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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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hineingezogen wurden, können ihre Kredite nur mit Papierstücken decken, aber in meinem Fall hatte die Bank die Hotels als Sicherheit für meinen Kredit. Daher hat sie beim Zusammenbruch sofort auf die elf Hotels zurückgegriffen. Die Kerle haben mir mitgeteilt, daß sie die Hotelgruppe so rasch wie möglich verkaufen wollen.«
»Das ist ein Wahnsinn. Im Augenblick bekommen sie einen Pappenstiel dafür, aber wenn sie uns in der nächsten Zeit weiterhelfen, können wir ihnen eines Tages einen guten Gewinn für ihre Investition bieten.«
»Ich weiß, daß du das könntest, Abel. Aber mir halten sie meine Geschäftsführung während der letzten Jahre vor. Ich bin zu den Direktoren gegangen und hab ihnen eben das vorgeschlagen. Ich erzählte von dir, Abel, und daß ich meine gesamte Zeit für die Hotels aufwenden würde, falls die Bank uns Kredit gibt. Aber sie zeigten sich nicht interessiert. Ich wurde von einem jungen Kerl abgespeist, der alles wußte über cash flow, kein Stammkapital und Kreditrestriktionen. Bei Gott, wenn ich je wieder zum Zug kommen sollte, dann nehm ich mir erst diesen Kerl vor und dann seine Bank. Aber im Augenblick können wir nur eines tun: uns sinnlos betrinken. Denn ich bin erledigt, bankrott, fertig.«
»Ich auch«, sagte Abel leise.
»Nein, mein Sohn, du hast eine große Zukunft vor dir. Wer immer die Gruppe übernimmt, kann nicht ohne dich auskommen.«
»Du vergißt, daß ich fünfundzwanzig Prozent der Gruppe besitze.«
Davis Leroy starrte ihn an; offenbar hatte er das vergessen.
»Du lieber Himmel, Abel! Ich hoffe, du hast nicht all dein Geld auf mich gesetzt.«
Seine Zunge wurde bereits schwer.
»Bis auf den letzten Cent«, sagte Abel. »Aber ich bereue es nicht, Davis. Besser mit einem Weisen verlieren, als mit einem Narren gewinnen.«
Er schüttete sich noch einen Whisky ein.
In Leroys Augen standen Tränen.
»Weißt du, Abel, du bist der beste Freund, den ein Mann haben kann. Du bringst dieses Hotel wieder in Schuß, du investierst dein eigenes Geld, durch meine Schuld verlierst du alles, und du beklagst dich nicht einmal. Um das Maß vollzumachen, weigert sich meine Tochter, dich zu heiraten.«
»Du warst doch nicht böse, daß ich sie darum bat?« fragte Abel, und wäre ohne Whisky dessen nicht so sicher gewesen.
»Dummes Gänschen. Erkennt nicht, was Qualität heißt. Sie will einen pferdezüchtenden Gentleman aus dem Süden mit drei Generälen im Stammbaum heiraten, und wenn es ein Mann aus dem Norden ist, dann muß sein Ahnherr mit der Mayflower herübergekommen sein. Wenn alle, die behaupten, auf diesem Schiff einen Verwandten gehabt zu haben, jemals an Bord dieses Schiffes gewesen wären, wäre das verdammte Ding mit Bomben und Granaten untergegangen, bevor es Amerika erreichte. Was für ein Pech, daß ich keine andere Tochter für dich habe, Abel. Niemand war loyaler zu mir als du. Ich wäre stolz gewesen, dich zu meiner Familie zu zählen. Wir beide wären ein gutes Gespann gewesen, aber ich glaube, du wirst es auch allein schaffen. Du bist jung. Du hast noch alles vor dir.«
Abel mit seinen dreiundzwanzig Jahren fühlte sich plötzlich sehr alt.
»Danke für dein Vertrauen, Davis«, sagte er. »Und wen kümmert schon die Börse? Du weißt, daß du der beste Freund bist, den ich je hatte.«
Der Alkohol machte sich bemerkbar.
Abel füllte sein Glas und trank es auf einen Zug. In den frühen Morgenstunden hatten sie beide Flaschen geleert. Als Davis in seinem Fauteuil einschlief, wankte Abel in den 10. Stock, zog sich aus und fiel auf sein Bett. Ein lautes Pochen an der Tür weckte ihn aus tiefem Schlaf. Der Kopf brummte ihm, aber das Pochen wollte nicht aufhören. Es wurde lauter und lauter. Irgendwie gelang es ihm, aufzustehen und bis zur Tür zu taumeln. Es war ein Liftjunge.
»Kommen Sie rasch, Mr. Abel, kommen Sie rasch«, sagte er und lief den Gang entlang.
Abel warf einen Morgenrock über, zog Pantoffeln an und lief hinter dem Jungen her, der ihm die Lifttür offenhielt.
»Schnell, Mr. Abel«, wiederholte er.
»Warum die Eile?« fragte Abel; der Lift fuhr langsam hinunter, und in seinem Kopf drehte sich alles. Dann fiel ihm das Gespräch des letzten Abends ein. Vielleicht war jemand von der Bank da, um zu übernehmen.
»Jemand ist aus dem Fenster gesprungen.«
Sofort wurde Abel nüchtern. »Ein Gast?«
»Ich glaube«, sagte der Junge, »aber ich bin nicht sicher.«
Der Lift hielt im Erdgeschoß. Abel riß das Eisentor auf und stürzte auf die Straße. Die Polizei war

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