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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verbrechen lohnt sich
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Uhr möchten Sie die Ausstellung besuchen?«, fragte ich.
»Um zehn«, entgegnete sie fest und fügte hinzu: »Falls es Ihnen recht ist.«
»Nichts dagegen.« Ich blickte auf die Uhr. »Ich werde für neun Uhr dreißig ein Taxi bestellen.«
»Gut. Ich komme dann ins Foyer«, sagte sie. Wir benahmen uns immer mehr wie ein altes Ehepaar.
Nach dem Frühstück kehrte ich in meine Suite zurück, packte meine Sachen und ließ mich mit Albert verbinden, um ihm zu sagen, dass wir wohl keine weitere Nacht bleiben würden.
»Tut mir Leid, das zu hören, Monsieur«, bedauerte er. »Ich hoffe nur, dass es nicht an uns …«
»Nein, Albert, es liegt nicht an Ihnen«, beruhigte ich ihn. »Falls ich je herausfinde, wessen Schuld es ist, lasse ich es Sie wissen. Ach, übrigens, ich brauche gegen neun Uhr dreißig ein Taxi zum Musee d’Orsay.«
»Ich werde mich sofort darum kümmern, Tony.«
Ich werde Sie nicht mit der banalen Konversation langweilen, zu der es während der Fahrt zwischen dem Hotel und dem Museum kam, denn es bedürfte eines viel fähigeren Erzählers als ich es bin, mir Ihre Aufmerksamkeit zu erhalten. Doch es wäre unehrlich von mir zu verschweigen, dass Picassos frühe Werke die Reise durchaus wert waren. Und ich sollte hinzufügen, dass Susies sachkundige Kommentare dafür sorgten, dass wir ständig von einer kleinen Menschenmenge umringt waren.
»Der Zeichenstift«, sagte sie, »ist das grausamste Werkzeug eines Malers, weil er nichts dem Zufall überlässt.« Sie war vor dem Porträt stehen geblieben, das Picasso von seinem auf einem Stuhl sitzenden Vater gemacht hatte. Ich war gefesselt davon und konnte mich eine ganze Weile nicht rühren.
»Das Erstaunliche an diesem Bild ist«, sagte Susie, »dass Picasso es mit sechzehn gezeichnet hat. Das beweist, dass übliche Motive ihn schon damals langweilten, noch ehe er von der Kunstschule ging. Als sein Vater es sah, der selbst Künstler war, hat er …« Susie beendete den Satz nicht; stattdessen fasste sie plötzlich meine Hand, blickte mir tief in die Augen und sagte: »Es ist so schön, mit Ihnen zusammen zu sein, Tony.« Sie beugte sich vor, als wollte sie mich küssen.
Ich wollte gerade sagen: »Was, zum Teufel, führen Sie jetzt im Schilde?«, als ich ihn aus den Augenwinkeln sah.
»Schach«, sagte ich.
»Schach? Was meinen Sie damit?«
»Der Springer ist gerade über das Brett auf das dritte Feld vorgedrungen – oder, um genauer zu sein, über den Kanal nach Paris –, und ich habe das Gefühl, dass er gleich das Spiel beherrscht.«
»Wovon reden Sie eigentlich, Tony?«
»Ich weiß genau, wovon ich rede«, antwortete ich.
»Welch ein Zufall«, erklang eine Stimme hinter ihr.
Susie fuhr herum und täuschte überzeugendes Erstaunen vor, als sie Richard sah.
»Welch ein Zufall«, sagte auch ich.
»Ist es nicht eine großartige Ausstellung?«, rief Susie ekstatisch und ignorierte meinen Sarkasmus.
»Allerdings«, pflichtete Rachel ihr bei, die offenbar nicht informiert war, dass sie genau wie ich in diesem Spiel nur ein Bauer war und gleich von der Dame vom Spielfeld entfernt würde.
»Schön, dass wir uns so zufällig getroffen haben«, sagte Richard, »da könnten wir doch eigentlich gemeinsam zum Lunch gehen.«
»Ich fürchte, wir haben bereits andere Pläne gemacht«, entgegnete Susie und nahm wieder meine Hand.
»Aber diese Pläne lassen sich ändern, mein Schatz.« Dadurch erhoffte ich, noch eine Zeit lang auf dem Brett bleiben zu dürfen.
»Aber ohne Bestellung werden wir jetzt keinen Tisch mehr in einem einigermaßen guten Restaurant bekommen«, versuchte Susie es erneut.
»Das dürfte kein Problem sein«, versicherte ich ihr lächelnd. »Ich kenne ein kleines Bistro, in dem wir willkommen sein werden.«
Susie blickte finster, als ich mich derart aus dem Matt manövrierte, und weigerte sich, mit mir zu reden, während wir alle das Museum verließen und gemeinsam am linken Seineufer entlangspazierten. Ich unterhielt mich mit Rachel, denn ich fand, dass wir kleinen Schachfiguren zusammenhalten sollten.
Jacques warf die Arme in melodramatischer gallischer Verzweiflung hoch, als er mich an der Tür stehen sah.
»Wie viele, Monsieur Tony?«, fragte er mit einem Hauch von Resignation.
»Vier«, erwiderte ich vergnügt.
Es war die einzige Mahlzeit an diesem Wochenende, die ich aus vollem Herzen genoss. Ich unterhielt mich die meiste Zeit mit Rachel, die ein recht nettes Mädchen war, aber eben nicht an Susie herankam. Sie hatte keine Ahnung, was auf der

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