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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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rollen.
Robert lief ihm nach. »Ich hol ihn, Dad, ich hol ihn.«
»Nein«, schrie Andrew und rannte ihm nach.
Louise, den Hörer immer noch mit den Gummihandschuhen haltend, erstarrte. Sie sah Andrew auf den Gehsteig stürzen. Er war keinen Meter von seinem Sohn entfernt. Der Ball rollte auf die Straße, und in dem Bruchteil einer Sekunde, bevor sein Vater sich auf ihn warf, sprang Robert dem Ball nach.
Nur Louise hörte den großen Tankwagen scharf abbremsen. Der Lenker verriß den Wagen – zu spät, um den beiden auszuweichen. Andrew und Robert prallten gegen die breiten Stoßstangen, wurden zurückgeschleudert und überschlugen sich ein paarmal, bis sie am Straßenrand liegen blieben.
»Bist du es, Andrew?« fragte der Premier.
Louise ließ den Hörer fallen und lief aus der Küche zum offenen Gartentor. Ihr Mann lag bewegungslos am Randstein, den Sohn in den Armen; Robert hielt den Ball immer noch an die Brust gepreßt. Andrews Blut strömte über Roberts rotes Hemd.
Louise fiel neben dem Randstein auf die Knie. »Laß sie leben, laß sie leben«, war alles, was sie sagte.
Robert weinte leise, während er den Ball umklammerte und seinen bewußtlosen Vater ansah. Sie mußte sich über ihn beugen, um seine Worte zu verstehen. »Kein Goal, Dad, kein Goal«, wiederholte er.
Als zwei Tage später die vollständige Ministerliste in der Times veröffentlicht wurde, war nur das Amt eines Staatsministers für Verteidigung noch offen. David Wood, der politische Kommentator der Zeitung, nahm an, der Posten sei für Andrew Fraser reserviert, der Ende der Woche aus dem Krankenhaus entlassen werden sollte. Der letzte Absatz seines Artikels lautete:
»Politiker aller Parteien bewunderten Mr. Frasers erstaunlichen Mut, als er sich vor einen herannahenden Lastwagen warf, um seinen einzigen Sohn Robert zu retten, der einem Fußball nachgelaufen war. Vater und Sohn erlitten innere Verletzungen und wurden sofort ins St. Thomas’ Hospital gebracht, wo die Chirurgen noch in derselben Nacht operierten. Wie wir in unserer letzten Ausgabe berichteten, starb der fünfjährige Robert Fraser in der Nacht, bevor Mr. Fraser das Bewußtsein wiedererlangte.«
    »Mein Gott«, rief Elizabeth aus, »wie schrecklich.«
»Was ist schrecklich?« fragte Simon und setzte sich zu ihr an
den Frühstückstisch. Sie reichte ihrem Mann die Zeitung und
wies auf Roberts Bild.
»Armer Knirps«, sagte Simon, bevor er den Artikel durchlas. »Das rückt unser Problem in die richtige Perspektive. Würden Peter oder Michael verunglücken, dann wären wir wirklich
geschlagen.«
Ein paar Minuten lang schwiegen beide. Dann fragte
Elizabeth: »Hast du Angst?«
»Ja«, gab Simon zu. »Ich fühle mich wie bei einer
Henkersmahlzeit, und das schlimmste ist, daß ich selbst zum
Galgen fahren muß.«
»Glaubst du, werden wir jemals über diesen Tag lachen?« »Sicher – wenn ich meine Parlamentspension bekomme.« »Können wir davon leben?«
»Kaum. Ich bekomme die erste Zahlung erst mit
fünfundsechzig, also müssen wir fünfundzwanzig Jahre warten,
bis wir es herausfinden.« Er stand auf. »Kann ich dich zum
Krankenhaus bringen?«
»Nein, danke. Ich will es noch eine Woche genießen, daß wir
eine Zwei-Auto-Familie sind.«
Simon lachte, küßte seine Frau und fuhr zu seiner
Verabredung mit dem Chief Whip ins Unterhaus. Als er den
Wagen startete, kam Elizabeth gelaufen. »Ich vergaß dir zu
sagen, daß Ronnie anrief, während du im Bad warst.« »Ich werde ihn vom Unterhaus aus anrufen.« Simon verspürte
Übelkeit, als er am Cheyne Walk vorbeifuhr und sich vorstellte,
was Andrew Fraser jetzt durchmachte. Er nahm sich vor, ihm
sofort zu schreiben. Der Polizist vor dem Unterhaus salutierte,
als er ankam. »Guten Morgen, Sir«, sagte er.
»Guten Morgen«, sagte Simon, parkte das Auto auf der
zweiten Ebene der neuen unterirdischen Garage und nahm den
Lift zum Eingang für Mitglieder. Vor zehn Jahren wäre ich die
Treppe hinaufgelaufen, dachte er. Er ging durch die Garderobe
und über die Marmortreppe zur Mitgliederlobby. Aus
Gewohnheit wandte er sich nach links, um nach der Post zu
sehen.
»Mr. Kerslake«, sagte ein Mann hinter dem Schalter ins
Haustelefon, und ein paar Minuten später fielen ein Paket und
ein Stoß Briefe in einen Korb. Simon ließ das Paket mit dem
Absender »London School of Economics« und die Briefe auf
dem Schreibtisch in seinem Büro liegen und sah auf die Uhr.
Noch vierzig Minuten bis zu seiner Verabredung. Er ging zum
nächsten Telefon und rief

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