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Arche Noah, Touristenklasse

Arche Noah, Touristenklasse

Titel: Arche Noah, Touristenklasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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elementare Wollust des Schöpferischen überkam mich.
    Mit heiserem Gurgeln stürzte ich mich auf das Fischernetz und stülpte es über den Rabbi. Die waschenden Mütter mischten sich unter die Wunderkinder. An der Küste Amerikas herrschte Mondfinsternis. Die Ziegen bereiteten sich zur Bar-Mizwah vor.
    Als ich aufsah, waren wir allein in der Wohnung. Um so besser. So konnten meine Frau und ich alles in Ruhe arrangieren.
    Eine Viertelstunde später waren wir im Besitze von zweiunddreißig Bildern in handlichem Format. Wir werden eine Galerie im Zentrum der Stadt eröffnen.
     
     
     
     
    Unter den großen Leistungen, auf die sich unser junger Staat berufen darf, ist die größte zweifellos die, daß es bei uns kein Fernsehen gibt. Hier liegen die verborgenen Wurzeln unserer Kraft. Leider haben die Feindesländer, von denen wir umgeben sind, unsere Geheimwaffe entdeckt und haben uns mit einem Televisionsnetz eingekreist, dem wir nicht entgehen können.
     

MINESTRONE A LA TELEVISION
     
    Ich hatte mich erst wenige Schritte von meinem Hotel in Haifa entfernt, als ich in eine dichte Menschenmenge geriet, die sich vor dem Eingang eines kleinen Restaurants staute und mit gereckten Hälsen zu erspähen versuchte, was drinnen vorging.
    Meine journalistische Neugier ließ sich das nicht zweimal sagen. Ich zwängte mich in das Restaurant.
    Der Anblick, der sich mir bot, war einigermaßen enttäuschend. Keine Rauferei, nicht einmal eine erregte Diskussion, nichts. Die Gäste saßen schweigend an den Tischen, streng nach einer Richtung angeordnet, und rührten sich nicht.
    Ich wandte mich um Auskunft an eine Kellnerin, die ebenso reglos an der Theke lehnte.
    »Beirut«, antwortete sie, ohne ihre Blickrichtung zu, ändern.
    »Es hat gerade begonnen.«
    Indem ich ihrem Blick folgte, entdeckte ich in der Ecke des Raumes einen Fernsehapparat, auf dessen Bildschirm soeben die Hölle losgebrochen war. Jetzt erst wurde mir inne, daß die streng ausgerichteten Gäste im Saal - und die wild drängende Menschenmasse draußen - der Fernseh-Übertragung eines Wildwestfilmes beiwohnten.
    Der Empfang war klar, die hindustanische Synchronisation laut und deutlich, und wer diese Sprache nicht beherrschte, konnte sich an die arabischen Untertitel halten. Was die Handlung betraf, so drehte sie sich um ein fülliges Mädchen, das von einem braven Jungen geliebt wurde, jedoch einen reichen Mann liebte. Oder umgekehrt. Jedenfalls sang sie eine Variation auf das mir völlig unbekannte Lied »Itschi Kakitschi«, worauf die beiden Rivalen in einen Zweikampf gerieten.
    Ich verspürte Hunger. Schließlich war ich in einem Restaurant.
    »Wo kann ich mich hinsetzen?« fragte ich eine Kellnerin, diesmal eine andere, die nicht reglos an der Theke, sondern reglos an der Wand lehnte und das Duell verfolgte. Sie würdigte mich keines Blicks.
    »Irgendwohin«, zischte sie. »Und stören Sie nicht.«
    Ich sah mich um. Es gab tatsächlich ein paar freie Stühle, aber in der verkehrten Richtung.
    »Dort, wo frei ist, sehe ich nichts«, gab ich der Kellnerin zu bedenken. »Können Sie mir nicht helfen?«
    »Warten Sie, bis die Reklamesendung kommt.«
    Als die Reklamesendung kam, kehrte das Leben ringsum wieder in halbwegs normale Bahnen zurück. Die Kellnerin fand einen Sessel für mich und zwängte ihn zwischen zwei andere, so daß ich mittels eines Schuhlöffels tatsächlich Platz nehmen konnte. Meine Sitznachbarn störte das nicht, denn mittlerweile hatte der Film wieder angefangen. Jetzt liebte das dicke Mädchen einen ganz andern, der sich daraufhin mit ihren beiden früheren Liebhabern in körperliche Auseinandersetzungen verwickelte.
    »Entschuldigen Sie, bitte.« Ich sprach in Richtung meines Nachbarn linker Hand. »Kann man hier etwas zum Essen bestellen?« »Wer sind Sie?« fragte er zurück, während der arme Liebhaber die größte Mühe hatte, den Nachstellungen seines neuen Rivalen zu entgehen.
    »Ich bin ein Gast in diesem Lokal und sitze neben Ihnen.
    Was gibt es hier zu essen?«
    »Sind Sie alt oder jung?«
    »Jung.«
    »Wie sehen Sie aus?«
    »Mittelgroß. Edle, scharfgeschnittene Gesichtszüge. Augengläser. Blond.«
    Soeben floh der reiche Liebhaber durch ein plötzlich aufgetauchtes Fenster, verfolgt vom armen und von einem Lied der Molligen.
    »Bestellen Sie Minestrone«, riet mir mein Nachbar. Mehr war aus ihm nicht herauszubringen.
    Eine Viertelstunde später seufzte er tief auf: »Ich muß gehen. Zu dumm. Der Film dauert sicherlich noch

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