Archer Jeffrey
hatte den Kopf gesenkt; er sah, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen. Sein Vater versuchte vergebens, nicht zu stolz auszusehen. Auch als Ray sich gesetzt hatte, hörte der Beifall nicht auf, also senkte auch er den Kopf und starrte auf den Titel seines preisgekrönten Aufsatzes: »Das erste, was ich ändern werde, wenn ich Premierminister bin.«
Andrew Fraser wohnte seiner ersten politischen Versammlung in der Wiege bei. Das heißt, eigentlich ließ man ihn auf dem Korridor, während seine Eltern wieder einmal in einem zugigen Saal auf dem Podium saßen. Was Beifall hieß, lernte er rasch; er bedeutete, daß seine Mutter bald zurückkommen würde. Was Andrew nicht wußte, war, daß sein Vater – er hatte sich als Schottlands größtes Rugbyass seit dem Ersten Weltkrieg einen Namen gemacht – wieder einmal vor den Bürgern von Edinburgh Carlton eine Rede gehalten hatte, um einen gefährdeten Sitz im Stadtrat zu erringen. Viele hielten Fergus Fraser damals nur für einen Rugbyhelden, und deshalb fehlten ihm auch ein paar hundert Stimmen, um den Sitz für die Konservativen zu gewinnen. Drei Jahre später durfte Andrew, ein kräftiger, vierjähriger Junge, wenn er gemeinsam mit seiner Mutter durch die Stadt zog, um ihren Kandidaten zu unterstützen, schon hinten in einem der halbleeren Säle sitzen. Jetzt waren Frasers Reden schon fast so beeindruckend wie sein long Pass, und er gewann den Sitz im Stadtrat mit einer Mehrheit von zweihundertsieben Stimmen.
Harte Arbeit und immer wieder neue Errungenschaften für seine Wähler sicherten Stadtrat Fraser den Sitz in den folgenden zehn Jahren. Mit dreizehn verstand Andrew, ein untersetzter kleiner Junge mit glattem schwarzem Haar und einem Grinsen, das nur selten verschwand, genug von Lokalpolitik, um seinem Vater bei der Vorbereitung seines fünften Wahlkampfes an die Hand zu gehen. Zu diesem Zeitpunkt betrachtete keine Partei mehr Edinburgh Carlton als einen gefährdeten Sitz.
An der Edinburgh Academy war keiner seiner Kollegen überrascht, als man Andrew zum Leiter des Debattierklubs wählte. Man war jedoch beeindruckt, als der Klub unter seiner Führung den Preis der schottischen Schulen gewann. Obwohl Andrew nie größer wurde als einen Meter sechzig, akzeptierte man ihn als besten Rugbyspieler, den die Akademie hervorgebracht hatte, seit sein Vater 1919 Kapitän des Schulteams gewesen war.
Nach Absolvierung der Akademie inskribierte Andrew an der Edinburgh University Politikwissenschaft, und nach drei Jahren war er Präsident der Union und Kapitän der Rugbymannschaft.
Als Fergus Fraser Bürgermeister von Edinburgh wurde, stattete er London einen seiner seltenen Besuche ab, um von der Königin die Ritterwürde zu empfangen. Andrew hatte eben die Schlußexamen beendet und begleitete seine Mutter, um der Zeremonie im Buckingham Palace beizuwohnen. Danach fuhr Sir Duncan zum Parlament, um einen seiner Wähler, Ainsley Munro, zu treffen. Dieser teilte ihm beim Lunch mit, daß er sich zum letztenmal um den Edingburh-Carlton-Sitz bewerben werde; man müsse sich nach einem neuen Kandidaten umsehen. Bei dem Gedanken, sein Sohn könne Munro als Parlamentsmitglied folgen, leuchteten Sir Duncans Augen auf.
Andrew absolvierte seine Studien mit Auszeichnung und blieb an der Universität, um eine Doktorarbeit mit dem Titel »Die Geschichte der konservativen Partei in Schottland« zu schreiben. Er wartete, bis sein Vater die vorgeschriebenen drei Jahre als Oberbürgermeister hinter sich gebracht hatte, bevor er ihm das wichtigste Ergebnis seiner Dissertation mitteilte. Als Ainsley Munro jedoch offiziell bekanntgab, daß er sich an der nächsten Wahl nicht mehr beteiligen werde, wußte Andrew, daß er mit offenen Karten spielen mußte, wenn er für den Sitz in Betracht kommen wollte.
»Wie der Vater so der Sohn« lautete die Überschrift eines Leitartikels in den Edingburgh Evening News. Man hielt Andrew Fraser für den gegebenen Kandidaten. Besorgt, man könnte Andrew für zu jung halten, erinnerte Sir Duncan die Bürger an jene acht Schotten, die es zum Premierminister gebracht hatten; jeder von ihnen war unter dreißig gewesen, als er ins Parlament kam. Sir Duncan schlug seinem Sohn einen gemeinsamen Lunch im New Club vor, um die Wahlstrategie zu besprechen.
»Stell dir nur vor«, sagte er, nachdem er den zweiten Whisky bestellt hatte, »Vater und Sohn werden dieselbe Wählerschaft vertreten. Ein großer Tag für die konservative Partei von Edinburgh!«
»Und erst
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