Archer Jeffrey
Nasenrücken und prüfte die vor ihm liegenden Notizen.
»In der letzten Stunde hat sich wenig verändert. Dem Büro der Premierministerin gelang es nicht, mit Gaddafi Kontakt aufzunehmen, und ich fürchte, wir müssen jetzt die Kaperung der Broadsword als reinen Akt des Terrorismus ansehen, ähnlich wie die Besetzung der U.S.-Botschaft durch iranische Studenten vor sieben Jahren. In diesem Sinne wird dieser Ausschuß bis heute abend einen detaillierten Plan zur Befreiung der Broadsword ausarbeiten, während das Außenamt in seinen diplomatischen Bemühungen fortfährt.« Sir John sah den Minister an.
»Sind Sie in der Lage, mir einen vorläufigen Plan zur Verfügung zu stellen, den ich dem Kabinett zur Begutachtung vorlegen kann?«
»Natürlich«, sagte Sir John und öffnete eine große blaue Mappe.
Simon hörte genau zu, als man ihm die ungefähre Strategie erläuterte. Um den Tisch saßen acht Stabsoffiziere, die in Armee, Marine und Luftwaffe die höchsten Ränge innehatten. Simon dachte daran, daß er selbst als Oberleutnant ausgemustert worden war. Eine Stunde lang stellte er Fragen – elementare und solche, die ein klares Erfassen der Probleme zeigte. Als er das Zimmer verließ, um der Kabinettssitzung beizuwohnen, arbeiteten die Stabsoffiziere schon an der Vervollkommnung ihres Planes.
Begleitet von einem Privatdetektiv ging Simon langsam zur Downing Street. Die Straße war voll von Menschen, die neugierig das Kommen und Gehen der mit der Krise befaßten Minister beobachteten. Simon war gerührt, daß der Beifall der Menge ihn bis zum Eingang von No. 10 begleitete, wo Fernsehteams und Journalisten jedem Besucher auflauerten. Die großen Scheinwerfer wurden eingeschaltet, als er zur Tür kam, und man hielt ihm ein Mikrophon vor die Nase. Er gab keine Erklärung ab. Simon war erstaunt, wie viele der üblicherweise zynischen Journalisten »Viel Glück« und »Bringt unsere Jungen nach Hause« riefen.
Die Haustür öffnete sich, und er ging direkt zu dem Zimmer, in dem schon zweiundzwanzig Kabinettsmitglieder warteten. Einen Augenblick später betrat die Premierministerin den Raum und nahm Charles und Simon gegenüber an der Längsseite des Tisches Platz. Sie berichtete ihren Kollegen, daß sie keinen Kontakt mit Gaddafi habe herstellen können und man sich daher ohne seine Zustimmung auf ein Vorgehen einigen müsse. Sie forderte den Außenminister auf, als erster das Kabinett zu informieren.
Charles berichtete über die diplomatischen Aktivitäten des Außenamtes. Er erwähnte sein Zusammentreffen mit Botschafter Kadir und die Resolution, die man den Vereinten Nationen vorgelegt hatte und die bereits in einer Sondersitzung der Generalversammlung besprochen werde. Man hatte die Vereinten Nationen um Unterstützung gebeten, um einen diplomatischen Vorsprung zu haben; die zu erwartende überwältigende Unterstützung für die Resolution Großbritanniens würde von der ganzen Welt als moralischer Sieg gewertet werden. Er sei auch glücklich, dem Kabinett mitteilen zu können, daß sowohl der Außenminister der Vereinigten Staaten wie jener der Sowjetunion versprochen hätten, Großbritannien in seinen diplomatischen Bemühungen zu unterstützen, solange es keinen Vergeltungsschlag unternehme. Zum Schluß erinnerte Charles seine Kollegen, wie wichtig es sei, die Affäre als einen Akt des Piratentums zu behandeln und nicht als eine Beleidigung durch die Regierung Libyens.
Eine legalistische Feinheit, dachte Simon und betrachtete die Gesichter seiner Kollegen. Offenbar waren sie beeindruckt, daß Charles beide Supermächte zu einer Unterstützung des Vereinigten Königreiches hatte bewegen können. Das Gesicht der Premierministerin blieb unbewegt. Sie forderte Simon auf, seine Ansichten zu äußern.
Er berichtete, daß die Broadsword inzwischen in der Großen Syrte nahe der Küste vor Anker lag; man konnte nur mehr vom Meer aus an das Schiff herankommen. Kapitän Packard und seine Mannschaft befanden sich unter strengem Arrest im Maschinenraum. Simon sei von verläßlicher Seite informiert worden, daß die Seeleute gefesselt und geknebelt seien und die Ventilation abgeschaltet wurde. »Kapitän Packard«, berichtete er seinen Kollegen, »weigerte sich, mit den Guerillas irgend etwas zu tun zu haben, und wir wissen nichts über sein Schicksal.« Er hielt inne und fuhr dann fort: »Ich glaube daher, daß uns keine andere Wahl bleibt, als eine Rettungsoperation zu starten, um endlose Verhandlungen zu vermeiden, die
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