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Arcanum – Das Geheimnis

Arcanum – Das Geheimnis

Titel: Arcanum – Das Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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war, dann lässt sich die Gravur des Steines schlecht begreifen. Er lebte doch in dem Glauben, dass das Kreuz ein Zeichen des Antichristen sei“.
    „Ich glaube, Du übersiehst die Tragweite der Symbolik. Es ist eine Prüfung, aus der man als Sieger hervorgehen oder scheitern kann. Jesus ertrug das Kreuz und ging nach dem Verständnis der Kirche als Sieger hervor. Adeodatus und vielleicht auch Simon Magus sahen nur die Macht des Holzes, das vom Baum der Erkenntnis genommen worden war, so wie in der Legenda Aurea beschrieben, und wurden Opfer der Gier und damit der Schlange. Der Baum der Erkenntnis ist eine Allegorie, die diesen Sachverhalt ausdrückt. Wir stehen vor einer Entscheidung des freien Willens und müssen wählen zwischen dem steinigen Weg ins Paradies und dem bequemen in die Hölle. Pflücke den Apfel oder nicht. In hoc signo aut vinces aut perdis “.
    Herbert rieb sich wie üblich an der Nase, dann nickte er anerkennend.
    „Ich glaube, Du hast soeben die Weisheit, die dahinter steckt, gelassen ausgesprochen“. Er lächelte verschmitzt.
    „Ist das Kreuz noch in Hirsau?“, fragte Christopher.
    „Die Communitas Saturni ist davon überzeugt. Keine der Geheimgesellschaften hat es gesehen oder berührt. Die Botschaft des Quetzalcoatl an uns lautet doch offensichtlich, es am letzten Tag des Äonenkalenders in unseren Besitz zu bringen“.
    „Welche Verbindung könnte es um alles in der Welt zwischen Mexiko und Hirsau geben?“, fragte Christopher ratlos.
    „So eine Geschichte passt doch bestenfalls in einer völlig abgehobene Esoterikzeitschrift, findest Du nicht?“
    „Schon, aber das Artefakt ist alt, die Legierung aus einer Mine auf Yucatán, und die GPS-Koordinaten auf der Scheibe sind doch kein Zufall. Vielleicht gibt es diese medialen Fähigkeiten, so wie Reisen in die Zukunft, die den Maya und Tolteken nachgesagt werden. Das würde erklären, weshalb ein Kruzifix auf der Scheibe und ein Kreuzessplitter -echt oder Fälschung- unter dem Stein waren. Wenn wir aber Zeitreisen für Unfug halten, dann haben wir ein Problem. Um das Jahr tausend hatte noch kein Missionar den amerikanischen Kontinent betreten“.
    Herbert überlegte einen Moment und murmelte dann:
    „Es könnte natürlich auch ein Kunstwerk aus Europa sein, das aus dem Beutegold der Spanier hergestellt wurde“.
    „Hast du bei Diego de Landa nachgesehen? Vielleicht gibt es etwas in seiner Hinterlassenschaft, das auf ein Kreuzsymbol in Mittelamerika hindeutet aus vorspanischer Zeit“.
    „Gute Idee. Mach ich gleich“.
    Herbert setzte sich an ein Notebook und startete eine Suche in einer Bibliothek in Spanien, zu der er offensichtlich mit einem Passwort Zugang erhielt.
    Christopher fuhr fort: „Die offizielle Version ist, dass er alles bei seinem Autodafe verbrannte, was ihm in die Hände fiel. Tatsächlich hat er aber einiges behalten und an geheimen Orten versteckt. Auch seine Mitbrüder waren fasziniert von der Kunstfertigkeit der Mayaschriften. Sie wollten hinter das Geheimnis ihrer leuchtenden Farben kommen, und schon deshalb verbrannten sie nicht alles“.
    „Du hast recht, daran habe ich nicht gedacht“. Herbert las konzentriert durch die Liste der Briefe und Schriften, die de Landa während seiner Zeit als Missionar und Bischof in Yucatán verfasst hatte.
    „Da ist etwas“.
    Herbert Augen weiteten sich. „Hier wird eine toltekische Familie beschrieben, die im Besitz einer ungewöhnlichen Lehmform war, mit der sie Wachsabgüsse herstellte und auf den Märkten anbot. De Landa hat sie beschlagnahmt. Diese Negativform sei über Generationen weitergegeben worden und gehe zurück auf den gefiederten Schlangengott. Das Familienoberhaupt, ein uralter Greis, behauptete, es sei seine Aufgabe und die seiner Nachfahren, die Botschaft der Scheibe zu bewahren bis zum Ende der Zeit“.
    Herbert hielt kurz inne, bevor er weiterlas.
    „De Landa glaubte an ein Wunder, denn auf dieser gebrannten Lehmform war ein Kreuz mit einem Korpus zu sehen, weshalb er naiv annahm, dass die frohe Botschaft von den frühen Christen so laut verkündet worden war, dass sie das Ende der Welt erreichte. Der dargestellte Christus trug eindeutig indianische Züge, sodass er das ketzerische Kunstwerk versteckte. Es tauchte nach seinem Tod in seinem Nachlass auf und ist jetzt im Museum seines franziskanischen Heimatklosters. Hier ist ein Bild“.
    Herbert klickte auf eine kleine Miniaturdarstellung, die sich langsam in hoher Auflösung auf dem Bildschirm

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