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Arcanum – Das Geheimnis

Arcanum – Das Geheimnis

Titel: Arcanum – Das Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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Herberts Tollkühnheit nicht erwehren, wusste aber nicht, ob es klug war, Heinrich zu provozieren. Er hielt die offene Hand hin und Herbert übergab ihm die Phiole. Das Glas wirkte sehr alt, schien aber unbeschädigt und nach wie vor dicht verschlossen. Er schüttelte vorsichtig den Inhalt und stellte erstaunt fest, dass er nass wirkte, so als sei das Blut in dem groben Sand nicht geronnen. Wahrscheinlich war es einfach Feuchtigkeit, die durch das lange Liegen im Erdreich eingedrungen war.
    Sie erreichten wieder die Autobahn und der Wagen beschleunigte nahezu geräuschlos. Wenn die Sicht auf der Hinfahrt schon schlecht gewesen war, so war sie jetzt katastrophal. Das Schneetreiben hatte an Intensität zugenommen, lediglich der Verkehr war weniger dicht, was Heinrich veranlasste schneller zu fahren, als es das Wetter zuließ.
    Herbert legte das Glasgefäß in den Koffer zurück, beugte sich nach vorne und stellte ihn in den Fußraum. Deshalb konnte er sich zunächst auch nicht erklären, warum Christopher zu schreien anfing.
    „Achtung!“ Er brüllte aus Leibeskräften, nachdem er schemenhaft die Gestalt eines großen Tieres im rechten Augenwinkel wahrgenommen hatte, die sich unmittelbar vor ihnen aus dem Wald löste, auf die Fahrbahn zutrottete und unweigerlich mit dem Wagen kollidieren würde. Er krallte sich mit gestreckten Armen in die Lehne des Vordersitzes und Herbert, der nun entsetzt in Richtung des dunklen Körpers starrte, tat es ihm gleich.
    Heinrich fluchte, bewahrte aber die Ruhe des Profis und traf blitzschnell die nötigen Entscheidungen. Er riss das Steuer nach rechts. Der Wagen brach aus und schlingerte über den Standstreifen. Die Qualität der schweren Limousine machte sich bezahlt. Die Fahrbahn war inzwischen von einer geschlossenen Schneedecke bedeckt und bot wenig Angriffspunkte für eine Vollbremsung. Eine intelligente Bremskraftverteilung gewährleistete die Steuerbarkeit des tonnenschweren Gefährts, indem kein Reifen blockierte und zu rutschen anfing. Dennoch war es auch der intelligentesten Steuerung nicht möglich, die Physik außer Kraft zu setzen. Um die Bewegungsenergie abzubauen, wären wenigstens tausend Meter erforderlich gewesen, von dem Tier, das sich nun deutlich als Hirsch mit einem gewaltigen Geweih aus den tobenden Schneeflocken schälte, waren sie aber bestenfalls noch hundert Meter entfernt.
    Der Hirsch glotzte stoisch in ihre Richtung und anstatt seinen Weg über die Fahrbahn fortzusetzen, erstarrte er unentschlossen. Heinrich schaltete die Scheinwerfer aus, die das Tier blendeten, offensichtlich in der Hoffnung, dass es ein Stück weitertrotten, und den Korridor zwischen Leitplanke und Fahrbahn soweit vergrößern würde, dass sie hindurchpassten. Die fehlende Beleuchtung machte die Szene noch gespenstischer, und Panik stieg in Christopher auf. Adrenalin überflutete seinen Körper und verursachte einen kalten Schauer, der seine Nackenhaare aufrichtete. Sein Körper spannte sich an in der Erwartung des Aufpralls. Endlose Sekunden vergingen, in denen sie lautlos dahinglitten, und Heinrich mit weißen Fingerknöcheln das Lenkrad umklammerte, um ein Schleudern des Wagens und eine Drehung um die eigene Achse zu vermeiden, die unweigerlich mit einem Überschlag und schlimmen Folgen für die Insassen enden musste. Der große braune Körper war nun unmittelbar vor der Kühlerhaube. Christopher meinte, die einzelnen Haare des borstigen Fells zählen zu können. Einen Sekundenbruchteil später krachte er auf die Windschutzscheibe, die augenblicklich durch Millionen feiner Risse undurchsichtig wurde. Das Geweih des schweren Tieres bohrte sich auf der Fahrerseite wie ein Geschoss ins Wageninnere und raste auf Heinrich zu, der nach vorne gebeugt konzentriert in das diffuse Dämmerlicht starrte. Eine lange Hornspitze drang in seinen vor Schreck weit geöffneten Mund ein, bohrte sich durch den Rachen und Hirnstamm und trat im Nacken aus, um im Polster der Kopfstütze stecken zu bleiben. Durch die Zerstörung des Atemzentrums trat unmittelbar der Tod ein. Sein Kopf war auf schaurige Weise an die Kopfstütze genagelt, und die weit geöffneten Augen drückten ungläubiges Erstaunen aus.
    Der schwere Körper des Tieres rutschte über das Dach und fiel hinter dem Wagen in den Schnee. Führerlos begann der Daimler sich wie in Zeitlupe zu drehen. Die Geschwindigkeit lag immer noch bei rund hundert Stundenkilometern, da die enorme Masse des schweren Gefährts auf dem Schnee kaum verzögert

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