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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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spielten. Henry war eine Krabbe, die sich zwar ständig auf der Bühne befand, jedoch während der ganzen Vorstellung auf dem Bauch lag, ohne auch nur ein Wort zu äußern. Michael, der die letzte Woche seinen Text auswendig gelernt hatte, spielte ein kleines Wasserbaby, das letzte in einer Reihe von zwölf. Seine Rolle bestand aus einem Satz: »Wenn Erwachsene alle Meeresfische fressen, dann bleibt mir nichts mehr zu essen.« Neptun richtete seinen königlichen Blick auf Michael und sagte: »Gib nicht uns die Schuld, dein Vater ist Parlamentsmitglied.« Worauf Michael den Kopf senkte und rot wurde, jedoch nicht so sehr wie Elizabeth, als sich das Publikum nach ihnen umdrehte und Simon anlächelte, der so verlegen war, als sei er inmitten einer wilden Debatte im Unterhaus.
Nachher beim Kaffee gab der Direktor zu, daß man den Satz ohne Billigung des verstorbenen Charles Kingsley hinzugefügt hatte. Als Simon und Elizabeth die Kinder nach Hause brachten, bestanden sie darauf, Michaels Satz fortwährend zu wiederholen.
    »Würde der Unterstaatssekretär in seinem Amt verbleiben, wenn die Regierung ihren Standpunkt ändert und das Pfund abwertet?«
    Raymond Gould erblaßte, als er Simon Kerslakes Frage hörte. Er verdankte es seiner juridischen Bildung und seinem profunden Wissen, daß nur die besonders redegewandten oder erfahrenen Kollegen ihn herausforderten. Doch Raymond hatte eine Achillesferse – und das war die in seinem Buch festgehaltene Überzeugung, daß die Regierung unter keinen Umständen das Pfund abwerten werde. Von den Hinterbänken wurde er immer wieder zu dem Thema befragt, aber es war Simon Kerslake, der mit seiner Frage ins Schwarze getroffen hatte.
    Andrew, auf der Regierungsbank sitzend, legte sich im Geist eine scharfe Antwort über die kollektive Verantwortung seines Kollegen zurecht, Raymond Gould aber erwiderte etwas großspurig: »Die Politik der Regierung Ihrer Majestät ist zu hundert Prozent gegen eine Abwertung, und deshalb ist die Frage hinfällig.«
    »Abwarten«, rief Kerslake.
    »Zur Ordnung«, sagte der Speaker und wandte sich an Simon, während Raymond wieder seinen Platz einnahm. »Das verehrte Mitglied weiß genau, daß es das Haus nicht sitzend ansprechen darf. Der Unterstaatssekretär.«
    Wieder stand Raymond auf. »Diese Regierung hält ein starkes Pfund für die beste Garantie, die Arbeitslosenrate niedrig zu halten.«
    »Was aber würdest du tun, falls das Kabinett doch abwertet?« fragte ihn Joyce, als sie am nächsten Morgen die Antwort ihres Mannes in der Times las.
    Raymond wußte, daß eine Abwertung mit jedem Tag wahrscheinlicher wurde. Der starke Dollar trieb die Importkosten in die Höhe, und nach einer Reihe von Streiks im Sommer 1967 fragten ausländische Bankiers nicht mehr ob, sondern wann.
    »Ich müßte zurücktreten«, beantwortete Raymond Joyces
    Frage.
»Warum? Kein anderer Minister wird zurücktreten.«
    »Leider hat Kerslake recht. Ich habe mich festgelegt, und er hat das Seinige dazu getan, daß es jeder weiß. Aber mach dir keine Sorgen. Harold wird niemals abwerten. Das hat er mir wiederholt versichert.«
    »Er muß es sich nur anders überlegen.«
     
    Während der folgenden Wochen verstärkte sich der Druck auf das Pfund, und Raymond fürchtete, Joyce könne recht behalten.
    Andrew hatte »Beschäftigung um jeden Preis?« gelesen und hielt es für eine ausgezeichnete Studie, obwohl er nicht allem, was klein gedruckt war, beipflichtete. Er selbst war für eine Abwertung, nur meinte er, man hätte sie aber in der ersten Woche der Labour-Regierung durchführen sollen, so daß man die Konservativen dafür hätte verantwortlich machen können. Nach drei Jahren und einem zweiten Wahlsieg würde man eine solche Maßnahme empörend finden.
    Louises Niederkunft rückte näher, und ihr Umfang nahm mit jedem Tag zu. Andrew nahm ihr so viel Arbeit ab wie möglich, bereitete sich jedoch nicht so demonstrativ auf die Geburt vor, weil er das Gefühl hatte, sein hemmungsloser Enthusiasmus habe vielleicht zu ihrer Ängstlichkeit vor der ersten Geburt beigetragen. So oft wie möglich brachte er die roten Portefeuilles abends nach Hause, trotzdem war es eine
    Ausnahme, wenn er vor elf Uhr nach Cheyne Walk zurückkam. »Jeden Abend um zehn Uhr abzustimmen und manchmal die
halbe Nacht weiterzumachen, ist ein System, das die übrige
Welt nicht nachahmenswert findet«, sagte er zu Louise nach
    einer besonders ermüdenden Sitzung. Er konnte sich nicht einmal erinnern,

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