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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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besuchte«, sagte William. »Aber das sind schwere Zeiten, kein Mensch weiß, ob das Hotelgewerbe sich bessern wird, und wir sind keine Hoteliers, Mr. Rosnovski, wir sind Bankiers.«
Abel begann die Geduld mit dem elegant gekleideten Bankier zu verlieren - »jung«: Davis hatte recht gehabt. »Für das Hotelpersonal werden es sogar sehr harte Zeiten sein«, sagte er. »Was werden die Leute tun, wenn Sie das Dach über ihren Köpfen verkaufen? Was glauben Sie, wird mit ihnen geschehen?«
»Es tut mir leid, aber dafür sind wir nicht verantwortlich, Mr. Rosnovski. Ich muß im Interesse der Bank handeln.«
»In Ihrem Interesse, nicht wahr, Mr. Kane«, sagte Abel heftig.
Der junge Mann wurde rot. »Das ist eine ungerechte Bemerkung, Mr. Rosnovski, und ich würde Sie sehr übelnehmen, wenn ich Ihre Lage nicht verstünde.«
»Sehr bedauerlich, daß Ihr Verständnis für Davis Leroy zu spät kommt«, sagte Abel. »Er hätte es brauchen können. Sie haben ihn getötet, Mr. Kane, so sicher, als hätten Sie ihn selbst aus jenem Fenster hinausgestoßen; Sie und Ihre scheinheiligen Kollegen, die hier auf ihren Hintern sitzen, während wir vor die Hunde gehen, damit Sie in guten Zeiten Ihre Profite machen und in schlechten Zeiten auf den Menschen herumtrampeln können.«
Jetzt wurde auch William ärgerlich. Aber im Unterschied zu Abel Rosnovski ließ er sich nichts anmerken. »Diese Art der Unterhaltung ist fruchtlos, Mr. Rosnovski. Ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß ich, wenn Sie nicht binnen dreißig Tagen einen Käufer finden, keine andere Wahl habe, als die Hotels auf dem freien Markt zu versteigern.«
»Als nächstes werden Sie mir raten, eine andere Bank um einen Kredit zu bitten«, sagte Abel sarkastisch. »Sie kennen meine Leistungen und haben kein Vertrauen. An wen, zum Teufel, soll ich mich wenden?«
»Leider habe ich keine Ahnung«, erwiderte William, »das ist ausschließlich Ihre Sache. Die Anweisungen meiner Direktion sind klar: Ich habe das Konto so rasch wie möglich zu schließen, und das beabsichtige ich auch zu tun. Vielleicht wären Sie so freundlich, mich spätestens bis zum 4. Februar anzurufen und mir mitzuteilen, ob Sie einen Käufer finden konnten. Guten Tag, Mr. Rosnovski.«
William stand auf und reichte Abel wieder die Hand. Diesmal ignorierte sie Abel und ging zur Tür.
»Nach unserem Telefongespräch dachte ich, Sie wären vielleicht so bestürzt, daß Sie Ihre Hilfe anbieten würden. Ich habe mich geirrt. Sie sind durch und durch gemein. Denken Sie an mich, wenn Sie abends zu Bett gehen, Mr. Kane. Denken Sie wieder an mich, wenn Sie morgens aufstehen, denn ich werde nie aufhören, an meine Pläne für Sie zu denken.«
William schaute stirnrunzelnd auf die sich schließende Tür. Der Silberreif ging ihm nicht aus dem Kopf - wo hatte er ihn bloß gesehen.
Die Sekretärin kam herein. »Was für ein schrecklicher kleiner Mann«, sagte sie.
»Nicht wirklich«, erwiderte William. »Er glaubt, daß wir seinen Partner in den Selbstmord getrieben haben, und jetzt lösen wir, ohne an die Angestellten geschweige denn an ihn zu denken, seine Unternehmen auf. Dabei ist er ein überaus tüchtiger Mann. Unter diesen Umständen war Mr. Rosnovski sogar erstaunlich höflich, und ich muß sagen, es tut mir beinahe leid, daß die Direktion sich nicht in der Lage sah, ihm zu helfen.«
Er sah seine Sekretärin an.
»Bitte verbinden Sie mich mit Mr. Cohen.«

18
    Am Morgen des folgenden Tages war Abel wieder in Chikago und immer noch wütend über die Art, wie William Kane ihn behandelt hatte. Er verstand nicht genau, was der Zeitungsjunge an der Ecke schrie, rief ein Taxi herbei und setzte sich in den Wagenfond.
    »Zum Richmond Hotel, bitte.«
     
    »Sind sie von der Zeitung?« fragte der Taxifahrer, als er in die State
    Street einbog.
»Nein, wie kommen Sie darauf?«
»Ach, nur, weil Sie zum Richmond wollen. Dort sind heute alle
    Reporter versammelt.«
     
    Abel erinnerte sich an keinen offiziellen Anlaß, der das Interesse der Presse wecken könnte.
     
    Der Taxifahrer fuhr fort. »Wenn Sie nicht von der Zeitung sind, sollte ich Sie vielleicht zu einem anderen Hotel bringen.« »Warum?« fragte Abel noch erstaunter.
    »Wenn Sie dort gebucht haben, werden Sie vermutlich nicht gut schlafen. Das Hotel ist abgebrannt.«
Als das Taxi um die Ecke bog, sah Abel die glosenden Trümmer des Richmond Hotels. Polizei, Feuerwehr, verbranntes Holz. Über die Straße rann Wasser. Abel stieg aus und starrte auf die

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