Archer Jeffrey
Minister seine erste Fragestunde nie vergessen werde. Ich muß ihm recht geben.« Er wußte, daß die Stimmung im Haus in Sekundenschnelle umschlagen kann, und spürte, daß jetzt eine solche Sekunde war. Rasch fuhr er fort: »Was die Frage nach den Fernsehgebühren im Pflegeheim von Kinross betrifft, entschuldige ich mich bei dem geehrten Mitglied von Ayr für meinen Irrtum. Ich werde den Fall sofort prüfen und ihm binnen vierundzwanzig Stunden eine schriftliche Antwort zugehen lassen.« »Hört, hört«, kam es jetzt von seinen eigenen Bänken, und die Opposition blieb ruhig. Mr. Younger versuchte nochmals zu unterbrechen, aber da Andrew weitersprach, mußte er sich setzen. Es war drei Uhr vierzehn. »Ich gebe meiner Großmutter die Schuld«, fuhr Andrew fort, »die als Präsidentin des Kinross Pflegeheimes und als eiserne Konservative immer für höhere Alterspensionen eingetreten ist und nichts von falschen Unterstützungen hielt, die niemals allen gerecht werden.« Jetzt lachten die Labour-Mitglieder, und alle Köpfe auf der Regierungsbank drehten sich nach dem neuen Minister um, der neben dem Rednerpult stehenblieb, bis es wieder still war. »Meine Großmutter wäre beglückt zu erfahren, daß diese Regierung die Alterspension in den letzten drei Jahren um fünfzig Prozent erhöht hat.« Jetzt jubelten die Labour-Leute auf den hinteren Bänken, während die Opposition verärgert schwieg.
Es war genau drei Uhr fünfzehn, und der Speaker sagte: »Anfragen an den Premierminister.«
Andrew Fraser hatte sich einen Namen gemacht in der Politik, und während das Gelächter verklang, fuhr sich ein Mann am Ende der vordersten Bank durch das rote Haar und fragte sich, ob er jemals Andrews Geschicklichkeit erreichen würde. Auf einer Hinterbank der Opposition nahm sich Simon Kerslake vor, sehr vorsichtig zu sein, sollte er Andrew Fraser je eine scharfe Frage stellen.
Sobald die Fragen an den Premier vorüber waren, fuhr Simon in die Whitechapel Road. Er kam ein paar Minuten nach Beginn von Nethercotes Aufsichtsratssitzung an, nahm seinen Sitz ein und hörte Ronnie zu, der von einem neuen Coup berichtete.
Er habe an diesem Morgen einen Vertrag unterschrieben, in der City einen größeren Häuserblock für fünfzehn Millionen Pfund zu übernehmen; die garantierten Zinseinnahmen in den ersten fünf Jahren einer Einundzwanzig-Jahre-Miete betrugen mehr als l, l Millionen per annum mit einer Zinskorrektur alle sieben Jahre. Simon beglückwünschte ihn und fragte, ob dies einen Einfluß auf den Zeitpunkt habe, an dem die Gesellschaft an die Börse gehen wolle.
»Warum fragen Sie?«
»Weil ich es immer noch für besser halte, das Resultat der nächsten Wahl abzuwarten. Wenn die Konservativen wieder an die Macht kommen, wie es die Meinungsumfragen prophezeien, dann wird sich das ganze Klima ändern.«
»Und wenn sie nicht an die Macht kommen? Ich werde nicht mehr lange zuwarten.«
»Auch mit diesem Entschluß muß ich mich einverstanden erklären«, erwiderte Simon.
Nach der Sitzung lud ihn Nethercote in sein Büro zu einem Drink ein.
»Ich möchte Ihnen danken«, sagte Ronnie, »daß Sie mich Harold Samuel und Louis Freedman vorgestellt haben. Dadurch ging das Geschäft wesentlich glatter.«
»Soll das heißen, daß ich weitere Aktien kaufen kann?«
Ronnie zögerte. »Warum nicht? Sie haben sie verdient. Aber nur zehntausend. Stürmen Sie nicht zu sehr voran, Simon, sonst könnten die anderen Direktoren eifersüchtig werden.«
Unterwegs – er wollte Elizabeth abholen – beschloß Simon, eine zweite Hypothek auf das Haus in der Beaufort Street aufzunehmen, um Bargeld für die neuen Anteile flüssig zu machen. Er genoß den Gedanken an einen Wahlsieg der Konservativen; vielleicht würde er einen Regierungsposten bekommen, und bestimmt könnte er dann seine Aktien für eine Summe verkaufen, die den fortwährenden Sorgen, wie man die Erziehung der Kinder finanzieren soll, ein Ende machte. Vielleicht könnte er Elizabeth sogar jenen Urlaub in Venedig bieten, von dem sie so oft sprach.
Als er zum Krankenhaus kam, wartete Elizabeth schon vor dem Tor. »Wir werden doch nicht zu spät kommen?« waren ihre ersten Worte.
»Nein.« Simon sah auf die Uhr am Amaturenbrett und lenkte den Wagen in Richtung Beaufort Street.
Fünf Minuten bevor der Vorhang hochging, waren sie im Saal. Gegeben wurde eine Pantomime, »The Water Babys« von Charles Kingsley, in der ihre beiden Söhne, wie sie ihren Eltern versichert hatten, wichtige Rollen
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