Archer Jeffrey
bekommen würde.
Trotz seiner Enttäuschung blieb Stoffel überzeugt, dass seine Regierung die richtige Entscheidung getroffen hatte. Wie konnten die Engländer sich anmaßen zu bestimmen, wer Südafrika besuchen dürfe?
Bei einem Spiel der Western Province gegen Transvaal lernte er Inga kennen. Sie war nicht nur das aufregendste weibliche Wesen, das er je erblickt hatte, sie teilte auch seine durch nichts zu erschütternde Ansicht, was die Überlegenheit der weißen Rasse betraf. Ein Jahr später heirateten sie.
Als mehr und mehr Sanktionen gegen Südafrika verhängt wurden, unterstützte Stoffel die Regierung und nannte Politiker des Westens wirklichkeitsfremd und dekadent. Warum kamen diese liberalen Schwächlinge nicht nach Südafrika und machten sich selbst ein Bild? Sie würden rasch feststellen, dass er, Stoffel, seine Diener nicht schlug, und dass die Schwarzen einen anständigen Lohn erhielten, wie die Regierung es vorschlug. Was konnten sie sich sonst erhoffen? Er konnte nicht begreifen, dass die Regierung diesen Aufrührer Mandela und seine Terroristenfreunde nicht längst wegen Hochverrats aufgeknüpft hatte.
Piet und Marike nickten zustimmend, wenn ihr Vater diese Meinung äußerte. Beim Frühstück erklärte er ihnen immer wieder, dass man Menschen, die vor gar nicht so langer Zeit erst von den Bäumen gestiegen seien, nicht wie Gleichberechtigte behandeln könne. Das entspräche in keiner Weise der natürlichen Ordnung. Schließlich war ja auch Gott ein Weißer, oder etwa nicht?
Als Stoffel mit Ende dreißig seine aktive Kricket-Laufbahn beendete, wurde er zum Leiter der PR-Abteilung der Bank befördert und in den Vorstand übernommen. Die Familie zog in ein größeres Haus ein paar Kilometer vom alten entfernt am Kap, unmittelbar über dem Atlantik.
Während der Rest der Welt weiterhin Sanktionen verhängte, wuchs Stoffels Überzeugung, dass Südafrika das einzige Land auf Erden war, das die richtige politische Einstellung besaß. Er vertrat diese Meinung unbeirrbar, sowohl in der Öffentlichkeit wie im Privaten.
»Du solltest dich fürs Parlament aufstellen lassen«, riet ihm ein Freund. »Unser Land braucht Männer, die an den südafrikanischen Way of Life glauben und nicht bereit sind, ignoranten Ausländern nachzugeben, die sich hier überhaupt nicht auskennen.«
Anfangs nahm Stoffel solche Worte nicht wirklich ernst; dann aber flog der Vorsitzende der National Party extra nach Kapstadt, um mit ihm zu reden.
»Das Politische Komitee hofft, Sie als Kandidaten für die nächste Wahl aufstellen zu dürfen«, sagte er zu Stoffel.
Stoffel versprach, sich diesen Vorschlag durch den Kopf gehen zu lassen. Doch ehe er sich entscheiden könne, erklärte er, müsse er mit seiner Frau und den übrigen Mitgliedern des Bankvorstands sprechen. Zu seiner Überraschung ermutigten ihn alle, das Angebot anzunehmen. »Schließlich sind Sie allgemein bekannt und beliebt, und niemand kann an Ihrer Einstellung zur Apartheid zweifeln.« Eine Woche später rief Stoffel den Vorsitzenden der National Party an, um ihm mitzuteilen, er würde sich geehrt fühlen, wenn man ihn als Kandidaten für Noordhoek aufstelle, was dann auch geschah.
Seine Antrittsrede in Noordhoek beendete Stoffel mit den Worten: »Ich werde einmal mit der unerschütterlichen Überzeugung von dieser Welt abtreten, dass die Apartheid sowohl für die Schwarzen wie auch für die Weißen die einzig richtige Daseinsform ist.« Er erhielt begeisterten Applaus.
Das alles änderte sich am 18. August 1989.
Stoffel verließ die Bank an diesem Abend ein paar Minuten früher, da er vor einer Versammlung eine Rede halten sollte. Die Wahlen standen unmittelbar bevor, und wenn man der letzten Umfrage glauben durfte, hieß der nächste Abgeordnete für den Wahlkreis Noordhoek Stoffel van den Berg.
Als Stoffel aus dem Lift stieg, begegnete er Martinus de Jong, dem Generaldirektor der Bank. »Wieder nur ein kurzer Arbeitstag, Stoffel?«, zog er ihn auf.
»Wohl kaum, Martinus, ich muss eine Rede halten.« »Ich weiß, alter Junge«, antwortete de Jong. »Überzeugen Sie die Leute, dass es sich diesmal niemand leisten kann, nicht zu wählen, wenn die Leute verhindern wollen, dass das Land in Zukunft von den Schwarzen regiert wird. Übrigens«, fügte er hinzu, »wir brauchen auch keine Plätze für Schwarze auf den Universitäten. Wenn wir uns die Politik unserer Bank von Studentengruppen in England vorschreiben lassen, könnte es leicht dazu kommen, dass
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