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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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Nethercote an. Ronnie antwortete
selbst.
»Habe letzten Freitag die Telefonistin entlassen«, erklärte er.
»Jetzt bin ich mit meiner Sekretärin allein.«
»Sie haben angerufen, Ronnie.« Ein Gran Hoffnung in Simons
Stimme.
»Ja, ich wollte Ihnen nur sagen, wie ich mit Ihnen fühle. Ich
wollte einen Brief schreiben, aber ich bin nicht gut mit Worten.«
Er machte eine Pause. Dann: »Und offenbar auch nicht mit
Zahlen. Ich wollte nur sagen, wie schrecklich leid es mir tut.
Elizabeth sagte mir, daß Sie heute mit dem Chief Whip
sprechen. Ich werde an Sie denken.«
»Das ist sehr freundlich von Ihnen, Ronnie, aber ich wußte ja,
worauf ich mich eingelassen habe. Als Verteidiger der freien
Wirtschaft darf ich mich nicht beklagen, wenn ich eines ihrer
Opfer werde.«
»Eine sehr philosophische Einstellung zu dieser frühen
Tageszeit.«
»Und wie geht es bei Ihnen?«
»Der Liquidator prüft die Bücher. Ich hoffe, wir können alle
Gläubiger auszahlen. Damit vermeiden wir wenigstens einen
Bankrott.« Eine lange Pause. »Mein Gott, wie taktlos von mir.« »Machen Sie sich keine Sorgen, Ronnie. Die
Kreditüberziehung war meine Idee.«
Simon wünschte, er wäre seiner Frau gegenüber ebenso
ehrlich gewesen.
»Gehen wir nächste Woche zusammen essen?«
»Ja, aber irgendwohin, wo man Essenbons annimmt«, sagte
Simon traurig.
»Viel Glück, Kamerad«, waren Ronnies letzte Worte. Simon verbrachte die verbleibende halbe Stunde in der
Bibliothek und sah die Morgenzeitungen durch. Er setzte sich in
eine Ecke neben dem Kamin; über ihm hing eine Tafel mit der
Bitte, nicht zu laute oder zu lange Gespräche zu führen. Alle
Zeitungen brachten Bilder von Andrew Fraser, seinem Sohn und
seiner Frau. Das Bild des fünfjährigen Robert war fast auf jeder
Titelseite. Elizabeth hatte recht: Es gab schlimmere Schicksale. Auf den Finanzseiten wurde von dem wahrscheinlichen
Zusammenbruch von Nethercote and Comp. in allen Details
berichtet. Beiläufig wurde Ronnies Absicht wiedergegeben, alle
Gläubiger voll auszuzahlen. Kein Artikel erwähnte Simons
Namen, aber im Geist sah er schon die Schlagzeilen der
morgigen Zeitungen vor sich – mit einem weiteren Bild eines
jungen Parlamentariers und seiner glücklichen Familie.
»Aufstieg und Fall des Simon Kerslake.« Mehr als zehn Jahre
Arbeit rasch vergessen; binnen einer Woche würde kein Hahn
mehr nach ihm krähen.
Die Zeiger der Bibliotheksuhr näherten sich der vollen Stunde.
Wie ein alter Mann stand Simon aus dem tiefen Lederfauteuil
auf und ging langsam zum Büro des Fraktionsvorsitzenden. Miss Norse, die ältliche Sekretärin, lächelte gütig, als er
eintrat.
»Guten Morgen, Mr. Kerslake«, sagte sie freundlich. »Der
Boß unterhält sich noch mit Mrs. Thatcher, aber ich habe ihn an
Ihre Verabredung erinnert, also wird es nicht mehr lang dauern.
Wollen Sie sich setzen?«
»Danke.«
Alec Pimkin behauptete immer, Miss Norse habe für jede
Gelegenheit fixe Redewendungen. Seine Imitation ihres
Spruches: »Ich hoffe, Sie sind bei robuster Gesundheit,
Mr. Pimkin«, hatte die Mitglieder im Speisesaal schon oft zum
Lachen gebracht. Er muß übertrieben haben, dachte Simon. »Ich hoffe, Sie sind bei robuster Gesundheit, Mr. Kerslake«,
sagte Miss Norse, ohne von der Schreibmaschine aufzusehen.
Simon bemühte sich, nicht laut zu lachen.
»Sehr robust, danke«, sagte er und überlegte, wie viele
tragische Geschichten von versäumten Gelegenheiten Miss
Norse im Lauf der Jahre schon gehört hatte. Plötzlich sah sie auf
ihren Notizblock. »Ich hätte es Ihnen sofort sagen sollen, ein
Mr. Nethercote hat angerufen.«
»Danke, ich habe schon mit ihm gesprochen.«
Simon blätterte in einer alten Nummer von Punch, als der
Fraktionschef eintrat.
»Ich kann Ihnen eine Minute widmen, Simon, eineinhalb,
wenn Sie zurücktreten.« Er lachte und ging auf sein Büro zu.
Simon folgte ihm über den langen Korridor, als das Telefon bei
Miss Norse klingelte. »Es ist für Sie, Mr. Kerslake«, rief sie
ihnen nach.
Simon drehte sich um und bat: »Können Sie die Nummer
notieren?«
»Er meint, es sei sehr dringend.«
Simon zögerte. »Ich bin in einer Sekunde bei Ihnen«, sagte er
dem Chief Whip, der in sein Büro verschwand. Simon nahm den
Hörer aus Miss Norses Hand.
»Hier Kerslake. Wer spricht?«
»Hier Ronnie.«
»Ronnie«, wiederholte Simon teilnahmslos.
»Eben hat mich Morgan Grenfell angerufen. Einer ihrer
Klienten bot für die Firma l,25 Pfund pro Aktie; sie sind auch
bereit, die laufenden Verpflichtungen zu

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