Archer Jeffrey
Ihnen zu trinken.«
»Ich halte das nicht für klug.«
»Tun Sie immer nur, was klug ist?«
»Es ist nur, dass ich auf die Scottish Belle zurückmuss.«
»Damit Sie drei Stunden herumsitzen und auf Angus’ Rückkehr warten?«
»Nein, es ist bloß, dass …«
»Haben Sie Angst, dass ich versuchen könnte, Sie zu verführen?«
»Ist das Ihre Absicht?« Ruth entzog ihm ihre Hand.
»Ja, aber nicht, ehe wir den Cognac gekostet haben.« Max blickte auf die Rechnung, die der Ober ihm gebracht hatte. Er zog seine Geldtasche und legte vier Zehnpfundnoten auf das Silbertablett.
Angus hatte einmal zu ihr gesagt: »Wer in einem Restaurant bar bezahlt, braucht entweder keine Kreditkarte oder verdient zu wenig, um eine zu bekommen.«
Max stand auf, dankte Valerio ein bisschen zu überschwänglich und steckte dem Ober, der ihnen die Tür aufhielt, einen Fünfpfundschein zu.
Als sie die Straße zum Kai überquerten, sagte keiner ein Wort. Ruth glaubte, jemanden von der Sea Urchin springen zu sehen, doch bei einem zweiten Blick auf das Boot war niemand zu erblicken. Eigentlich hatte sie sich schnell verabschieden wollen; trotzdem folgte sie Max an Bord und hinunter in die Kabine.
»Ich hatte nicht erwartet, dass es hier so eng ist«, gestand sie, als sie unten ankamen. Sie drehte sich um hundertachtzig Grad und landete in Max’ Armen. Sanft entzog sie sich ihm.
»Es ist ideal für einen Junggesellen«, sagte er, als er zwei großzügige Cognacs einschenkte. Er reichte Ruth einen Schwenker und legte den freien Arm um ihre Taille. Dann zog er sie sanft an sich, bis ihre Körper einander berührten. Er küsste sie auf die Lippen, bevor er ihr die Möglichkeit ließ, einen Schluck Cognac zu nehmen.
Er schaute zu, wie sie das Glas an den Mund hob; dann nahm er sie wieder in die Arme. Als er sie noch einmal küsste, sträubte sie sich nicht mehr dagegen und ließ es auch geschehen, dass er den obersten Knopf ihrer Bluse öffnete.
Jedes Mal, wenn Ruth doch einen schwachen Versuch machte, sich zu wehren, hielt er inne und wartete, bis sie einen weiteren Schluck nahm, bevor er seine Bemühungen fortsetzte, bis es ihm endlich gelang, ihr die weiße Bluse auszuziehen und den Reißverschluss ihres hautengen Minirocks zu finden. Bis es so weit war, versuchte sie gar nicht mehr, ihn davon abzuhalten.
»Du bist erst der zweite Mann, mit dem ich Liebe gemacht habe«, sagte sie leise, als sie später auf dem Boden lag.
»Du warst noch Jungfrau, als du Angus kennen gelernt hast?«, staunte Max.
»Sonst hätte er mich nicht geheiratet«, antwortete sie leise.
»Und während der letzten zwanzig Jahre hat es keinen anderen Mann gegeben?« Max schenkte sich noch einen Cognac ein.
»Nein. Aber ich glaube, dass Gerald Prescott mich verehrt. Er ist Rektor der alten Schule, die meine Jungs besucht haben. Gerald verehrt mich. Doch er hat sich nie mehr getraut, als mir einen Kuss auf die Wange zu hauchen. Und sonst schaut er mich immer nur mit wehmütigen Augen an.«
»Und du magst ihn?«
»O ja. Ich finde ihn sehr nett«, gestand Ruth zum ersten Mal in ihrem Leben. »Doch ein Mann wie er würde nie die Initiative ergreifen.«
»Wie dumm von ihm.« Max nahm sie wieder in die Arme.
Ruth blickte auf die Uhr. »O Gott, ist es wirklich schon so spät? Angus kann jeden Augenblick zurück sein.«
»Keine Panik, mein Liebling. Wir haben noch genug Zeit für einen weiteren Cognac, oder vielleicht sogar noch einen Orgasmus – was immer dir lieber ist.«
»Beides, aber ich möchte das Risiko nicht eingehen, dass er uns mittendrin ertappt.«
»Dann müssen wir bis zu einem anderen Mal damit warten.« Max drückte den Korken fest in die Flasche zurück.
»Oder bis zum nächsten Mädchen«, meinte Ruth, während sie in ihre Strumpfhose schlüpfte.
Max langte nach dem Kugelschreiber auf dem Beistelltischchen und kritzelte auf das Flaschenetikett: »Darf nur mit Ruth getrunken werden.«
»Wann werde ich dich wieder sehen?«, fragte sie.
»Das hängt von dir ab, Liebling«, erwiderte Max, ehe er sie in die Arme nahm und noch einmal küsste. Nachdem er sie losgelassen hatte, drehte sie sich um, stieg die steile Treppe hinauf aufs Deck und verschwand rasch.
Kaum war Ruth zurück auf der Scottish Belle, versuchte sie, die Erinnerung an die letzten beiden Stunden auszulöschen, doch als Angus am Abend mit den Jungs kam, wurde ihr bewusst, dass es nicht so leicht sein würde, Max zu vergessen.
Als sie am nächsten Morgen an Deck ging, war die Sea Urchin nirgendwo in Sicht.
Angus
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