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Arche Noah, Touristenklasse

Arche Noah, Touristenklasse

Titel: Arche Noah, Touristenklasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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leichtes Jucken in der linken Ohrmuschel verspürte.
    »Nehmen Sie sechs Penicillin-Tabletten«, sagte er. »Das wird Ihnen gleich beide Ohren säubern.«
    Ich schluckte die Tabletten. Zwei Tage später war das Jucken vergangen und meine linke Ohrmuschel fühlte sich wie neugeboren. Das einzige, was meine Freude ein wenig trübte, waren die roten Flecken auf meinem Bauch, deren Jucken mich beinahe wahnsinnig machte.
    Unverzüglich suchte ich einen Spezialisten auf; er wußte nach einem kurzen Blick sofort Bescheid:
    »Manche Leute vertragen kein Penicillin und bekommen davon einen allergischen Ausschlag. Seien Sie unbesorgt. Zwölf Aureomycin-Pillen - und in ein paar Tagen ist alles wieder gut.«
    Das Aureomycin übte die erwünschte Wirkung: die Flecken verschwanden. Es übte auch eine unerwünschte Wirkung: meine Knie schwollen an. Das Fieber stieg stündlich. Mühsam schleppte ich mich zum Spezialisten.
    »Diese Erscheinungen sind uns nicht ganz unbekannt«, tröstete er mich. »Sie gehen häufig mit der Heilwirkung des Aureomycins Hand in Hand.«
    Er gab mir ein Rezept für 32 Terramycin-Tabletten. Sie wirkten Wunder. Das Fieber fiel, und meine Knie schwollen ab. Der Spezialist, den wir an mein Krankenlager beriefen, stellte fest, daß der mörderische Schmerz in meinen Nieren eine Folge des Terramycins war, und ich sollte das nicht unterschätzen. Nieren sind schließlich Nieren.
    Eine geprüfte Krankenschwester verabreichte mir 64 Streptomycin-Injektionen, von denen die Bakterienkulturen in meinem Innern restlos vernichtet wurden.
    Die zahlreichen Untersuchungen und Tests, die in den zahlreichen Laboratorien der modern eingerichteten Klinik an mir vorgenommen wurden, ergaben eindeutig, daß zwar in meinem ganzen Körper keine einzige lebende Mikrobe mehr existierte, daß aber auch meine Muskeln und Nervenstränge das Schicksal der Mikroben geteilt hatten. Nur ein extrastarker Chloromycin-Schock konnte mein Leben noch retten.
    Ich bekam einen extrastarken Chloromycin-Schock.
    Meine Verehrer strömten in hellen Scharen zum Begräbnis, und viele Müßiggänger schlossen sich ihnen an. In seiner ergreifenden Grabrede kam der Rabbiner auch auf den heroischen Kampf zu sprechen, den die Medizin gegen meinen von Krankheit zerrütteten Organismus geführt und leider verloren hatte.
    Es ist wirklich ein Jammer, daß ich so jung sterben mußte. Erst in der Hölle fiel mir ein, daß jenes Jucken in meiner Ohrmuschel von einem Moskitostich herrührte.
     
     
     
     

 
    Aus guten Gründen habe ich mir die Beschäftigung mit einem Edelprodukt der Menschheit bis zum Schluß des Buches aufgespart. Ich meine natürlich den Handwerker. Er ist auch in Israel Herr über Leben und Tod derer, die auf ihn angewiesen sind - sei er nun Tischler, Schmied oder Installateur. Nur der Messias wird annähernd so sehnsüchtig erwartet. Aber da kommt noch eher der Messias.
     
WARTEN AUF NEBENZAHL
     
    7. April
    Heute war es endlich soweit, daß unser Tisch unter der Last des festlichen Mahles zusammenbrach. Meine Frau war damit sehr einverstanden. Sie hatte das wackelige Möbelstück ohnehin schon seit langem loswerden wollen. Ich zersägte es freudig, und wir machten einen schönen Scheiterhaufen daraus.
    Meine Frau behauptet, daß man in Jaffa Tische direkt beim Erzeuger kaufen kann. Das geht rascher und ist billiger.
    8. April
    Der Erzeuger, bei dem wir den Tisch bestellt haben, heißt Josef Nebenzahl. Seine Persönlichkeit machte auf uns einen besseren Eindruck als die seiner Konkurrenten. Er ist ein ehrlicher, aufrechter Mann von gewinnender Wesensart. Als wir bei ihm erschienen, steckte er bis über beide Ohren in der Arbeit. Sein gewaltiger Brustkorb hob und senkte sich mit imposanter Regelmäßigkeit, während er Brett um Brett zersägte, und die tadellos gehaltenen Maschinen stampften den Takt dazu. Für den Tisch verlangte er 360 Pfund Anzahlung.
    Meine Frau versuchte zu handeln, hatte aber kein Glück.
    »Madame«, sagte Josef Nebenzahl und sah ihr mit festem Blick ins Auge, »Josef Nebenzahl leistet ganze Arbeit und weiß, was sie wert ist. Er verlangt nicht einen Piaster mehr und nicht einen Piaster weniger!«
    So ist's recht, dachten wir beide. Das ist die Rede eines ehrlichen Mannes.
    Ich fragte, wann der Tisch fertig wäre. Nebenzahl zog ein kleines Notizbuch aus seiner Hosentasche: Montag mittag.
    Meine Frau schilderte ihm in lebhaften Farben, wie es ohne Tisch bei uns zuginge, daß wir stehend essen müßten und daß unser

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