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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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betrübt, daß Andrew die Labour-Partei verlassen hatte, aber erfreut, daß er wieder im Unterhaus saß. Raymond war zutiefst dankbar, daß es in seinem Wahlkreis keinen Frank Boyle gab; oft fragte er sich, ob das Joyces Verdienst war, die Komitees und Ausschüsse immer genau beobachtete.
    Margaret Thatchers zweiter Wahlsieg war ein harter Schlag für ihn, auch wenn er nicht unerwartet kam. Ihre Mehrheit von 144 Sitzen war noch größer, als man gedacht hatte. Die SDP bekam nur sechs Sitze, obwohl sie in der Allianz bloß zwei Prozent hinter den Sozialisten lag, mit den Liberalen, was die abgegebenen Stimmen betraf. Raymond war realistisch: er wußte, daß die Tories jetzt weitere fünf Jahre vor sich hatten.
    Wieder einmal kehrte er an das Gericht und zu neuen zeitraubenden Fällen zurück. Als der Generalstaatsanwalt Sir Michael Havers ihm Gelegenheit bot, Richter des Hohen Gerichtshofes und damit Mitglied des House of Lords zu werden, überlegte Raymond lang und fragte schließlich Joyce nach ihrer Meinung.
    »Innerhalb einer Woche würdest du dich zu Tode langweilen«, meinte sie.
»Nicht mehr als jetzt.«
»Deine Zeit wird wieder kommen.«
»Joyce, ich bin fast fünfzig, und alles, was ich vorzuweisen habe, ist der Vorsitz im Sonderausschuß für Handel und Industrie. Vielleicht bekomme ich nie mehr ein Amt. Vergiß nicht, als wir das letztemal so geschlagen wurden, blieben wir dreizehn Jahre in der Opposition.«
»Sobald Michael Foot abgelöst ist, wird die Partei anders aussehen, und ich bin überzeugt, daß man dir dann einen wichtigen Posten im Schattenkabinett anbietet.«
»Das hängt vom nächsten Parteiführer ab. Ich sehe keinen großen Unterschied zwischen Neil Kinnock, der vermutlich unschlagbar ist, und Michael Foot – außer, daß Kinnock zehn Jahre jünger ist als ich.«
»Warum kandidierst du dann nicht selbst?«
»Ist noch zu früh«, antwortete Raymond.
»Warum wartest du nicht wenigstens, bis wir wissen, wer der neue Parteiführer wird? Richter kannst du jederzeit werden – sie sterben ebenso rasch wie Kabinettsmitglieder.«
Als Raymond am nächsten Tag ins Gericht zurückkehrte, beherzigte er Joyces Rat und ließ Sir Michael Havers wissen, daß er in absehbarer Zeit kein Richteramt übernehmen werde. Dann wartete er und behielt Cecil Parkinson, den neuen Staatssekretär für Handel und Industrie, sehr genau im Auge.
Ein paar Tage später gab Michael Foot bekannt, daß er beim nächsten Parteitag nicht mehr kandidieren werde. Die Gesichter verschiedener Mitglieder des Schattenkabinetts leuchteten auf, als sie an den bevorstehenden Kampf dachten. Neil Kinnock und Roy Hattersley waren die Favoriten, während einige Gewerkschaftler und Parlamentarier Raymond aufforderten zu kandidieren. »Das nächstemal«, war seine stereotype Antwort.
Die Wahl des neuen Parteiführers fand am Sonntag vor dem Parteitag statt: Wie Raymond vorhergesagt hatte, gewann Kinnock spielend, und Hattersley wurde sein Stellvertreter.
Nach dem Parteitag kehrte Raymond nach Leeds zurück. Obwohl er den Sieger nicht unterstützt hatte, hoffte er, daß man ihm einen wichtigen Posten im Schattenkabinett anbieten werde. Nach seiner morgendlichen Sprechstunde wartete er zu Hause auf einen Anruf und versäumte sogar das Match gegen Chelsea.
Als Kinnock schließlich spät abends anrief, war Raymond empört über das Angebot und erwiderte ohne zu zögern, er sei nicht interessiert. Das Gespräch war kurz.
Als er in den Lehnsessel zurücksank, kam Joyce herein.
»Nun, was hat er dir angeboten?«
»Verkehr. Absolut ein Abstieg.«
»Und was hast du geantwortet?«
»Natürlich abgelehnt.«
»Wer hat die wichtigsten Posten bekommen?«
»Ich habe nicht gefragt, und er hat mir auch nichts mitgeteilt. Wir werden es morgen in der Zeitung lesen. Allerdings ist mein Interesse minimal«, fuhr er zu Boden starrend fort, »ich werde den ersten freien Platz als Richter annehmen. Ich habe schon zu viele Jahre vergeudet.«
»Ich auch«, sagte Joyce leise.
»Was meinst du damit?« fragte Raymond.
»Wenn du ein neues Leben beginnst, ist es auch für mich an der Zeit, es zu tun.«
»Ich verstehe dich nicht.«
»Wir stehen einander schon lang nicht mehr nahe, Raymond«, sagte Joyce und sah ihrem Mann in die Augen. »Wenn du deinen Wahlkreis aufgeben und noch mehr Zeit in London verbringen willst, dann sollten wir uns trennen.« Sie wandte sich ab.
»Gibt es jemand anderen?« Raymonds Stimme brach.
»Niemanden im besonderen.«
»Aber doch

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