Arche
niemandem an den Kragen. Ich brauche nur Hilfe.«
Tyler schob den letzten Bissen in den Mund und wartete mit seiner Antwort, bis er fertig gekaut hatte.
»Okay, ich kümmere mich selbst um die Sache. Aber ich verspreche gar nichts«, fügte er hinzu. »Ich rede morgen mit John Coleman. Vielleicht weiß er ja mehr.«
»Danke«, sagte Dilara, offensichtlich erleichtert, einen Mitstreiter gefunden zu haben.
Tyler war neugierig, was Coleman zu sagen haben würde. Vielleicht war er in die Angelegenheit verwickelt, aber er machte sich keine allzu großen Hoffnungen. Und was ihn selbst betraf, dachte Tyler, hatte sich Sam Watson vermutlich irgendwie getäuscht.
Als Dilara mit dem Essen fertig war, überfiel sie eine große Müdigkeit. Tyler begleitete sie zurück zu ihrer Kabine. Er versprach, sich sofort zu melden, wenn er etwas in Erfahrung brachte. Es sei allerdings Samstag, es könne eine Weile dauern. Dann zog er sich in seine Kabine zurück, um eine E-Mail an Aiden MacKenna zu schreiben, Gordians Experten für Wiedererlangung von Informationen. Er brauchte Auskünfte über Coleman, bevor er selbst Kontakt mit ihm aufnahm. Dann fiel er auf sein Bett und schlief wie ein Toter.
Um Viertel nach eins weckte ihn ein Signal seines Laptops. Aiden meldete sich per Chat. Der IR-Mann war ein Computerfreak,
den alles interessierte und der so gut wie jedes Problem löste, das Tyler ihm zum Fraß vorwarf. Dass Aiden samstagabends an seine E-Mails ging, überraschte ihn nicht.
Tyler, ich habe eine Antwort für dich. Bist du wach?
Jetzt ja. Wo steckst du?
Ich bin daheim und spiele Red Bull mit ein paar Freaks aus dem Büro. Ich hätte mich früher gemeldet, habe deine Nachricht aber erst jetzt gesehen.
Und?
Du hast wohl schon eine Weile nichts von John Coleman gehört?
Das letzte Mal vor sechs Monaten. Warum?
Er ist tot. Unfall.
Tot? Das war merkwürdig. Soweit er wusste, war John Coleman vielleicht Mitte fünfzig und vollkommen gesund gewesen.
Was ist passiert?
Statt einer Antwort tauchte auf dem Bildschirm Verbindung unterbrochen auf. Großartiges Timing.
Tyler prüfte seine WLAN-Verbindung zum Netz von Scotia One. Sie betrug 100%. Er versuchte Google, ohne Erfolg. Anscheinend war die gesamte Plattform vom Internet abgeschnitten. Scotia One war über eine Satellitenantenne mit der Außenwelt verbunden. Die Belegschaft an Bord durfte sie in ihrer Freizeit benutzen, um zu surfen oder E-Mails zu versenden. Sie diente auch als Backup für die Funkverbindung der Plattform. Es gab nur zwei Erklärungen für die Unterbrechung. Entweder eine interne Panne, oder die Antenne funktionierte nicht mehr.
Er sah aus dem Fenster. Noch immer herrschte starker Nebel. Bei diesen Wetterbedingungen war eine mechanische
Störung unwahrscheinlich. Bei Sturm hätte er auf einen Antennenschaden getippt, aber so? Es konnte sich nur um ein elektrisches oder ein Softwareproblem handeln.
Er griff zum Telefon und rief den Kontrollraum an. Frank Hobson meldete sich. Tyler hatte ihn als schüchternen Mann mit einer schwarzen Hornbrille in Erinnerung, der die Nachtschicht grundsätzlich alleine übernahm.
»Hallo, Tyler«, ertönte die Piepsstimme des Wachhabenden. »Was kann ich für Sie tun?«
»Frank, ich habe Ärger mit dem Internet. Wann steht die Verbindung wieder?«
»Ich habe gar nicht gemerkt, dass es ausgefallen ist. Sie sind wahrscheinlich der Einzige, der es um diese Uhrzeit benutzt. Lassen Sie mich mal sehen.« Tyler hörte ein Tippen. »Stimmt, hier ist es auch weg.«
»Können Sie feststellen, woran es liegt? Ich wurde unterbrochen, als ich jemandem eine Nachricht schicken wollte.«
Frank Hobson tippte wieder. »Die Software ist in Ordnung. Vielleicht etwas Mechanisches. Könnte die Satellitenschüssel sein. Ich schicke jemanden zum Nachsehen.«
»Das kann ich übernehmen.« Tyler war nun hellwach und scharf darauf, zu erfahren, was Aiden ihm zu berichten hatte.
»Wissen Sie, wo sie steht?«
»Ja, Grant und ich haben vor ein paar Tagen daran gearbeitet, als wir nach der Ursache für die elektrische Störung suchten. Wenn es etwas Elektrisches ist, hole ich Grant aus dem Bett.«
»Danke.«
»Keine Ursache.«
Er legte auf und streckte sich. Dann schlüpfte er in Jeans und Jacke.
Die Nachtluft war frisch, und mit der Brise traf ihn der allgegenwärtige Ölgeruch. Selbst zu dieser späten Stunde sah man
Arbeiter, denn gefördert wurde rund um die Uhr. Die Sichtweite betrug nur noch etwa zehn Meter. Alle paar Sekunden
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