Arcanum – Das Geheimnis
roch er schwach ein Parfüm, das er nur allzu gut kannte. Es war höchst unwahrscheinlich, dass eine Ordensfrau Geld ausgeben durfte, um Männern mit Chanel Nr. 5 den Kopf zu verdrehen.
„Silvia?“, flüsterte Christopher ungläubig. Die vermeintliche Nonne warf die Kapuze zurück und lächelte Christopher anzüglich an.
„Du hast eine feine Nase. Enttäuscht muss ich feststellen, dass meine intensive Dusche mit der klösterlichen Kernseife nicht alle Spuren meiner weltlichen Existenz auslöschen konnte“.
„Du lebst hier?“, stotterte Christopher ungläubig und starrte in Silvias Gesicht.
„Zeitweise, ja. Ich bin ein Mitglied der Communitas Saturni , die auch Frauen offen steht. Man hat mich hier als Novizin eingeschleust, um zu suchen, was wir dank Deiner und Herberts Recherchen jetzt endlich benennen können. Es handelt sich, wie ihr ja herausgefunden habt, um eine Blutreliquie, die man mit dem Kreuz in Verbindung bringen muss, um seine Macht zu entfalten“.
Heinrich bedeutete ihr mit einer Handbewegung zu schweigen. „Wir müssen die Zeit nutzen, um den besagten Gegenstand zu finden. Ich bitte alle, darüber Stillschweigen zu bewahren, bis wir ihn in Sicherheit gebracht haben“, fügte er kategorisch hinzu.
„Ich habe mich inzwischen ein wenig umgesehen und weiß, wo wir suchen müssen“, fuhr Silvia triumphierend fort.
„Ich dachte zuerst an einen der Sarkophage, doch ich hatte mich von Anfang an über diesen Ort hier gewundert. Mit einem Schlag wurde mit klar, dass die Tränen der Odilie, die das Loch in die Sandsteinplatte gespült haben sollen, eine Anspielung auf das Wunder ihrer Heilung sein könnten. Etwas in Form einer Träne, vielleicht ein tropfenförmiges Glasgefäß, das den blutgetränkten Sand von Golgatha enthält. Ich denke, dass die Mulde eine Markierung ist“.
„Und darunter haben Leos Helfer eine Glasphiole versteckt“, ergänzte Herbert aufgeregt.
Silvia lächelte ihn selbstsicher an.
„Silvia schließt die Türe ab, damit wir nicht überrascht werden. Ich hole das Werkzeug aus dem Wagen und bin gleich zurück“.
Heinrich eilte hinaus. Draußen war es inzwischen stockfinster geworden, und als er die Türe öffnete, wehten dicke Schneeflocken ins Innere der Kapelle.
Christopher wusste nicht, was er sagen sollte. Er empfand es als ausgesprochen unangenehm mit Herbert und Silvia alleine in einem Raum zu sein, denn zwischen ihnen stand unausgesprochen, dass er ein Verhältnis mit der Exfreundin seines Freundes hatte. Er hatte sich zwar fest vorgenommen, diese Beziehung zu beenden und mit Carolin ins Reine zu kommen, dennoch fühlte er sich durch die unerwartete Anwesenheit Silvias überrumpelt und spürte deutlich, dass seine Entscheidung auf weitaus tönernen Füßen stand, als er dachte. Herbert räusperte sich verlegen und bemerkte, dass sie bei dem Schneefall sicher auf dem Odilienberg übernachten müssten.
Daran hatte Christopher noch nicht gedacht. Sein Puls beschleunigte sich bei dem Gedanken, eine weitere Nacht in ihrer unmittelbaren Nähe zu verbringen. Er schluckte betreten.
„Sind denn im Hotel noch Zimmer frei?“, fragte er mit einem verstohlenen Blick zu Silvia.
„Ich habe für Euch bereits reserviert. Ich selbst schlafe natürlich im Konvent… offiziell“, fügte sie mit einem anzüglichen Schmunzeln in Christophers Richtung hinzu.
Obwohl es kalt war in der Kapelle der Tränen, schwitzte er.
Es klopfte energisch an die alte Holztüre. Silvia öffnete und lies Heinrich herein. Heinrich holte einen Klappspaten und eine Brechstange aus einer schwarzen Sporttasche, sodass sie sich der eigentlichen Aufgabe widmen konnten. Silvia schloss die Türe von innen ab und nickte Heinrich zu, der unverzüglich eine starke Taschenlampe aus seiner Tasche zog, um sie Herbert in die Hand zu drücken. Herbert knipste sie an, und ein gleißender Lichtkegel huschte über die Sandsteinplatten des Bodens.
„Da ist es“, rief er aus.
Heinrich nickte und kniete sich vor der Platte auf den Boden, in der eine deutliche, halbkugelige Mulde vom Durchmesser einer Handfläche zu erkennen war.
Darüber war eine kunstvolle, schmiedeeiserne Rosette in Form eines Tatzenkreuzes mit vier stilisierten Rosen angebracht.
„Kreuz und Rosen. Hier muss es sein“, flüsterte Christopher aufgeregt. Heinrich stemmte geschickt die Brechstange in die schmale Fuge und hebelte die Platte aus dem Boden, ohne sie zu beschädigen. Darunter war nur der Sand zu sehen, in den sie vor
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