannte Stelle, von der ab die Reise des Papstes in den Schwarzwald beschrieben wurde.
    Am fünfzehnten Oktober Anno Domini 1049 brachen Papst Leo und sein engster Vertrauter Adeodatus mit einem kleinen Gefolge aus Rom auf. Sie erreichten die Stadtmauern vor Morgengrauen, sodass sie die schlafenden Römer nicht bemerkten. Sie überquerten die Alpen per Vallem Tridentinam.
    Christopher überlegte kurz, dann fiel ihm ein, dass dies ab dem neunten Jahrhundert die Bezeichnung für den Brenner war, welche die antike Beschreibung per Alpes Noricas ablöste. Der Text erwähnte einen Besuch des Grabes der heiligen Odilie, die bei Augenleiden gerne aufgesucht wurde, andrerseits aber auch eine direkte Vorfahrin Leos war. Falls sie einen Abstecher zum Odilienberg machten, dann war das zwar nicht der kürzeste Weg, doch der Brenner konnte leichter bezwungen werden als der Gotthard, vor allem, wenn sie mit Schnee rechnen mussten. Ihr Weg folgte der antiken Römerstraße nach Augsburg und über Bad Cannstatt schließlich nach Argentorate, dem heutigen Straßburg, das eine antike Fernstraße wiederum mit Bad Cannstatt verband. Von dort war es nur noch eine kurze Strecke durch das Rheintal. Nun folgte eine

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