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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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dieser kurzen Nacht, und um acht Uhr morgens brachte ihm eine vor Erschöpfung blasse Louise eine Tasse Tee. Er rasierte sich, nahm eine kalte Dusche und war ein paar Minuten vor dem Beginn der neuerlichen Zählung wieder im Rathaus. Als er die Treppe hinaufging, wurde er von einer Batterie von Fernsehkameras und Journalisten empfangen, die gerüchteweise gehört hatten, warum die Zählung abgebrochen worden war; niemand konnte es sich leisten, beim letzten Akt des Dramas zu fehlen.
Die Wahlbeamten sahen eifrig und bereit aus, als der Sheriff auf die Uhr sah und nickte. Die Wahlurnen wurden geöffnet und zum viertenmal vor die Prüfer gestellt. Wieder wuchsen die kleinen Stapel zu Stößen von tausend Stimmzetteln. Andrew ging um die Tische herum, weniger, um zu kontrollieren, als um seiner Nervosität Herr zu werden. Dreißig Leute, seine eigenen Leute, achteten darauf, daß keine seiner Stimmen übersehen wurde.
Als die Zähler und Prüfer fertig waren, wurden die Stimmzettel dem Sheriff übergeben, der die Zahlen zum letztenmal addierte; sie hatten sich nicht verändert.
Er erklärte Andrew und Frank Boyle, wie es jetzt, in Anbetracht des Resultates, weitergehen werde. Er habe mit Lord Wylie, dem obersten Staatsanwalt, gesprochen, und dieser habe ihm den Passus im Wahlgesetz vorgelesen, der unter diesen Umständen anzuwenden sei. Beide Kandidaten einigten sich, welche der beiden Möglichkeiten sie vorzogen.
Der Sheriff begab sich, gefolgt von den besorgt aussehenden Kandidaten, auf das Podium. Alles stand auf, um besser sehen zu können. Als das Zurückschieben der Stühle, das Hüsteln und Plaudern aufgehört hatte, begann der Sheriff. Zuerst prüfte er das Mikrophon – das metallische Kratzen war im ganzen Saal zu hören – dann sagte er:
»Ich, der für die Wahl zuständige Beamte von Edinburgh Carlton, erkläre hiermit, daß die abgegebenen Stimmen sich wie folgt verteilen:
Frank Boyle 18.437
Jamie Lomax 5.714
Andrew Fraser 18.437.«
Die Anhänger der beiden führenden Kandidaten schrien aufgeregt durcheinander. Es dauerte eine Weile, bis man die Stimme des Sheriffs in dem Tumult hören konnte.
»Gemäß Absatz 16 des Gesetzes von 1949 und Regel 50 der parlamentarischen Wahlordnung muß ich zwischen den beiden Kandidaten durch das Los entscheiden«, verkündete er. »Ich habe mit dem Obersten Staatsanwalt von Schottland gesprochen, und er hat bestätigt, daß das Ziehen von Strohhalmen oder das Werfen einer Münze in einem solchen Fall die Entscheidung herbeiführt: Beide Kandidaten ziehen letztere Methode vor.«
Wieder brach ein Tumult aus. Andrew und Boyle standen wie versteinert neben dem Sheriff und erwarteten die Entscheidung über ihr Schicksal.
»Ich habe«, fuhr der Sheriff fort und war sich bewußt, daß ihn zum ersten und vermutlich zum letzten Mal im Leben zwanzig Millionen Menschen vor dem Fernsehschirm zusahen, »von der Royal Bank of Scotland einen goldenen Sovereign geliehen. Er zeigt auf einer Seite den Kopf Georgs III., auf der anderen Seite Britannia. Ich bitte den derzeit im Amt befindlichen Abgeordneten Mr. Fraser, seine Wahl zu treffen.« Boyle nickte zustimmend. Beide Männer inspizierten die Münze.
Der Sheriff legte die goldene Münze auf seinen Daumen, wandte sich an Andrew und sagte: »Sie rufen, wenn die Münze in der Luft ist.«
Es war so still, als wären sie die einzigen drei Menschen im Saal. Andrew spürte, wie sein Herz klopfte, als der Sheriff die Münze in die Luft warf.
»Britannia«, sagte er deutlich, als die Münze hoch oben war. Der Sovereign fiel zu Boden, rollte, drehte sich ein paarmal und blieb vor dem Sheriff liegen.
Andrew blickte hinunter und seufzte hörbar auf. Der Sheriff räusperte sich, bevor er sagte: »Gemäß der Entscheidung durch das Los erkläre ich Mr. Andrew Fraser zum rechtmäßig gewählten Parlamentsabgeordneten für Edinburgh Carlton.«
Andrews Anhänger stürzten vor und trugen ihn auf den Schultern aus dem Rathaus und durch die Straßen von Edinburgh. Andrew suchte Louise und Clarissa, aber in dem Gedränge waren sie nicht zu finden.
Am nächsten Tag schenkte die Bank of Scotland dem Abgeordneten die goldene Münze, und der Scotsman rief an, um zu fragen, ob er sich aus einem bestimmten Grund für die Britannia entschieden habe.
»Natürlich«, antwortete Andrew. »Georg III. hat Amerika verloren. Ich wollte nicht seinetwegen Edinburgh verlieren.«

29
    Lächelnd las Raymond die Überschrift im Daily Mail: »Um Haaresbreite«.
    Er war

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