Archer Jeffrey
seinerzeit zur Polizei ging. Was war das für eine wilde, verrückte Zeit damals!« Neuerlicher Applaus und weitere Pfiffe von den Jüngeren, die erst verstummten, als der Kommandant seine Rede fortsetzte und in Erinnerungen schwelgte.
Eamonn war immer noch nüchtern genug, den jungen Constable zu bemerken, der mit besorgter Miene den Saal betrat und zur Bühne eilte. Da er Billys Rede nicht unterbrechen wollte, führte er Jim Hogans Befehl aus und legte einen Zettel aufs Pult.
Eamonn tastete nach seinem Handy, fand es jedoch in keiner seiner Taschen. Dabei hätte er schwören können, dass er es bei seiner Ankunft noch gehabt hatte.
»Wenn ich meine Polizeimarke um Mitternacht abgebe …«, sagte Billy und bemerkte den Zettel. Er rückte seine Brille zurecht und überflog die Nachricht; dann runzelte er die Stirn und blickte wieder auf seine Gäste. »Es tut mir Leid, meine Freunde, aber es hat offenbar einen Vorfall an der Grenze gegeben, der mein Erscheinen erforderlich macht. Ich muss sofort aufbrechen. Meine Officers müssen mich leider begleiten. Ich hoffe, liebe Gäste, Sie werden die Party auch weiterhin genießen, und ich versichere, dass meine Leute und ich zurückkommen, sobald wir das kleine Problem gelöst haben.«
Nur einer erreichte den Ausgang vor dem Kommandanten und fuhr vom Parkplatz, bevor Maggie überhaupt bemerkte, dass er den Saal verlassen hatte. Doch dem Kommandanten gelang es mit heulender Sirene, Eamonn etwa drei Kilometer vor der Grenze zu überholen.
»Soll ich ihn wegen Geschwindigkeitsübertretung anhalten?«, fragte der Fahrer den Kommandanten.
»Nein«, antwortete Billy Gibson. »Die Vorstellung macht doch erst dann wirklich Spaß, wenn der Star des Abends die Bühne betritt.«
Als Eamonn ein paar Minuten später den Wagen am Rand seines Grundstücks anhielt, stand er vor einem breiten, blauweißen, von Pfosten zu Pfosten gezogenen Absperrband mit der Aufschrift: VORSICHT! LEBENSGEFAHR! KEIN ZUTRITT!
Er sprang aus dem Wagen und rannte hinüber zum Kommandanten, der soeben von einer Gruppe seiner Untergebenen informiert wurde.
»Was geht hier vor, zum Teufel?«, erkundigte Eamonn sich heftig.
»Ah, Eamonn, ich bin froh, dass Sie hier sind. Ich wollte Sie gerade auf der Party anrufen. Vor etwa einer Stunde wurde eine IRA-Patrouille auf Ihrem Grundstück gesichtet.«
»Allerdings haben wir noch keine Bestätigung dafür«, meldete ein junger Offizier, der sich ein Handy ans Ohr hielt. »Es gibt widersprüchliche Meldungen aus Ballyroney, nach denen es auch irgendwelche paramilitärische Verbände gewesen sein können.«
»Nun, wer immer diese Leute auch sind«, sagte Billy, »für mich ist der Schutz von Leben und Eigentum vorrangig, deshalb habe ich das Bombenräumkommando geschickt. Sie sollen sich vergewissern, dass es für Sie und Maggie ungefährlich ist, in Ihr Haus zurückzukehren.«
»Das ist Quatsch, Billy Gibson, und das wissen Sie genau!«, brauste Eamonn auf. »Ich gebe Ihnen den dringenden Rat, mein Grundstück zu verlassen, sonst muss ich Sie von meinen Wachleuten mit Gewalt entfernen lassen.«
»So einfach ist das nicht«, entgegnete der Kommandant. »Ich habe gerade eine Meldung von meinem Bombenräumkommando erhalten, dass die Jungs bereits ins Haus eingedrungen sind. Aber Sie können beruhigt sein, Eamonn. Die Männer haben dort niemanden vorgefunden. Im Wintergarten allerdings haben sie ein Paket entdeckt, dessen Inhalt noch nicht identifiziert wurde. Ein zweites, ähnliches Paket wurde in der Garage gefunden.«
»Aber das ist bloß …«
»Bloß was?«, erkundigte der Kommandant sich scheinheilig.
»Wie sind Ihre Männer an meinen Sicherheitsleuten vorbeigekommen?«, fragte Eamonn heftig. »Meine Wächter hatten strikte Anweisung, jeden hinauszubefördern, der nur eine Zehe auf mein Land setzt.«
»Ihre Wächter haben Ihr Grundstück offenbar unwissentlich ein kleines Stück verlassen, ohne dass sie es bemerkt haben, und weil Gefahr für das Leben der Männer bestand, hielt ich es für notwendig, sie in Schutzhaft zu nehmen. Sie wollten doch nicht, dass Ihren Leuten etwas zustößt, oder?«
»Ich wette, Sie haben nicht mal einen Durchsuchungsbefehl!.
»Den brauche ich auch nicht«, erklärte der Kommandant, »weil ich befürchten muss, dass jemand sich in Lebensgefahr befindet.«
»Aber nun, da Sie wissen, dass keine Lebensgefahr für irgendjemanden besteht – und nie bestand –, fordere ich Sie nochmals auf, mein Grundstück zu verlassen. Kehren Sie zu Ihrer Party
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