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Arcanum – Das Geheimnis

Arcanum – Das Geheimnis

Titel: Arcanum – Das Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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aufmunternden Blick hin.
    „Warum eigentlich nicht“. Er nahm es und wartete, bis Herbert das zweite Glas gefüllt hatte. Sie stießen an, was einen weiteren Blick zweier stahlblauer Augen in den Rückspiegel zur Folge hatte. Der Alkohol und die Kohlensäure entspannten sie. Nach wenigen Minuten fühlte sich Christopher benommen, da nichts in seinem leeren Magen die Flüssigkeit aufsaugen konnte. Er holte den Gebäckkorb aus dem Kühlschrank und mampfte gierig eine der Brezeln. Alles würde gut werden. Ein Hochgefühl überkam ihn. Sie würden ein Rätsel lösen, das tausend Jahre lang unentdeckt im Staub der Geschichte verborgen lag. Ein Traum sollte in Erfüllung gehen, den er schon als Kind geträumt hatte. Er konnte etwas tun, das ihn unsterblich machte, das seinen Namen mit einer historischen Sensation in Verbindung brachte, die für alle Zeiten in die Geschichtsbücher dieser Welt Eingang fände.
    Der Wagen hatte sich fast unmerklich in Bewegung gesetzt. Im Inneren konnte Christopher lediglich das sanfte Vibrieren des Motors erahnen, während die Tachonadel sich rasch über das Ziffernblatt am Armaturenbrett bewegte. Draußen war es trüb, und es hatte wieder zu schneiden begonnen, während die kahlen Wälder am Rande der A8 an ihnen vorbeirauschten. Nach einer Stunde bogen sie schließlich auf die Rheintalautobahn Richtung Süden ab. Das Schneetreiben zwang ihren Chauffeur dazu, das Tempo zu drosseln, was er mit einem missbilligenden Grunzen quittierte. Er fuhr immer noch viel zu schnell. Die Sicht betrug kaum mehr als fünfzig Meter. Dicke weiße Flocken schossen auf die Windschutzscheibe zu und erweckten den Eindruck als rasten sie durch einen Tunnel aus tanzenden Wattebällchen. Christopher kniff die Augen zusammen und versuchte konzentriert die Rücklichter des vorausfahrenden Wagens zu erkennen. Vergeblich. Er hatte den Eindruck als säßen sie in einem Raumschiff und flögen durch die Einsamkeit des Weltraumes. Der dichte Schneefall dämpfte die ohnehin schwachen Fahrgeräusche, sodass sich das eigenartige Gefühl mehr zu schweben als zu fahren noch verstärkte. Herbert saß angespannt und aufrecht auf seinem Platz und spähte angestrengt in die schnell herabsinkende Dunkelheit.
    Heinrich war ein routinierter Fahrer, doch Christopher wusste, dass in allen Berufen ein hohes Maß an Erfahrung auch leichtsinnig machte. Er wollte nicht daran denken, was passieren könnte, wenn etwas unverhofft ihren Weg kreuzte.
    Der Schnee blieb jetzt auf der Straße liegen. Er hoffte, dass dieser Umstand auch Heinrich nicht entgangen war, und versuchte sich wieder entspannt zurückzulehnen, was ihm nur unvollkommen gelang. Er atmete erst auf, als sie die Autobahn verließen und bei Offenburg auf die Nationalstraße über den Rhein und die Grenze nach Frankreich fuhren.
    Er konzentrierte sich nun auf die multimedialen Möglichkeiten des Daimlers. Die Recherche zu den Blutreliquien bestätigte im Wesentlichen das, was sie schon wussten. Die mehrfache Teilung und das Verschwinden über viele Jahrhunderte ließen es sehr leicht möglich erscheinen, dass Leo etwas davon auf dem Odilienberg wieder gefunden hatte, der damals im Besitz seiner Familie war.
    Nach zwei Stunden rollten sie schließlich auf den knirschenden Kies des Parkplatzes vor der herrlichen Klosteranlage. Durch die exponierte Lage über dem Rheintal war es wieder heller geworden. Sie hatten einen Großteil der Wolken unter sich gelassen. Im Westen konnte man die Sonne erahnen, die sich rasch dem Horizont näherte. Er schaute auf die Uhr. Es war gerade erst vier, doch so kurz vor der Wintersonnenwende waren die Tage kurz, und die Finsternis beherrschte wie schon in archaischen Zeiten das Leben der Menschen, auch wenn sie versuchten, sich mit allgegenwärtigem Kunstlicht darüber hinwegzutäuschen.
    Die Rückkehr der Sonne war in vielen alten Kulturen ein besonderes Fest gewesen. Die christlichen Religionen machten keine Ausnahme, wenn sie die Geburt des Erlösers auf den fünfundzwanzigsten Dezember legten.
    Der Odilienberg war ein besonderer Ort, der bereits von keltischen Druiden als Heiligtum verehrt worden war. Die Heidenmauer, ein gigantischer Ringwall von zehn Kilometern Länge, umgab ihn. Unbekannte Baumeister hatten die ersten Natursteinblöcke vor rund dreitausend Jahren verlegt. Die Mauer war von den Römern restauriert worden und wurde ursprünglich durch große Eichenholzsplinte gesichert. Von diesen waren vor wenigen Jahren einige aufgetaucht, die

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