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Arcanum – Das Geheimnis

Arcanum – Das Geheimnis

Titel: Arcanum – Das Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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Sonnenlicht, das sie vor dem Hauptportal erwartete.
    „Ich bringe Dich jetzt zu Deiner Mutter zurück. Ich möchte von Amts wegen vorfühlen, wie wir genauere Untersuchungen in der Aureliuskirche anstellen können. Ich habe aber Zweifel, ob man uns aufgrund der wirren Geschichte eine Genehmigung für Ausgrabungen oder andere, invasive Nachforschungen geben wird. Lass mir heute Zeit und unternimm bitte nichts auf eigene Faust. Ich werde meine Fühler ausstrecken, um herauszufinden, wo Christopher steckt. Mach Dir keine Sorgen. Die Jungs brauchen ihn auf jeden Fall als Fachmann auf der Suche nach dem Arcanum . Ich vermute außerdem, dass sie ihn nicht gefangen halten, sondern überzeugen, bei der Aufklärung der historischen Zusammenhänge mit zu wirken. Ich denke, dass Christopher von der Geschichte fasziniert ist, und vielleicht helfen sie ein bisschen durch den gezielten Einsatz ihrer Drogen nach“.
    Carolin willigte ein, und er setzte sie vor dem Haus ab, das nun ihr neues Zuhause geworden war, aber nicht für immer, schwor sie sich. Sie sah ihm nach, bis er auf der kurvenreichen Straße aus ihrem Blickfeld verschwand. Sie hatte keine Sekunde an Christopher gedacht, als sie mit Sven unterwegs gewesen war, und nun hatte ausgerechnet Sven ihr schmerzlich ins Gedächtnis gerufen, dass ihr Mann in großer Gefahr schwebte.
    Sie fühlte sich schlecht. Wie konnte sie so selbstsüchtig sein, ihn auszublenden, während sie mit ihrem ehemaligen Jugendfreund eine Spritztour nach Tübingen unternahm? In diesem Augenblick hasste sie sich selbst, öffnete die Tür und trat ein.

11.
     
    Carolin spürte sofort, dass etwas faul war. Ihre Mutter sah auf, als sie eintrat, und warf sich ihr weinend an den Hals. Eine innere Kälte umklammerte ihr Herz und raubte ihr den Atem.
    „Ist etwas mit den Kindern?“, fragte sie mit zitternder Stimme. Ihre Mutter schluchzte, und Carolin hatte das Gefühl, dass ihr jemand den Boden unter den Füßen wegzog. Sie schüttelte ihre Mutter und schrie sie hysterisch an:
    „Sag schon, was los ist!“
    „Irgendwer hat Klara entführt. Sie ist nicht heimgekommen, und dann habe ich den Brief unter der Türe gefunden“, sprudelte es aus ihr heraus.
    Carolin nahm den Brief, der offensichtlich aus einem Laserdrucker stammte, in die zitternden Hände und las:
    Wir haben uns erlaubt, Ihre Tochter heute vom Kindergarten abzuholen. Sie wollte lieber mit dem Auto als dem Bus fahren. Es geht ihr gut, und wir werden es ihr an nichts fehlen lassen. Sie fragt andauernd nach ihrer Mama, und wir konnten ihr mitteilen, dass sie schon sehr bald wieder zu Hause sein würde, sobald ihre Mutter etwas für uns erledigt hätte. Sie ist ein kluges Kind und zeigt viel Verständnis. Wir hoffen deshalb, dass sie in einer ähnlich positiven Weise kooperieren. Zunächst wäre es absolut schädlich, wenn sie Ihrem Freund bei der Polizei, Herrn Sven Richter, etwas von diesem Brief erzählten. Bitte glauben sie uns, dass wir jeden Schritt von Ihnen beobachten und uns nichts entgeht. Wir melden uns telefonisch Punkt fünfzehn Uhr unter der Nummer Ihrer Mutter, dann können wir alles Weitere besprechen, und Sie ein paar Worte mit Klara wechseln. Auf eine gute Zusammenarbeit.
    Der Brief war nicht unterschrieben, was sie nicht weiter wunderte. In einem Anflug von Wut knüllte sie ihn zusammen und warf ihn quer durch den Raum, dann heulte sie auf und warf sich ihrer Mutter an den Hals. Die beiden Frauen hielten sich eng umschlungen, und nachdem die Tränen versiegt waren, fand Carolin zuerst die Sprache wieder.
    „Wo sind Luisa, Nikola und Friederike?“, fragte sie ängstlich. „Sie sind mit Kurt direkt von der Schule aus in die Wilhelma gefahren“, beruhigte sie ihre Mutter.
    Kurt war der beste Freund ihrer Mutter, der nach dem Tod Friedrichs, Carolins Vater, immer für sie da gewesen war und ihr schon etliche Heiratsanträge gemacht hatte. Ihre Mutter hatte ihm ebenso viele Absagen erteilt, ihn aber gerne in ihrer Nähe, sodass sie in einer eheähnlichen Beziehung lebten, die beiden die Möglichkeit gab, sich in ihre eigenen vier Wände zurückzuziehen, wenn es ihnen danach war.
    Kurt war ein liebenswerter Mann, dessen Figur und pausbäckiges, freundliches Gesicht mit dem dichten grauen Bart pure Gemütlichkeit ausstrahlten, sodass Carolin und die Kinder ihn sofort in ihr Herz geschlossen hatten, und er jedes Jahr den Nikolaus im Hause Martinez spielen musste.
    Sie stöhnte und ließ sich erschöpft auf die Couch in der

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