Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verbrechen lohnt sich
Vom Netzwerk:
diesmal sogar ein Republikaner sein. Ich würde für jeden stimmen, der etwas gegen die schreckliche Kriminalität unternimmt. Einer der Kandidaten – mir fällt sein Name gerade nicht ein – spricht ständig von Nulltoleranz. Wer immer der Mann ist, ich gebe ihm meine Stimme.«
Zwar blieb Susies Plauderei angeregt und lebhaft, doch mir entging nicht, dass ihr Blick immer wieder zur gegenüberliegenden Tischseite wanderte. Wäre Richards Blick auch nur ein einziges Mal zu ihr abgeschweift, ich hätte die beiden glatt für ein Liebespaar gehalten. Aber der Junge schien das Mädchen tatsächlich zu ignorieren.
Bei der Nachspeise ließ Mrs. Collins kein gutes Haar am Kabinett. Sie war der Meinung, dass jeder Minister ersetzt gehörte. Durch wen, brauchte ich mich gar nicht erst zu fragen. Als sie beim Agrarminister angelangt war, hielt ich meine Höflichkeitspflicht für erfüllt und wandte mich erneut Susie zu, die vortäuschte, ganz mit ihrem Früchtepudding beschäftigt zu sein, während sie insgeheim immer wieder zu Richard blickte.
Plötzlich schaute er in ihre Richtung. Unerwartet fasste Susie meine Hand und erzählte mir eingehend von einem Film von Eric Rohmer, den sie vor kurzem in Nizza gesehen hatte.
Wenige Männer wehren sich dagegen, wenn eine Frau nach ihrer Hand greift, schon gar nicht, wenn diese Frau mit Susies Aussehen gesegnet ist, aber ich bin überzeugt, die Männer würden es vorziehen – genau wie ich –, dass die Frau dabei nicht auf einen anderen Kerl starrt.
Kaum setzte Richard sein Gespräch mit unserer Gastgeberin fort, ließ Susie meine Hand los und stocherte in ihrem Früchtepudding.
Ich war dankbar, dass mir ein dritter Vortrag von Mrs. Collier erspart blieb, da Kathy sich von ihrem Platz erhob und uns alle in den Salon bat. Dadurch entgingen mir wahrscheinlich die Einzelheiten des neuen Gesetzesvorschlags zur Befriedung unbefriedeter öffentlicher Flächen, den Mrs. Colliers Gatte in der kommenden Woche dem Parlament vorlegen wollte.
Beim Kaffee wurde ich mit Richard bekannt gemacht, der sich als Bankier aus New York erwies. Entweder ignorierte er Susie weiterhin, oder er war sich unerklärlicherweise ihrer Anwesenheit gar nicht bewusst. Das Mädchen, dessen Namen ich nicht kannte, kam zu uns herüber und flüsterte Richard ins Ohr: »Wir sollten allmählich aufbrechen, Liebling. Denk daran, dass wir den Frühflug nach Paris gebucht haben.«
»Das habe ich nicht vergessen, Rachel«, erwiderte er, »aber ich möchte mich nicht gern als Erster verabschieden.« Noch einer, dem eine fürsorgliche Mutter gute Manieren beigebracht hatte.
Jemand berührte meinen Arm. Ich drehte mich um und sah, dass Mrs. Collier mich anstrahlte.
»Darf ich Ihnen Reginald vorstellen, meinen Mann. Ich habe ihm erzählt, wie gern Sie Genaueres über seinen neuen Gesetzesvorschlag zur Befriedung unbefriedeter öffentlicher Flächen erfahren möchten.«
Zehn Minuten dürften vergangen sein, obwohl sie mir eher wie ein ganzer Monat vorkamen, als Kathy zu meiner Rettung kam. »Tony, wärst du so nett und fährst Susie nach Hause? Es regnet in Strömen, und um diese Zeit ein Taxi zu bekommen, ist fast unmöglich.«
»Sehr gern«, antwortete ich. »Dann möchte ich mich gleich für die Einladung bedanken. Es war mir eine Freude, so viele reizende Leute kennen zu lernen. Leider muss ich mich nun auch von Ihnen verabschieden, Mrs. Collier. Sie haben so interessante Gesprächsthemen! Es war faszinierend, mit Ihnen zu reden.«
Sie lächelte mich strahlend an. Meine Mutter wäre stolz auf mich gewesen.
Im Wagen, auf dem Weg zu ihrer Wohnung, fragte mich Susie, ob ich die Freud-Ausstellung gesehen habe. »Ja«, antwortete ich, »sie war großartig. Ich will noch einmal hin, bevor sie endet.«
»Ich möchte sie mir morgen Vormittag anschauen.« Sie berührte meine Hand. »Hätten Sie nicht Lust, mitzukommen?« Begeistert erklärte ich mich einverstanden. Als ich sie in Pimlico absetzte, umarmte sie mich auf die Weise, die besagte: »Ich möchte dich besser kennen lernen.« Es gibt viele Dinge, von denen ich kaum etwas verstehe, doch bei Umarmungen kenne ich mich bestens aus. Ich habe schon so gut wie jede Art erlebt – freundliche (»Du bist ein Schatz«), leidenschaftliche (»Ich kann es nicht erwarten, dir die Kleider vom Leib zu reißen …«), bis hin zu abweisenden (»Lass dich nie wieder blicken!«).
Am nächsten Vormittag erschien ich früh in der TateGalerie, da ich mit einer langen Schlange vor der Kasse rechnete

Weitere Kostenlose Bücher