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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verbrechen lohnt sich
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beachtlich im Wert gestiegen sind. Als ich die Bilder das letzte Mal zählte, waren es insgesamt einundachtzig. Meine Frau Susan hat das Recht, sich als Erste zwanzig davon auszuwählen. Meine beiden Söhne, Nick und Chris, dürfen sich anschließend ebenfalls je zwanzig aussuchen. Die übrigen einundzwanzig sollen an meinen Bruder Robin gehen. Das wird es ihm ermöglichen, in einem Stil zu leben, der seinem Talent angemessen ist.«
Robin strahlte zufrieden. Der gute John! Den Tod vor Augen, hatte er nicht an der Begabung seines Bruders gezweifelt.
Als der Notar mit der Testamentsverlesung fertig war, erhob Susan sich und ging zur anderen Zimmerseite, um mit Robin zu sprechen.
»Wir werden die Bilder auswählen, die wir in der Familie behalten wollen. Danach lasse ich die übrigen einundzwanzig für Sie ins Bell and Duck bringen.«
Sie drehte sich um und ging, ehe Robin Gelegenheit hatte, etwas zu sagen. Dummes Weibsstück, dachte er. So ganz anders als mein Bruder – sie erkennt wahres Talent nicht einmal dann, wenn sie es vor sich hat.
Beim Dinner im Bell and Duck an diesem Abend machte Robin Pläne, wie er seinen neu erworbenen Reichtum ausgeben würde. Nachdem er die teuerste Flasche Rotwein des Restaurants getrunken hatte, war er zu dem Entschluss gekommen, sich darauf zu beschränken, jedes halbe Jahr nur ein Gemälde zu Sothebys und eines zu Christies zu bringen. Das würde ihm gestatten, in einem Stil zu leben, der seinem Können angemessen war, um seinen Bruder zu zitieren.
Gegen dreiundzwanzig Uhr begab er sich zu Bett und schwelgte in Gedanken an Bonnard, Vuillard, Dufy, Camoin und Luce, und was wohl einundzwanzig solche Meisterwerke wert sein mochten.
Er schlief noch tief und fest, als am nächsten Tag um zehn Uhr an seine Tür geklopft wurde.
»Wer ist da?«, fragte er schlaftrunken und gereizt, die Decke über dem Kopf.
»George, der Portier, Sir. Vor der hinteren Tür steht ein Lieferwagen. Der Fahrer sagt, er darf die Ladung nicht ohne Ihre Unterschrift herausgeben.«
»Lassen Sie ihn nicht weg!«, brüllte Robin. Zum ersten Mal seit Jahren sprang er eilig aus dem Bett, schlüpfte in sein altes Hemd, die Hose und die Schuhe, und flitzte hinunter auf den Hof.
Ein Mann in blauem Overall, mit einem Klemmbrett in der Hand, lehnte an einem großen Lieferwagen.
Robin schritt auf ihn zu. »Sind Sie der Herr, der einundzwanzig Gemälde erwartet?«, fragte er.
»Ja, der bin ich«, antwortete Robin. »Wo muss ich unterschreiben?«
»Hier.« Der Mann legte seinen Daumen neben die dafür vorgesehene Zeile.
Robin kritzelte seinen Namen rasch auf das Formular, dann folgte er dem Fahrer, der die hintere Wagentür aufschloss und öffnete.
Robin riss stumm den Mund auf.
Er starrte auf ein Porträt seiner Mutter, das oben auf dem Stapel lag – mit zwanzig anderen Bildern von Robin Summers, die zwischen 1951 und 1999 entstanden waren.

Der Bekehrte
    Ein Mann aus Kapstadt fährt jeden Tag in die von Farbigen bevölkerte Township Crossroads. Am Vormittag unterrichtet er Englisch an der dortigen Schule; am Nachmittag trainiert er mit den sportbegeisterten Kids Fußball oder Kricket, je nach der Jahreszeit, und an den Abenden streift er durch die Straßen, um die Jugendlichen mit guten Worten davon abzuhalten, sich zu Banden zusammenzurotten oder Verbrechen zu begehen und sie zu überzeugen, wie schlimm es ist, Drogen zu nehmen. Er ist als der »Bekehrte von Crossroads« bekannt geworden.
    Niemand hat schon von Geburt an Vorurteile, allerdings werden sie manchen Leuten sehr früh anerzogen. Das traf ohne Zweifel auf Stoffel van den Berg zu. Stoffel wurde in Kapstadt geboren und reiste sein Leben lang nie ins Ausland. Seine Vorfahren waren im achtzehnten Jahrhundert aus Holland eingewandert, und Stoffel war es von frühester Kindheit an gewöhnt, dass es genügend schwarze Diener im Haus gab, die er nach Belieben herumkommandieren konnte.
    Wenn die Boys – einen richtigen Namen gab es für die Diener nicht; jeder wurde nur »Boy« genannt, egal wie alt er war – Stoffel nicht gehorchten, wurden sie schlimm verprügelt oder bekamen nichts zu essen. Machten sie ihre Arbeit gut, dachte niemand daran, sich dafür zu bedanken und schon gar nicht, sie zu loben. Warum sollte man sich die Mühe machen, wenn diese Burschen ohnehin nur auf der Welt waren, um anderen zu dienen?
    Als Stoffel in die Schule am Kap kam, verstärkte sich dieses törichte Vorurteil noch, denn hier gab es nur Klassenzimmer voll weißer Kinder, die von

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