Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
Vom Netzwerk:
aufzulösen. Die Neuwahlen wurden für den 18. Juni 1970 festgesetzt.
    Die Presse war überzeugt, daß Wilson wieder den richtigen Moment gewählt hatte und seine Partei zum drittenmal hintereinander zum Sieg führen würde, ein Erfolg, der noch keinem Politiker gegönnt war. Jeder Konservative wußte, daß damit das Ende von Edward Heath als Parteiführer gekommen wäre.
    Sobald die Königin das Datum verkündet hatte, kehrten Andrew und Louise nach Edinburgh zurück. Das Parlament war praktisch gelähmt, da alle Abgeordnete in ihre Wahlkreise fuhren, um eines Tages wieder nach Westminster zurückkehren zu können. Andrew stellte fest, daß sein Parteiausschuß auf die Neuwahlen nicht vorbereitet war. Er wußte, daß ihm nur kurze Zeit blieb, um etwas zu unternehmen.
    Am ersten Abend in Edinburgh setzte er sich mit seinen Funktionären zusammen, und bei Kaffee und Sandwiches arbeitete man für die nächsten drei Wochen einen genauen Zeitplan aus, der es ihm erlaubte, jeden Teil seines Wahlkreises nicht nur einmal, sondern mehrere Male zu besuchen. Karten und Stadtpläne wurden auf die Tische geheftet und mit Buntstiften die Wahlsituation markiert: ein roter Strich für ein eindeutiges Labour-Gebiet, ein blauer für ein konservatives, ein gelber für ein liberales, und ein schwarzer für die wachsende Schottische Nationalpartei.
    Andrew begann jeden Wahlkampftag mit einer Pressekonferenz, bei der er die lokalen Anliegen seiner Wähler besprach und Kritiken anderer Kandidaten beantwortete. Dann wurden nationale Belange, die sich während der letzten vierundzwanzig Stunden ergeben hatten, behandelt. Den Vormittag verbrachte er in einem Lautsprecherwagen, der durch seinen Wahlkreis fuhr und die Leute aufforderte: »Schickt Fraser zurück nach Westminster.« Nach einem hastigen Lunch in einem Gasthaus begann er mit Louise die gefürchtete Stimmenwerbung von Tür zu Tür.
    »Das wird dir Spaß machen«, sagte Andrew, als sie an einem kalten Montagmorgen vor der ersten Tür standen. Andrew drückte auf die Türglocke. Man hörte ein schwaches Klingeln. Kurz darauf erschien eine Frau im Morgenrock.
    »Guten Morgen, Mrs. Forster«, begann er. »Mein Name ist
    Andrew Fraser. Ich bin Ihr Labour-Kandidat.«
»Wie nett, Sie kennenzulernen. Ich habe viel mit Ihnen zu
besprechen – wollen Sie nicht hereinkommen und eine Tasse
Tee mit mir trinken?«
»Sehr freundlich von Ihnen, Mrs. Forster, aber ich muß in den nächsten Tagen noch viele Besuche machen.« Als sich die Tür schloß, strich Andrew auf seiner Liste ihren Namen mit einem
blauen Farbstift durch.
»Wieso weißt du, daß sie konservativ wählt?« fragte Louise.
»Sie schien so freundlich.«
»Es ist eine Taktik der Konservativen, alle anderen
Kandidaten zum Tee einzuladen und ihre Zeit zu vergeuden. Die
eigene Seite sagt immer: ,Sie haben meine Stimme,
verschwenden Sie keine Zeit mit mir’, damit man die Leute
aufsuchen kann, die tatsächlich unentschieden sind.«
»Ich wähle immer Fraser«, sagte Mrs. Forsters Nachbar.
»Labour ins Parlament, die Konservativen in den Stadtrat.« »Finden Sie nicht, Sir Duncan sollte seinen Platz im Stadtrat
verlieren?« fragte Andrew grinsend.
»Bestimmt nicht, und das habe ich ihm auch gesagt, als er mir
nahelegte, nicht mehr für Sie zu stimmen.«
Andrew machte einen roten Strich durch seinen Namen und
klopfte an die nächste Tür.
»Mein Name ist Andrew Fraser und ich -«
»Ich weiß, wer Sie sind, junger Mann, und ich mag weder Ihre
Partei noch die Ihres Vaters.«
»Darf ich fragen, was Sie dann wählen werden?«
»Die Schottischen Nationalisten.«
»Warum?« fragte Louise.
»Weil das Öl uns gehört, und nicht diesen verdammten
Sachsen.«
»Aber es ist doch bestimmt besser, wenn das Vereinigte
Königreich zusammenbleibt?« meinte Andrew. »Wenigstens -« »Niemals. Die Realunion von 1707 war eine Schande für
unsere Nation.«
»Aber -« begann Louise eifrig. Andrew legte ihr die Hand auf den Arm. »Danke, daß Sie sich Zeit für mich genommen haben,
Sir«, sagte er und schob seine Frau sanft von der Tür weg. »Tut mir leid, Louise, aber sobald jemand die Realunion von
1707 erwähnt, haben wir keine Chance. Manche Schotten haben
ein erstaunliches Gedächtnis.«
Er klopfte an die nächste Tür. Ein dicker Mann mit einer
Hundeleine in der Hand öffnete.
»Mein Name ist Andrew Fraser, ich …«
»Verschwind, Gesindel«, war die Antwort.
»Wen bezeichnen Sie als Gesindel?« fragte Louise, als die Tür
vor ihrer Nase zugeschlagen

Weitere Kostenlose Bücher