Archer Jeffrey
besuchst, dann können wir auch gleich miteinander essen. Und bevor dir mulmig wird, kann ich dich beruhigen – Pauline ist zurück.«
»Das ist ja großartig, Onkel Cornelius! Dann bis morgen um acht.«
»Ich freue mich darauf«, sagte Cornelius. Er legte auf und wandte sich wieder dem Paket zu. Noch bevor er die letzte Schicht Packpapier entfernt hatte, wusste er, was sich darunter befand. Sein Herz schlug schneller. Schließlich hob er den Deckel der schweren Schachtel und starrte auf die zweiunddreißig exquisit geschnitzten Elfenbeinfiguren. Ein Zettel lag bei: »Ein kleiner Dank für all deine Güte in den vergangenen Jahren. Hugh …«
Plötzlich fiel ihm das Gesicht der Frau ein, die im Auktionshaus an ihm vorbeigeeilt war. Natürlich, sie war die Sekretärin seines Bruders gewesen. Jetzt hatte er zum zweiten Mal jemanden falsch eingeschätzt!
»Welche Ironie«, sagte er laut. »Wenn Hugh das Schachspiel zu Sothebys gebracht hätte, könnte er das Louisquatorze-Tischchen behalten und hätte für das Spiel doppelt so viel bekommen können, wie seine Frau für das Tischchen gesteigert hat.«
Er schrieb seinem Bruder, um sich zu bedanken, als das Telefon wieder läutete. Es war Frank, zuverlässig wie immer, der von seinem Treffen mit Hugh berichtete.
»Dein Bruder hat alle erforderlichen Dokumente unterschrieben, und die Anteile wurden wie gewünscht transferiert.«
»Das war schnelle Arbeit«, lobte Cornelius.
»Gleich als du mir letzte Woche die Anweisungen erteilt hast, ließ ich die Verträge ausfertigen. Du bist immer noch der ungeduldigste Mandant, den ich habe. Soll ich die Papiere am Donnerstagabend mitbringen?«
»Nein«, entgegnete Cornelius. »Ich komme heute Nachmittag bei dir vorbei und hol sie ab. Das heißt, falls Pauline Zeit hat, mich in die Stadt zu fahren.«
»Ist mir da etwas entgangen?« Frank klang verwirrt.
»Keine Sorge, Frank. Ich werde dir am Donnerstagabend alles berichten.«
Am nächsten Abend traf Timothy kurz nach zwanzig Uhr in The Willows ein. Pauline nahm ihn sofort in Beschlag und trug ihm auf, die Kartoffeln zu schälen.
»Wie geht es deiner Mutter und deinem Vater?«, fragte
Cornelius, um herauszufinden, wie viel der Junge wusste. »Gut, glaube ich, Onkel Cornelius. Übrigens, mein Vater hat
mir angeboten, den Laden zu übernehmen. Am Ersten des
nächsten Monats fange ich an.«
»Herzlichen Glückwunsch. Ich freue mich sehr. Wann hat er
dir das Angebot gemacht?«
»Vergangene Woche«, antwortete Timothy.
»An welchem Tag?«
»Ist das wichtig?«, wunderte Timothy sich.
»Könnte sein«, erwiderte Cornelius ohne weitere Erklärung. Der junge Mann schwieg eine Weile, ehe er schließlich
sagte: »Es war Samstagabend, nachdem ich bei dir gewesen war.« Er machte eine Pause. »Ich bin nicht sicher, dass Mom sehr glücklich darüber ist. Ich hatte vor, es dir zu schreiben, aber nachdem ich sowieso zur Auktion herkommen wollte, dachte ich, ich erzähle es dir lieber. Dann aber ergab sich keine
Gelegenheit, mit dir zu reden.«
»Er hat dir die Stelle also noch vor der Versteigerung
angeboten?«
»O ja, fast eine ganze Woche zuvor.« Wieder blickte der
junge Mann seinen Onkel fragend an, bekam jedoch auch
diesmal keine Erklärung.
Pauline stellte einen Teller mit Roastbeef vor jeden, als
Timothy von seinen Plänen für die Zukunft des Geschäfts
erzählte.
»Weißt du, obwohl Dad Geschäftsführer bleiben wird, hat er
versprochen, sich nicht allzu sehr einzumischen. Ich habe mich
gefragt, Onkel Cornelius, ob du nicht Lust hättest, in den
Vorstand einzutreten, wo dir doch jetzt ein Prozent der Firma
gehört.«
Cornelius wirkte zuerst überrascht, dann erfreut, dann
zweifelnd.
»Ich könnte deine Erfahrung bei meinen Plänen bezüglich
der Ausweitung der Firma gut gebrauchen«, fügte Timothy
hinzu.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass dein Vater es für eine
gute Idee halten würde, mich im Vorstand zu haben«,
entgegnete Cornelius trocken.
»Wieso nicht? Die Idee stammt schließlich von ihm«,
erklärte Timothy.
Cornelius schwieg für einen Moment. Er hatte nicht
erwartet, mehr über die Figuren des Spiels zu erfahren,
nachdem es eigentlich für ihn beendet war.
»Ich glaube, wir sollten jetzt hinaufgehen und herausfinden,
ob Simon Kerslake oder Raymond Gould Premierminister
wird«, meinte er.
Timothy wartete, bis sein Onkel sich einen großen Cognac
eingeschenkt und eine Zigarre angezündet hatte – die erste seit
einem Monat –, bevor er vorzulesen begann.
Der Roman fesselte
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