Archer Jeffrey
aufrechtzuerhalten. Ihre Rede war scharf und präzise; als sie sich setzte, stand ihre Fraktion geschlossen auf, um zu applaudieren. Die Stimmung war nicht anders, als der Premierminister ihr antwortete. Beide Parteiführer bemühten sich, über die kleinlichen Streitigkeiten ihrer Gegner hinauszuwachsen, das letzte Wort aber hatte der Speaker:
Die Bejaher zur Rechten 311
Die Verneiner zur Linken 210
Ja hat gewonnen!
Das Chaos brach aus. Triumphierend schwenkten die
Mitglieder der Opposition ihre Sitzungsprogramme: jeder wußte, daß der Premier jetzt Neuwahlen ausschreiben mußte. James Callaghan löste sofort das Parlament auf, und nach einer Audienz bei der Königin wurde die Wahl für den 3. Mai 1979 festgesetzt.
Am Ende dieser ereignisreichen Woche wurden die wenigen noch anwesenden Parlamentarier von einer Explosion auf dem Parkplatz für Mitglieder aufgeschreckt. Im Auto von Airey Neave, dem Schattensprecher für Nordirland, explodierte, als er beim Verlassen des Hauses über die Rampe fuhr, eine Bombe der irischen Terroristen. Er starb auf dem Weg ins Krankenhaus.
Die Abgeordneten fuhren in ihre Wahlkreise. Sowohl Raymond wie Andrew fiel es schwer, so plötzlich ihre Ressorts aufgeben zu müssen, Charles und Simon hingegen standen schon einen Tag nach der Ankündigung der Königin in den Hauptstraßen ihrer Wahlkreise, schüttelten Hände und begrüßten ihre Wähler.
Drei Wochen lang wogte der Kampf, wer regieren sollte; am 3. Mai wählten die Briten zum erstenmal einen weiblichen Premierminister und verhalfen Margaret Thatchers Partei zu einer Mehrheit von dreiundvierzig Sitzen im Unterhaus.
Andrews sechster Wahlkampf erwies sich als besonders unerfreulich, und er war nur froh, daß er Louise und Clarissa in London gelassen hatte. Jock McPherson, immer noch Kandidat der Schottischen Nationalpartei, bedachte ihn mit allen nur möglichen Schimpfnamen, und die Trotzkisten, die im Komitee gegen ihn gestimmt hatten, waren am Wahltag auch keine große Hilfe. Die Bürger von Edinburgh aber, die nichts von den Vorgängen im Komitee wußten, sandten Andrew mit einer Mehrheit von 37.738 ins Parlament zurück. Die Schottische Nationalpartei verlor und behielt nur zwei Abgeordnete im Haus
– und Jock McPherson in Schottland.
Raymond verlor einige Stimmen, und Joyce gewann einen ersten Preis, weil sie die Mehrheit ihres Mannes in Leeds am genauesten vorhergesagt hatte. Langsam gewöhnte sich Raymond daran, daß sie weit mehr über seinen Wahlkreis wußte als er.
Als er ein paar Tage später nach London zurückkehrte, war er so niedergeschlagen, daß Kate beschloß, mit ihren eigenen Neuigkeiten zu warten. »Gott allein weiß, wie lang es dauern wird, bis ich wieder nützliche Arbeit leisten kann«, sagte Raymond.
»Du kannst in der Opposition darauf achten, daß die
Regierung nicht alles, was du erreicht hast, zunichte macht.« »Mit einer Mehrheit von dreiundvierzig Sitzen können sie
auch mich zunichte machen, wenn sie wollen«, erwiderte er. Er
stellte das rote Lederportefeuille in die Ecke neben die zwei anderen.
»Das sind nur deine ersten drei«, sagte Kate tröstend.
Simon baute seine Mehrheit in Pucklebridge auf 19.461 Stimmen aus und stellte damit einen neuen Rekord auf; dann
wartete er mit Elizabeth und den beiden Jungen in seinem Landhaus, bis Mrs. Thatcher ihr neues Team zusammengestellt hatte.
Als die Premierministerin ihn persönlich anrief und bat, nach Downing Street zu kommen, war Simon sehr erstaunt; diese Ehre wurde im allgemeinen nur Kabinettsmitgliedern zuteil, und er versuchte, nicht daran zu denken, was sie ihm sagen werde.
Er verbrachte eine halbe Stunde allein mit der Regierungschefin. Als er hörte, was Mrs. Thatcher mit ihm vorhatte, war er gerührt, daß sie sich die Mühe genommen hatte, es ihm persönlich mitzuteilen. Sie wußte, daß kein Abgeordneter eine solche Stellung leichten Herzens annahm, aber Simon erklärte sich ohne Zögern bereit. Mrs. Thatcher fügte hinzu, daß sie keine offizielle Erklärung abgeben werde, bevor er seinen Entschluß mit seiner Frau besprochen hatte.
Simon dankte ihr und fuhr in sein Haus in Pucklebridge zurück. Schweigend hörte Elizabeth seinen Bericht über das Gespräch mit der Premierministerin an.
»Mein Gott«, seufzte sie, als er geendet hatte. »Sie gibt dir Gelegenheit, Staatsminister zu werden, dafür werden wir den Rest unseres Lebens keinen Frieden mehr haben.«
»Ich kann immer noch ablehnen.«
»Das wäre feig«, sagte
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