Archer Jeffrey
mit dem Erlös aus der Auktion kann ich meine Gläubiger befriedigen. Es bleibt mir sogar eine
anständige Summe übrig.«
Elizabeth drehte sich heftig zu ihm um. »Und warum willst
du dann unbedingt unsere Geschäftsanteile?«
»Aus dem gleichen Grund, aus dem du mein Louisquatorze-Tischchen wolltest, meine Liebe.« Cornelius öffnete
die Haustür, um sie hinauszulassen. »Auf Wiedersehen,
Hugh«, sagte er, während Elizabeth ins Auto stieg.
Cornelius wollte ins Haus zurück, als er Margaret in ihrem
neuen Wagen die Einfahrt heraufkommen sah. Er blieb stehen,
um auf sie zu warten. Als sie mit ihrem kleinen Audi hielt,
öffnete er ihr die Tür.
»Guten Tag, Margaret«, begrüßte er seine Schwester und
führte sie ins Haus. »Wie schön, dich wieder in The Willows
zu sehen. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann du das letzte
Mal hier warst.«
»Ich habe einen sehr unangenehmen Fehler gemacht«,
gestand Margaret, noch ehe sie in der Küche waren. Cornelius füllte den Wasserkessel und wartete darauf, dass
sie ihm etwas erzählte, was er bereits wusste.
»Ich will gleich zur Sache kommen, Cornelius. Weißt du,
ich hatte keine Ahnung, dass es zwei Turners gibt.«
»O ja«, erwiderte Cornelius gleichmütig. »Joseph Mallord
William Turner, angeblich einer der besten Maler aus diesem
Teil der Welt – was natürlich Geschmackssache ist –, und
William Turner aus Oxford, etwa aus der gleichen Epoche, der
aber nicht mit Joseph Mallord verwandt war und ihm ganz
gewiss nicht das Wasser reichen konnte.«
»Aber das habe ich nicht gewusst«, murmelte Margaret.
»Deshalb habe ich viel zu viel für den fälschen Turner bezahlt
– woran die Mätzchen meiner lieben Schwägerin nicht ganz
schuldlos waren.«
»Ja, ich habe in der Morgenzeitung zu meinem Erstaunen
gelesen, dass du ein Fall für das Guinness Buch der Rekorde bist, weil du einen so unübertroffenen Preis für diesen Maler
gezahlt hast.«
»Ein Rekord, auf den ich gern verzichten könnte«,
entgegnete Margaret. »Ich bin hier, weil ich hoffe, dass du mit
Mr. Botts sprichst und …«
»Und was?«, fragte Cornelius scheinbar arglos, während er
seiner Schwester eine Tasse Tee einschenkte.
»Und ihm erklärst, dass es ein schrecklicher Irrtum war.« »Ich fürchte, das ist nicht möglich, meine Liebe. Weisst du,
sobald der Hammer gefallen ist, steht der Preis. Das ist
gesetzlich vorgeschrieben.«
»Aber vielleicht könntest du mir helfen, indem du für das
Bild bezahlst«, schlug Margaret vor. »Schließlich steht in den
Zeitungen auch, dass die Versteigerung dir knapp eine Million
Pfund eingebracht hat.«
»Aber ich habe sehr viele andere Verpflichtungen.«
Cornelius seufzte. »Und vergiss nicht, dass ich ein neues
Zuhause brauche, sobald The Willows verkauft ist.« »Aber du kannst doch jederzeit zu mir ziehen …« »Das ist das zweite derartige Angebot, das mir heute
Vormittag gemacht wurde«, sagte Cornelius, »und wie ich
schon Elizabeth erklärte, musste ich mich nach anderen
Möglichkeiten umsehen, nachdem ihr beide mir gesagt hattet,
dass ihr keinen Platz für mich habt.«
»Dann bin ich ruiniert!«, rief Margaret dramatisch. »Weil
ich keine 10.000 Pfund habe, nicht einmal die fünfzehn Prozent
Aufgeld. Und da ist noch etwas, das ich nicht wusste. In der
Hoffnung, einen kleinen Profit zu machen, ließ ich das Bild bei
Christies versteigern.«
Endlich die Wahrheit, dachte Cornelius. Oder eine
Halbwahrheit.
»Cornelius, du warst immer der Klügste in der Familie.«
Tränen traten in Margarets Augen. »Dir wird doch bestimmt
etwas einfallen, mir aus diesem Dilemma zu helfen.« Scheinbar in Gedanken versunken, ging Cornelius in der
Küche auf und ab. Seine Schwester verfolgte jeden seiner
Schritte. Schließlich blieb er vor ihr stehen. »Ich glaube, mir ist
etwas eingefallen.«
»Und was?«, rief Margaret. »Mir ist alles recht!«
»Alles?«
»Alles!«, wiederholte sie.
»Gut, dann sag ich dir, was ich tun werde. Ich bezahle für
das Bild, und du gibst mir dafür deinen neuen Wagen.« Margaret starrte ihn eine Zeit lang sprachlos an. »Aber der
Audi hat mich 12.000 Pfund gekostet!«, rief sie schließlich
empört.
»Möglich, aber wenn du ihn jetzt verkaufen müsstest,
würdest du bestimmt nicht mehr als achttausend dafür
bekommen.«
»Und wie soll ich ohne Wagen zurechtkommen?« »Versuch’s mit dem Bus«, riet ihr Cornelius. »Ich kann es
nur empfehlen. Sobald du den Fahrplan im Kopf hast, ändert er
dein ganzes Leben.« Er blickte auf die Uhr. »Du kannst
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