Archer Jeffrey
persönlich besuchen, um dir zu erklären, dass ich keine eigenen 1000 Pfund habe und dir meinen Kredit derzeit nicht zurückzahlen kann.«
Cornelius war enttäuscht. Er hatte gehofft, dass wenigstens einer in der Familie …
»Aber«, fuhr der junge Mann fort und zog einen langen dünnen Umschlag aus der Brusttasche, »an meinem einundzwanzigsten Geburtstag hat mein Vater mir etwa ein Prozent Firmenanteile überreicht, die mindestens 1000 Pfund wert sein dürften. Würdest du sie bitte als Schuldbegleichung annehmen, bis ich sie zurückkaufen kann?«
Cornelius schämte sich, weil er auch nur einen Moment lang an seinem Neffen gezweifelt hatte. Er hätte sich gern entschuldigt, aber das ging nicht, wollte er seine Karten nicht vorzeitig aufdecken. Er nahm das Scherflein und dankte Timothy.
»Ich weiß, welch ein Opfer das für dich ist, denn ich erinnere mich gut, wie oft du davon geträumt hast, die Firma zu übernehmen, wenn dein Vater einmal in den Ruhestand tritt, und einige Veränderungen vorzunehmen, gegen die er sich sträubt.«
»Ich glaube nicht, dass er sich je aus der Firma zurückzieht.« Timothy seufzte. »Aber ich hatte gehofft, dass er mich aufgrund der Erfahrung, die ich bei meiner Arbeit in London erworben habe, als Nachfolger von Mr. Leopold in Betracht zieht, den Geschäftsführer, der Ende des Jahres in den Ruhestand geht.«
»Ich fürchte, deine Chancen werden nicht gerade wachsen, wenn dein Vater erfährt, dass du deinem mittellosen Onkel ein Prozent der Firmenanteile überlassen hast.«
»Meine Probleme sind nichts im Vergleich zu denen, die du zurzeit hast, Onkel Cornelius. Es tut mir sehr Leid, dass ich dir meinen Kredit nicht in bar zurückzahlen kann. Bevor ich gehe
– gibt es noch irgendetwas, das ich für dich tun kann?«
»O ja, Timothy«, antwortete Cornelius und kehrte zu seinem Plan zurück. »Deine Mutter hat mir einen Roman empfohlen, der mir sehr gut gefällt, aber meine alten Augen ermüden immer schneller. Vielleicht könntest du mir ein paar Seiten vorlesen. Ich habe einen Merkzettel ins Buch gesteckt.«
»Ich erinnere mich gut, wie du mir vorgelesen hast, als ich noch klein war. ›Um Kopf und Krone und Schwalben und Papageien‹«, fügte er hinzu, als er nach dem Roman griff.
Timothy hatte etwa zwanzig Seiten gelesen, als er plötzlich aufblickte.
»Auf Seite 450 ist eine Buskarte. Soll ich sie drinlassen, Onkel Cornelius?«
»Ja, bitte. Ich habe sie dort hingesteckt, damit ich mich an etwas erinnere.« Er machte eine kurze Pause. »Entschuldige bitte, aber ich bin ein bisschen müde.«
Timothy stand auf. »Ich werde wieder mal vorbeikommen und dir die letzten Seiten vorlesen.«
»Mach dir deshalb keine Gedanken, das schaffe ich allein.«
»Oh, ich möchte sie mir nicht entgehen lassen, sonst finde ich nie heraus, wer von den beiden Premierminister wird.« Die zweiten Schreiben, die Frank Vintcent am folgenden Freitag an die Betroffenen geschickt hatte, lösten eine neuerliche Flut von Anrufen aus.
»Ich verstehe nicht, was das soll«, beklagte Margaret sich, als sie sich nach ihrem Besuch vor vierzehn Tagen zum ersten Mal wieder bei ihrem Bruder meldete.
»Es bedeutet genau das, was drinsteht, meine Liebe«, erklärte er ihr ruhig. »Mein gesamtes Eigentum kommt unter den Hammer, aber man hat mir gestattet, jene, die mir am nächsten stehen, einen Gegenstand auswählen zu lassen, den sie aus sentimentalen oder persönlichen Gründen gern in der Familie behalten möchten. Sie werden die Gelegenheit haben, ihn am nächsten Freitag zu ersteigern.«
»Aber wir könnten alle überboten werden und dann gar nichts bekommen«, rief Margaret.
»Nein, meine Liebe«, entgegnete Cornelius und bemühte sich, seinen Ärger herunterzuschlucken. »Die öffentliche Versteigerung findet erst am Nachmittag statt. Die ausgewählten Stücke werden am Vormittag versteigert, wenn nur die Familie und nahe Freunde anwesend sind. Die Instruktionen könnten klarer nicht sein.«
»Und werden wir die Stücke vor der Auktion begutachten können?«
»Ja, Margaret«, sagte ihr Bruder wie zu einem geistig zurückgebliebenen Kind. »Mr. Vintcent formulierte es in seinem Schreiben ganz klar: ›Vor der Auktion am Freitag, elf Uhr, ist am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von zehn bis vierzehn Uhr eine Besichtigung der zur Versteigerung gelangenden Gegenstände möglich.‹«
»Aber wir dürfen nur ein einziges Stück aussuchen?«
»Ja. Mehr erlaubt der Gerichtsvollzieher nicht. Aber vielleicht freut es dich
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