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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verbrechen lohnt sich
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und die Karten vor Susies Eintreffen besorgen wollte. Ich wartete erst ein paar Minuten auf der Treppe, als sie erschien. Sie trug ein gelbes Kleid, das ihre schlanke Figur betonte. Als sie die Stufen heraufkam, bemerkte ich, dass viele Männerblicke ihr bewundernd folgten. Als sie mich entdeckte, beschleunigte sie ihre Schritte und begrüßte mich mit einer innigen Umarmung, die besagte: »Ich hab das Gefühl, dass ich dich schon viel besser kenne«, wie ich beglückt feststellte.
Beim zweiten Mal gefiel mir die Ausstellung sogar noch besser, nicht zuletzt dank Susies Kenntnissen der Werke Lucian Freuds – sie machte mich mit den verschiedenen Phasen seines Schaffens vertraut. Beim letzten Bild der Ausstellung, Dicke Frau am Fenster, sagte ich ein wenig zaghaft: »Eins ist sicher, so werden Sie nie aussehen.«
»Oh, da wäre ich mir nicht so sicher«, entgegnete sie. »Aber wenn doch, würde ich es Sie nie herausfinden lassen.« Sie nahm meine Hand. »Haben Sie noch Zeit, mit mir zu Mittag zu essen?«
»Selbstverständlich. Aber ich habe nirgends einen Tisch reserviert.«
»Aber ich.« Susie lächelte. »Das Tate hat ein ausgezeichnetes Restaurant. Ich habe einen Tisch für zwei bestellt, nur für den Fall …« Wieder lächelte sie.
An den Lunch erinnere ich mich kaum, nur daran, dass wir die beiden letzten Gäste waren, als die Rechnung kam.
»Wenn Sie jetzt alles tun könnten, was Sie sich wünschen«
– es war einer jener Gemeinplätze, deren ich mich schon oft bedient habe –, »was würden Sie tun?«
Susie überlegte kurz, ehe sie antwortete: »Den Zug nach Paris nehmen, das Wochenende mit Ihnen verbringen und die Picasso-Ausstellung ›Die frühen Jahre‹ besuchen, die zurzeit im Musee d’Orsay gezeigt wird. Und Sie?«
»Den Zug nach Paris nehmen, das Wochenende mit Ihnen verbringen und die Picasso-Ausstellung …«
Sie lachte laut auf, ergriff wieder meine Hand und sagte: »Dann tun wir’s!«
Ich kam zwanzig Minuten vor der Abfahrt am Waterloo an. In Paris hatte ich bereits eine Suite in meinem Lieblingshotel reservieren lassen und einen Tisch in einem Restaurant, das dafür sorgt, nicht in einem Reiseführer für gewöhnliche Touristen erwähnt zu werden. Ich hatte zwei Erste-KlasseFahrkarten erstanden und wartete wie verabredet unter der Bahnhofsuhr. Susie verspätete sich nur zwei Minuten, und diesmal besagte ihre Umarmung beinahe schon: »Ich kann es nicht erwarten, dir die Kleider vom Leib zu reißen«.
Sie hielt meine Hand, als wir durch die englische Landschaft fuhren. Sobald wir in Frankreich waren – es ärgert mich jedes Mal, dass die Züge an der französischen Seite nur so dahinbrausen –, beugte ich mich zu Susie hinüber und küsste sie zum ersten Mal.
Sie erzählte von ihrer Arbeit in New York, den Ausstellungen, die man unbedingt gesehen haben musste, und gab mir einen Vorgeschmack auf das, was uns in der PicassoAusstellung erwartete. »Eine Bleistiftzeichnung, die den Vater des Künstlers darstellt. Picasso hat sie im Alter von nur sechzehn Jahren geschaffen; deshalb war diese Arbeit ein Vorläufer alles Kommenden.« Sie erzählte weiter von Picasso und seinem Schaffen – mit einer Leidenschaft, wie kein Buch über diesen Maler sie vermitteln könnte. Als die Bahn in den Gare du Nord einfuhr, griff ich nach unseren beiden Koffern und beeilte mich, mich als einer der ersten für ein Taxi anzustellen.
Susie verbrachte den größten Teil der Fahrt damit, aus den Fenstern zu starren wie ein Schulmädchen beim ersten Besuch im Ausland. Ich erinnere mich, dass ich gedacht habe, wie ungewöhnlich das für jemanden war, der schon so viele Reisen gemacht hatte.
Als das Taxi zum Eingang des Hotel du Coeur abbog, erklärte ich, dass ich genau ein solches Haus gern besitzen würde – luxuriös, aber nicht angeberisch. Außerdem bot es einen Service, wie er in England schwer zu finden war. »Und Albert, der Besitzer, ist ein Juwel.«
»Ich kann es gar nicht erwarten, ihn kennen zu lernen«, sagte sie, als das Taxi vor dem Eingang hielt.
Albert stand auf der Treppe, um uns zu begrüßen. Das hatte ich erwartet, denn ich hätte es genauso gemacht, hätte er mit einer schönen Frau das Wochenende in meinem Hotel verbringen wollen.
»Wir haben Ihr übliches Zimmer für Sie vorbereitet, Mr. Romanelli«. sagte er und sah aus, als wolle er mir zuzwinkern.
Susie blickte Albert an und fragte: »Wo haben Sie mich untergebracht?«
Ohne eine Miene zu verziehen, lächelte er sie an und sagte: »Im

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