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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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leichter.« Die Ehrlichkeit dieser Erklärung rührten Raymond, besonders, da der Beamte schon einen neuen Vorgesetzten hatte.
    Es war ein seltsames Gefühl, sich zu Hause hinzusetzen, fernzusehen, ein Buch zu lesen, sogar spazierenzugehen, ohne fortwährend von roten Portefeuilles und klingelnden Telefonen umgeben zu sein. Nach achtundvierzig Stunden vermißte er das alles.
    Er erhielt mehr als hundert Briefe von seinen Kollegen im Unterhaus, bewahrte jedoch nur einen auf:
     
    (WAPPEN DES UNTERHAUSES)
    Montag, 20. Nov. 1967 Dear Gould, Ich möchte mich von ganzem Herzen bei Ihnen entschuldigen. Wir alle begehen in unserem politischen Leben fürchterliche Irrtümer; heute habe ich einen solchen begangen.
    Ich glaube, alle Mitglieder des Unterhauses haben den aufrichtigen Wunsch, dem Land zu dienen, und es gibt keinen ehrenhafteren Entschluß, dies zu beweisen, als zurückzutreten, wenn man meint, die eigene Partei habe einen falschen Weg eingeschlagen.
    Ich beneide Sie um die Hochachtung, die jetzt alle Parlamentarier für Sie empfinden.
     
    Ihr Simon Kerslake
    Als Raymond an diesem Nachmittag ins Unterhaus kam, brachen die Mitglieder beider Parteien in Jubel aus. Der Abgeordnete, der eben sprach, mußte seine Rede unterbrechen und warten, bis sich Raymond in eine der hinteren Bänke gesetzt hatte.

10
    Simon war schon fort, als Edward Heath ihn zu Hause anrief. Es dauerte eine Stunde, bevor Elizabeth ihm die Nachricht weitergeben konnte, daß der Parteiführer ihn um halb drei zu sehen wünsche.
    Charles war in der Bank, als der Chief Whip anrief und fragte, ob er ihn um halb drei, bevor die Sitzung des Unterhauses begann, treffen könnte. Charles fühlte sich wie ein Schuljunge, der erfährt, daß der Direktor ihn sprechen möchte. Als der Chef ihn das letztenmal angerufen hatte, forderte er Charles auf, die abschließende Rede zu halten; seitdem hatten sie kaum miteinander gesprochen. Charles war nervös; er zog es immer vor zu wissen, worum es ging. So entschloß er sich, auf den Lunch in der Bank zu verzichten und ins Unterhaus zu gehen, um ja nicht zu spät zur Verabredung mit dem Chief Whip zu kommen.
    Charles aß nicht gern im Parlament, weil das Essen kaum besser war als in der Paddington Station und noch schlechter als am Flughafen. Er ging zu dem großen Tisch in der Mitte des Speisesaals, der einzig freie Platz war neben Simon Kerslake. Seit dem Kampf zwischen Heath und Maudling konnte man die Beziehung der beiden Männer nicht gerade als innig bezeichnen. Charles mochte Kerslake nicht besonders; zu Fiona hatte er gesagt, Simon gehöre zu jener neuen Art von Torys, die sich ein bißchen zu wichtig machten, und daß Goulds Rücktritt Kerslake in Verlegenheit gebracht hatte, sah er nicht ungern. Aber er hatte niemandem außer Fiona etwas von seiner Antipathie gesagt.
    Simon beobachtete Charles und fragte sich, wie lange die Partei Gardeoffiziere noch aus Eton wählen konnte, die mehr Zeit mit Geldverdienen und in Ascot verbrachten als im Unterhaus; aber auch er gab dieser Meinung nicht Ausdruck, außer vielleicht einem engen Freund gegenüber. Das Tischgespräch drehte sich um die erstaunlichen Resultate der Konservativen bei den Nachwahlen in Acton, Meriden und Dudley. Offensichtlich konnten alle Anwesenden die nächste allgemeine Wahl kaum erwarten, obwohl der Premier drei Jahre Zeit hatte, sie auszuschreiben. Weder Charles noch Simon bestellten Kaffee.
    Um zwei Uhr fünfundzwanzig sah Charles den Chief Whip aufstehen und in sein Büro gehen. Charles sah auf die Uhr und verließ seine Kollegen, die eben eine hitzige Debatte über die EWG begannen. Er ging am Raucherzimmer vorbei, durch einen langen Korridor und erreichte schließlich das Büro des Chefs. Miss Norse, die unersetzliche Chefsekretärin, hörte zu tippen auf.
    »Ich habe eine Verabredung mit dem Fraktionsvorsitzenden«, sagte Charles.
    »Ja, Mr. Seymour, er erwartet Sie. Bitte gehen Sie weiter.« Sofort begann wieder das Tippen.
Charles überquerte den Korridor und traf den Fraktionschef vor dessen Bürotür.
»Kommen Sie herein, Charles. Einen Drink?«
»Nein, danke«, lehnte Charles ab. Er wollte so rasch wie möglich erfahren, was los war.
Der Chief Whip schenkte sich, bevor er sich niedersetzte, ein Glas Gin Tonic ein.
»Ich hoffe, Sie werden das, was ich Ihnen zu sagen habe, als gute Nachricht aufnehmen.« Er machte eine Pause und nahm einen Schluck. »Der Parteiführer meint, eine Weile im Büro der Whips würde von Vorteil für Sie

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