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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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jemanden?«
»Es gibt einen Mann, der mich heiraten möchte«, sagte Joyce, »wenn du das meinst. Wir waren zusammen in Bradford in der Schule. Er ist Buchhalter und war nie verheiratet.«
»Und du liebst ihn?«
Joyce überlegte die Frage. »Nein, das kann ich nicht behaupten. Aber wir sind gute Freunde; er ist sehr verständnisvoll und gut, und was noch wichtiger ist – er ist hier.«
Raymond saß unbeweglich da.
»Damit hättest du wenigstens die Möglichkeit, Kate Garthwaite zu bitten, ihren Job in New York aufzugeben und nach London zurückzukehren.« Raymond stockte der Atem. »Denk darüber nach und laß mich deine Entscheidung wissen.« Rasch verließ sie das Zimmer ; er sollte ihre Tränen nicht sehen.
Raymond blieb allein und dachte an die Jahre mit Joyce zurück – und an Kate –, und er wußte genau, was er jetzt, da alles gesagt war, tun wollte.
Er nahm den letzten Zug nach London, weil er am nächsten Morgen um zehn beim Schlußwort eines Richters anwesend sein mußte. Er schlief unruhig, weil er immer wieder daran dachte, wie er sein neues Leben gestalten wollte. Bevor er zum Gericht fuhr, bestellte er über Interflora ein Dutzend roter Rosen. Und er rief den Generalstaatsanwalt an. Wenn er sein Leben ändern wollte, mußte er es radikal ändern.
Als der Richter das Urteil verkündet hatte, studierte Raymond die Flugpläne. Heutzutage konnte man so rasch dortsein. Er buchte seinen Flug und nahm ein Taxi nach Heathrow. Im Flugzeug sitzend betete er, daß es nicht zu spät sein möge, daß nicht zuviel Zeit verstrichen war. Der Flug schien endlos, und bei der Ankunft nahm er wieder ein Taxi.
Sie war erstaunt, als er vor der Haustür stand. »Was machst du hier an einem Montag nachmittag?«
»Ich kam, um dich zurückzugewinnen«, sagte Raymond. »Mein Gott, das klingt kitschig.«
»Das ist das Netteste, was du in vielen Jahren gesagt hast«, erwiderte sie. Als er Joyce in die Arme nahm, sah er über ihre Schulter hinweg die Rosen im Wohnzimmer stehen.
»Gehen wir irgendwohin essen.«
Beim Dinner erzählte Raymond seiner Frau, daß er das Angebot des Generalstaatsanwaltes annehmen wolle, wenn sie einverstanden sei, in London zu leben. Nach einer zweiten Flasche Champagner, die Joyce nur widerwillig öffnen ließ, gingen sie um ein Uhr nachts nach Hause. Das Telefon klingelte. Raymond schloß die Tür auf und stolperte zum Telefon, während Joyce nach dem Lichtschalter suchte.
»Ray, ich versuche schon den ganzen Abend dich zu erreichen«, sagte eine Stimme mit walisischem Akzent.
»Wirklich?« fragte Raymond mit belegter Stimme und bemühte sich, die Augen offen zu halten.
»Du klingst, als kämst du von einer großen Party.«
»Ich hab mit meiner Frau gefeiert.«
»Du hast gefeiert, bevor du die Nachricht erhalten hast?«
»Welche Nachricht?« Raymond ließ sich in einen Lehnstuhl fallen.
»Ich habe den ganzen Tag hin und her überlegt. Ich hoffe, du bist bereit, das Schattenkabinett als …«
Sofort war Raymond nüchtern und hörte dem neuen Parteiführer aufmerksam zu. »Kannst du einen Moment warten?«
»Natürlich«, sagte eine verwunderte Stimme.
»Joyce«, rief Raymond, als sie zwei Tassen starken schwarzen Kaffee aus der Küche brachte, »bist du auch bereit, mit mir in London zu leben, wenn ich nicht Richter werde?«
Joyce strahlte über das ganze Gesicht vor Freude, daß sie nach ihrer Meinung befragt wurde.
Sie nickte eifrig.
»Ich nehme mit Freuden an«, sagte Raymond in den Hörer.
»Danke. Vielleicht können wir uns morgen in meinem Zimmer im Unterhaus treffen und die Probleme deines neuen Ressorts besprechen.«
»Ja, selbstverständlich. Also auf morgen.« Raymond ließ den Hörer zu Boden fallen und schlief im Lehnstuhl ein.
Joyce legte den Hörer zurück und erfuhr erst am nächsten Morgen, daß ihr Mann Sozialminister im neuen Schattenkabinett sein sollte.
Raymond verkaufte seine Wohnung im Barbican und übersiedelte mit Joyce in ein kleines Haus in der Cowley Street, nur ein paar hundert Meter vom Parlament entfernt.
Raymond sah zu, als Joyce mit der Energie und dem Enthusiasmus einer Jungverheirateten zuerst sein Arbeitszimmer und dann das ganze Haus einrichtete. Sobald das Gästezimmer fertig war, kamen Raymonds Eltern für ein Wochenende zu Besuch. Raymond lachte laut, als sein Vater mit einem großen Sack an der Tür stand. »Gould, der Metzger der Familie«.
»Weißt du, es gibt auch in London Fleisch zu kaufen«, sagte er.
»Aber nicht so gutes wie meines, Sohn«, erwiderte der

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