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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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konnte Raymond endlich entkommen. Er lief durch die Korridore bis zur privaten Telefonzelle der Beamten. Das Zurückschnappen der Drehscheibe nach jeder Nummer schien Ewigkeiten zu dauern.
Nachdem er mit drei Leuten gesprochen hatte, hörte er eine Stimme sagen: »Guten Tag, Ray«; der nicht zu verkennende rauhe Tonfall des neuen Premiers. »Es ist an der Zeit, daß du wieder in die Regierung kommst« – Raymond hielt den Atem an
– »als Staatsminister im Handelsministerium.« Staatsminister: nur einen Schritt vom Kabinett entfernt!
»Bist du noch da, Ray?«
»Ja, Prime Minister, und ich nehme mit Freuden an.«
Er legte den Hörer hin und nahm ihn sofort wieder auf, um das Stadtbüro der Chase Manhattan Bank anzurufen. Man verband ihn mit dem Eurobond Manager.
    Andrew ging vom Home Office direkt nach Hause. Er vermied das Unterhaus, wo die Reporter wie Hyänen lauerten und ihre Zeitungen anriefen, wenn sie nur das Gerücht eines Gerüchtes hörten. Das neue Kabinett stand fest, und jetzt waren die Staatsminister an der Reihe. Andrew wußte nur, daß sein jetziges Amt im Home Office jemand anderem übertragen wurde.
    »Warum spielst du nicht Fußball mit Robert?« schlug Louise vor, »anstatt mir fortwährend im Weg zu stehen?«
»Ja, Dad, ja Dad, ja Dad«, rief sein Sohn, lief hinauf, um kurz darauf im Dress von Liverpool zu erscheinen, den er sich selbst nach elf langen Wochen des Sparens von seinem Taschengeld gekauft hatte.
»Geh nur, Andrew. Ich rufe dich gleich, wenn das Telefon klingelt.«
Andrew lächelte, zog seine Jacke aus und alte Tennisschuhe an, die Robert ihm gebracht hatte. Er folgte seinem fünfjährigen Sohn in den Garten, wo dieser schon zwischen den Blumenbeeten auf und abdribbelte. Das kleine Tor, das er zu Weihnachten für Robert – oder für sich selbst? – gekauft hatte, war am Rasenende aufgestellt, und sie verteidigten es abwechselnd. Andrew war immer der erste. Er rieb sich die Hände aneinander, um sich zu wärmen, und Robert rannte auf ihn zu. Andrew kam aus dem Tor, um einen Schuß abzuwehren, aber Robert kickte den Ball nach rechts und lief nach links; sein Vater lag flach auf dem Boden, als er den Ball sanft ins Tor schob. »Das nennt man eine Finte«, rief er triumphierend, als er an dem auf dem Boden liegenden Vater vorbeilief.
Andrew stand auf. »Ich weiß, wie das heißt«, sagte er lachend. »Du scheinst vergessen zu haben, wer dir eine Finte beigebracht hat. Schauen wir, ob du es zweimal hintereinander kannst«, fügte er hinzu und kehrte ins Tor zurück.
Robert dribbelte bis zum Ende des Gartens, dann drehte er sich um. Er näherte sich dem Tor zum zweitenmal, als das Telefon klingelte. Andrew sah gerade zum Haus, als Robert den Ball wegschoß; der Ball flog steil in die Luft und traf Andrew ins Gesicht. Er fiel mitsamt dem Ball ins Tor.
Louise öffnete die Küchentür und rief: »Es ist nur meine Mutter.«
»Wach auf, Dad«, forderte Robert.
Andrews Gesicht brannte immer noch. »Das werde ich dir heimzahlen. Jetzt spielst du im Tor.«
Robert nahm seinen Platz zwischen den Pfosten ein und sprang auf und nieder, während er versuchte, mit den Fingerspitzen die Querlatte zu erreichen. Andrew bewegte sich langsam auf seinen Sohn zu. Als er knapp einen Meter von ihm entfernt war, machte er eine Finte nach rechts und lief nach links. Aber Robert hatte ihn durchschaut, erwischte den Ball und rief: »Kein Goal.«
Wieder lief Andrew ans Ende des Gartens und überlegte, was er jetzt versuchen könnte. Plötzlich rannte er direkt auf Robert zu und kickte den Ball fest in die rechte Ecke des Tors. Aber wieder hatte Robert seine Bewegung erraten und fing den Ball über dem Kopf, zog ihn an die Brust und rief: »Kein Goal, Dad, kein Goal!« Selbstbewußt warf er den Ball seinem Vater vor die Füße.
»Also jetzt wird es ernst«, sagte Andrew nicht ganz überzeugend. Er hob den Ball von einem Fuß auf den anderen, um professionell zu wirken.
»Los, Dad, los«, forderte Robert.
Diesmal stürmte Andrew mit entschlossenem Gesicht vorwärts. Er versuchte seinen Sohn aus dem Tor zu locken. Robert machte einen Schritt nach vorn; diesmal kickte Andrew den Ball etwas stärker und höher. Im selben Moment hörte er das Telefon klingeln und drehte sich dem Haus zu. Er sah nicht, daß der Ball gegen den linken Pfosten prallte und wegrollte.
»Es ist der Premier«, rief Louise aus dem Fenster. Andrew lief auf das Haus zu. Aus den Augenwinkeln sah er den Ball über den Weg und durch das Gartentor

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