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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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begrüßte ihn Andrew. »Kennst du
    David Bruce?« fragte er, als seien sie alte Freunde.
»Nein«, erwiderte Raymond und wischte seine Handfläche an
der Hose ab, bevor er ihm die Hand reichte. »Guten Abend,
Exzellenz«, sagte er und war froh, daß Andrew sich entfernte.
»Ich habe Johnsons Mitteilung über Vietnam mit Interesse
gelesen, und ich muß sagen, daß die Eskalierung …«
Andrew hatte den Staatsminister für Schottland entdeckt und
ging auf ihn zu.
»Wie geht es, Andrew?« erkundigte sich Hugh McKenzie. »Könnte nicht besser sein.«
»Und Ihrem Vater?«
»Er ist glänzend in Form.«
»Das höre ich ungern«, sagte der Minister lachend. »Er macht mir im Entwicklungsausschuß für die Highlands und die Inseln
einige Schwierigkeiten.«
»Im Grund ist er vernünftig«, sagte Andrew, »auch wenn seine
Ansichten etwas verknöchert sind.« Beide lachten noch, als eine
hübsche junge Frau mit langem braunen Haar auf den Minister
zutrat. Sie trug eine weiße Seidenbluse und einen McKenzieSchottenrock.
»Kennen Sie meine Tochter Alison?«
»Nein«, sagte Andrew und streckte die Hand aus.
    »Ich weiß, wer Sie sind«, sagte sie mit leichtem Lowland - Akzent und blitzenden Augen. »Andrew Fraser, der Mann, der Campbells einen vertrauenswürdigen Anstrich gibt. Der geheime Spion der Konservativen.«
    »Kann kein großes Geheimnis sein, wenn das Schottische Büro davon weiß«, erwiderte Andrew.
    Ein Kellner brachte Sandwiches auf einem Silbertablett. Sein Frack war der bestgeschnittene im ganzen Zimmer.
»Möchten Sie ein Sandwich mit geräuchertem Lachs?« fragte Alison spöttisch.
»Nein, vielen Dank. Ich habe diese Gewohnheit ebenso aufgegeben wie mein konservatives Milieu. Aber passen sie auf
– wenn Sie zu viele essen, werden Sie keine Lust auf ein Dinner haben.«
»Ich habe nicht vor, zu einem Dinner zu gehen.«
»Schade. Ich dachte, Sie hätten vielleicht Lust auf einen Bissen bei Sigie’s«, sagte Andrew.
Alison zögerte. Dann: »Es wäre das erstemal, daß sich jemand in No. 10 jemanden wie mich anlacht.«
»Ich breche nicht gern mit Traditionen«, erwiderte Andrew. »Aber vielleicht könnte ich für acht Uhr einen Tisch bestellen?« »Ist Sigie’s einer dieser aristokratischen Treffpunkte?«
»Keine Spur, das Lokal ist viel zu gut für diese Leute. Warum verabschieden wir uns nicht in einer Viertelstunde? Ich muß noch mit ein paar Gästen sprechen.«
»Natürlich.« Lächelnd sah sie Fraser nach, der sich einen Weg durch die Menschen bahnte. Er wußte genau, wie man eine Cocktailparty am besten nutzt. Seine Kollegen von den Gewerkschaften würden nie verstehen, daß es nicht der Sinn einer solchen Veranstaltung war, Lachssandwiches mit Whisky hinunterzuspülen. Als er sich wieder bei Alison einfand, unterhielt sie sich eben mit Raymond Gould über Johnsons Erdrutschsieg bei den Wahlen.
»Versuchst du, mir meine Dame wegzuschnappen?« fragte Andrew.
Raymond lachte nervös und schob die Brillen hoch. Einen Augenblick später führte Andrew Alison zur Tür, um sich zu verabschieden. Raymond, der sie beobachtete, zweifelte, ob er jemals lernen würde, sich so selbstsicher zu geben. Er sah sich nach Joyce um; sicher war es richtig, nicht als letzter zu gehen.
In Sigie’s Club wurde Andrew diskret zu einem Ecktisch geleitet, und Alison stellte fest, daß er schon öfters hier gewesen sein mußte. Die Kellner umtanzten ihn, als sei er ein Minister, und sie gestand sich ein, daß ihr der Abend Spaß machte. Nach einem ausgezeichneten Roastbeef, das nicht angebrannt war, und einer Creme brulée, die es sehr wohl war, gingen sie zu Annabel’s und tanzten dort bis zwei Uhr morgens. Dann brachte Andrew Alison zu ihrer Wohnung in Chelsea.
»Haben Sie noch Lust auf einen Drink?« fragte sie beiläufig.
»Das trau’ ich mich nicht«, antwortete er. »Morgen halte ich meine Jungfernrede.«
»Und daher wird diese Jungfer abgelehnt«, murmelte sie ihm nach.
Als Andrew am folgenden Nachmittag um fünf aufstand, war das Unterhaus gut besucht. Der Speaker hatte ihm erlaubt, seine Rede gleich nach den Beiträgen der Vorderbänke zu halten, eine Ehre, die Andrew nicht so bald wieder gewährt werden würde. Sein Vater und seine Mutter beobachteten ihn von der Besuchergalerie aus, als er seinen Kollegen sagte, daß er alles, was er über den Wahlkreis wisse, den zu vertreten er stolz sei, vom Oberbürgermeister von Edinburgh gelernt habe. Seine Parteigenossen grinsten angesichts der Verlegenheit der Opposition, sie

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