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Arcanum – Das Geheimnis

Arcanum – Das Geheimnis

Titel: Arcanum – Das Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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sollte. Adeodatus war auf Geheiß Gregors 1074 nach Hirsau zurückgekehrt. Es war seine Hand, die er und Herbert gefunden hatten. Also hatte man ihn gestellt und als Verräter bestraft, bevor er nach Hirsau gelangte. Vielleicht konnte man ihn auch nur durch einen besonderen Ritus töten, der das Abtrennen der rechten Hand erforderte. Mit der goldenen Scheibe im Gepäck hätte er das Arcanum wiedergefunden. War er zuvor auf dem Odilienberg gewesen, um den Schlüssel zu holen? Vermutlich nicht. Hirsau lag zuerst auf seinem Weg und von dort war es ins Elsass eine kurze Reise, die er mit einem ausgeruhten Pferd des Abtes und frischen Proviant sehr viel schneller und sicherer bewältigt hätte.
    War es Adeodatus gewesen, der die Worte Konstantins auf den Stein graviert hatte? Hatte er geahnt, dass er sterben würde, die goldene Scheibe versteckt und für einen Vertrauten den Ort gekennzeichnet?
    Warum kam dieser Vertraute nicht, der die Botschaft verstand und nach dem Schlüssel zum Geheimnis der Aureliuskirche suchte? Christopher ahnte, was mit dem Arcanum gemeint war, auch wenn ihm die ganze Geschichte zu fantastisch erschien, um sie zu glauben. Es musste sich um ein Stück des wahren Kreuzes handeln. Vielleicht hatte Helena es heimlich nach Armenien geschmuggelt. Der Weg über Dionysios und Aurelius nach Hirsau entbehrte nicht einer gewissen Logik. Ob es mehrere Stücke gab oder das Stück, das in Hattin verloren ging, eine Fälschung war, spielte keine Rolle.
    Wenn in Hirsau das versteckt wurde, was Christopher vermutete, dann war es von unschätzbarem Wert. Seine Augen leuchteten. Er würde in die Geschichte eingehen, und sein Leben untrennbar verbunden sein mit dem Auffinden der bedeutendsten Reliquie der Christenheit. Es war der Traum jedes Archäologen.
    Was aber war auf dem Odilienberg versteckt worden?
    Plötzlich traf ihn eine ernüchternde Erkenntnis wie ein Schock. Er war Gefangener einer Gruppe skrupelloser Machtmenschen, die ebenfalls diese Zusammenhänge kannten. Wo hatten sie Herbert hingebracht? Welche Rolle spielten sie beide wirklich in diesem anachronistischen Drama.

14.
     
    Wie als Antwort auf seine Fragen öffnete sich die Türe. Herbert trat ein und war sichtlich erfreut, ihn zu sehen.
    „Schön, dass Du wieder unter den Lebenden bist“, waren seine ersten Worte, und auf den fragenden Gesichtsausdruck Christophers ergänzte er, „wir sind Gäste der Communitas Saturni “.
    „Gäste?“, fragte Christopher ungläubig. „Sagen wir lieber Gefangene oder Geiseln“.
    „Zugegeben, sie sind nicht sehr sanft mit uns umgesprungen. Mich haben sie mit einer Impfpistole zu Hause erwischt, und ich bin dann hier aufgewacht. Ich vermute, dass sie mit Dir etwas Ähnliches angestellt haben“.
    Herbert schaute Christopher fragend an, der errötete und die Umstände, wie er hergekommen war, nicht weiter erörtern wollte.
    „Schließlich wussten sie nicht, ob sie uns trauen können, und die sind an einer wirklich großen Sache dran“.
    „Und jetzt vertrauen sie uns?“, spottete Christopher.
    „Sei nicht so zynisch. Wir sind in ihrem Hauptquartier in Tübingen und können uns frei bewegen. Sie haben modernste Geräte, um alte Schriften und Bücher zu untersuchen. Es gibt Röntgenapparate und ein hervorragendes Chemielabor“. Herberts Augen leuchteten.
    „Was wollen die von uns?“, fragte Christopher misstrauisch.
    „Sie wollen, dass wir die Vita Adeodati mit allen erdenklichen Methoden untersuchen, denn sie vermuten in ihr eine geheime Botschaft, die ihnen bisher entgangen ist“.
    „Das, was da drin steht, ist doch schon geheimnisvoll genug?“, erwiderte Christopher.
    „Willst Du nicht auch dieses sagenhafte Geheimnis lüften, das wahre Kreuz finden und in den Olymp der Archäologie eingehen?“, fragte Herbert herausfordernd, „Du musst Dich entscheiden. Herr Gryphius stellt uns frei, sofort zu gehen, ohne das Buch versteht sich, oder aber an der Entschlüsselung der Botschaft maßgeblich mitzuwirken, weil die Fraternitas Rosae am letzten Tag des Mayakalenders eine Art terroristische Aktion plant mithilfe des Kreuzes, um ein landesweites Chaos anzurichten“.
    „Die Fraternitas Rosae macht mir einen sehr gemäßigten Eindruck. Ich halte die Saturnbrüder für den gefährlicheren Haufen“, erwiderte Christopher, doch seine Stimme klang nicht mehr so fest wie zu Anfang.
    „Mache was Du für richtig hältst“.
    Herbert schien enttäuscht, drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum.

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