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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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»Großer Gott!«
    In einer Ecke, an die Wand gelehnt, saß der Baron. Er war nicht verletzt, sondern starrte wie betäubt ins Leere; die Sieger hatten ihn am Leben gelassen, weil sie jemanden brauchten, der für die Gefangenen verantwortlich war. Wladek ging zu ihm, während sich die anderen so weit als möglich von ihrem Gebieter zurückzogen. Die beiden schauten einander an, wie sie es am ersten Tag ihrer Bekanntschaft getan hatten. Wladek streckte die Hand aus, und wie am ersten Tag nahm sie der Baron in die seine. Wladek sah Tränen über das stolze Gesicht des Barons laufen. Keiner sprach. Beide hatten den Menschen verloren, den sie auf dieser Welt am meisten liebten.

6
    William Kane wuchs rasch, und alle, die um ihn waren - in seinen ersten Lebensjahren waren es im allgemeinen bewundernde Verwandte und ergebene Bedienstete - fanden, daß er ein reizendes Kind war.
    Im obersten Stockwerk des Hauses am Louisburg Square auf Beacon Hill - es war ein Haus aus dem 18. Jahrhundert - hatte man ein Kinderzimmer eingerichtet und mit Spielzeug vollgestopft. Ein weiteres Schlafzimmer und ein Wohnzimmer standen dem neuen Kindermädchen zur Verfügung. Das Kinderzimmer war so weit von Richard Kane entfernt, daß er von Problemen wie Zähnen, nassen Windeln und dem lauten Geschrei nach mehr Nahrung unberührt blieb. Der erste Zahn, der erste Schritt, das erste Wort - das alles wurde von Williams Mutter in ein Familienbuch eingetragen, ebenso wie Größe und Gewicht des Kindes. Anne war erstaunt, daß diese Eintragungen sich kaum von jenen über andere Kinder unterschieden, die sie kannte.
    Das aus England importierte Kindermädchen führte ein Regiment, das einem preußischen Kavallerieoffizier gefallen hätte. Jeden Tag um Punkt sechs kam Williams Vater zu Besuch. Da er sich weigerte, eine Babysprache zu sprechen, redete er überhaupt nicht mit dem Kleinen; die beiden starrten einander nur an. William packte den Zeigefinger des Vaters, den Finger, mit dem dieser die Kontoauszüge durchblätterte, und hielt sich daran fest. Richard gestattete sich ein Lächeln. Nach einem Jahr wurde die Routine insofern ein wenig verändert, als der kleine Junge hinunterkommen durfte, um seinen Vater zu besuchen. Richard saß in seinem dunklen Ledersessel mit der hohen Lehne und schaute zu, wie sein Erstgeborener auf allen vieren zwischen den Möbeln umherkroch und immer dort auftauchte, wo man ihn am wenigsten erwartete, woraus Richard schloß, daß sein Sohn bestimmt Senator werden würde. Mit dreizehn Monaten machte William, an die Rockschöße seines Vaters geklammert, die ersten Schritte. Sein erstes Wort war »Papa«, worüber man allgemein entzückt war, einschließlich der Großmütter Kane und Cabot, die zu den regelmäßigen Besucherinnen zählten. Sie schoben den Kinderwagen, in dem William durch Boston spazierenfuhr, nicht wirklich, aber sie ließen sich jeden Donnerstagnachmittag herbei, einen Schritt hinter dem Kindermädchen zu marschieren und die andern Kinder mißbilligend anzuschauen, die ein weniger diszipliniertes Gefolge hatten. Während die anderen Kinder in den öffentlichen Parkanlagen Enten fütterten, schloß William Freundschaft mit den Schwänen auf dem Teich vor Mr. Jack Garners extravagantem venezianischen Palais.
    Nach zwei Jahren deuteten die beiden Großmütter taktvoll an, daß es an der Zeit für ein zweites Wunderkind sei, einen Spielgefährten für William. Anne, fügsam wie immer, wurde sofort schwanger und war unglücklich, als sie sich vom vierten Monat an immer schlechter fühlte.
    Als Doktor MacKenzie die werdende Mutter untersuchte, hörte er auf zu lächeln, und als Anne kurz darauf eine Fehlgeburt hatte, war er nicht erstaunt, erlaubte ihr jedoch nicht, in Kummer zu versinken. Er sagte zu ihr: »Anne, Sie haben sich so schlecht gefühlt, weil Sie einen zu hohen Blutdruck haben, der mit fortschreitender Schwangerschaft noch höher geworden wäre. Bisher haben die Ärzte noch kein Mittel gegen zu hohen Blutdruck gefunden, wir wissen nur, daß er für schwangere Frauen besonders gefährlich ist.«
    Anne hielt die Tränen zurück und versuchte sich eine Zukunft ohne weitere Kinder vorzustellen.
    »Bei meiner nächsten Schwangerschaft wird sich das doch bestimmt nicht wiederholen?« fragte sie und versuchte, dem Arzt eine günstige Antwort zu entlocken.
    »Ich wäre erstaunt, wenn es nicht der Fall wäre, meine liebe. Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber ich muß Ihnen von einer weiteren

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