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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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nicht loswerden, daß ihm eine Verbindung zwischen Abel Rosnovski und Henry Osborne, die ihn beide aus völlig verschiedenen Gründen haßten, gefährlich werden könnte. Er schickte Thomas Cohen einen Scheck und bat, die Akte jedes Vierteljahr a jour zu bringen, doch als die Monate vergingen und die vierteljährlichen Berichte nichts Neues brachten, hörte er auf, sich Sorgen zu machen. Vielleicht hatte er zuviel in das Foto im Boston Globe hineininterpretiert.
    Im Frühling 1937 schenkte Kate ihrem Mann eine Tochter, die Virginia getauft wurde. Wieder wechselte William Windeln und war von der kleinen Dame so fasziniert, daß Kate das Kind jeden Abend vor ihm retten mußte, damit es genügend Schlaf bekam. Der zweieinhalbjährige Richard war anfangs von dem Neuankömmling nicht sehr begeistert, aber die Zeit und ein neuer hölzerner Soldat auf einem Pferd beschwichtigten seine Eifersucht.
Am Jahresende konnte Williams Abteilung in der Bank einen hübschen Gewinn vorweisen. Er hatte die Lethargie nach Matthews Tod überwunden und seinen Ruf als ausgezeichneter Anlageberater wiedergewonnen, besonders, als der berühmte Börsenmakler Smith erklärte, er habe nur die von William Kane in Boston entwickelte Methode perfektioniert. Selbst mit Tony Simmons’ Direktion fand er sich nun besser ab. Dessenungeachtet machte sich William heimlich Gedanken, daß er erst in siebzehn Jahren, wenn Simmons sich zurückzog, Präsident von Kane and Cabot werden konnte; er begann sich nach einer Stellung in einer anderen Bank umzusehen.
    William und Kate hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, Charles Lester einmal im Monat für ein Wochenende zu besuchen. Der große Mann war in den drei Jahren seit Matthews Tod sehr alt geworden, und in Finanzkreisen gab es Gerüchte, daß er alles Interesse an seiner Arbeit verloren habe und nur mehr selten in der Bank gesehen werde. William begann sich zu fragen, wie lang der alte Herr noch leben werde; ein paar Wochen später war Charles Lester tot. William fuhr zum Begräbnis nach New York.
    Jedermann schien daran teilzunehmen, einschließlich des Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten, John Nance Garner. Nach dem Begräbnis stiegen William und Kate in dem traurigen Bewußtsein, die letzte Verbindung zu der Familie Lester verloren zu haben, in den Zug nach Boston.
    Etwa sechs Monate später erhielt William von den angesehenen Notaren Sullivan and Cromwell aus New York einen Brief; sie fragten an, ob er wohl so freundlich sein würde, der Testamentseröffnung des verstorbenen Charles Lester in ihrem Büro in Wall Street beizuwohnen. William fuhr mehr aus Loyalität zur Familie Lester hin als aus Neugierde. Er hoffte auf eine kleine Erinnerung an Matthew, ähnlich dem »Harvard-Ruder«, das immer noch an der Wand des Gästezimmers hing. Er freute sich auch, verschiedene Familienmitglieder wiederzusehen, die er während der Schulzeit und der College-Ferien mit Matthew kennengelernt hatte.
    Am Vorabend der Testamentseröffnung fuhr William in seinem neuen Daimler nach New York und stieg im Harvard Club ab. Das Testament sollte am nächsten Morgen um zehn Uhr verlesen werden, und William war sehr verblüfft, bei seiner Ankunft im Büro von Sullivan and Cromwell mehr als fünfzig Personen anzutreffen. Viele sahen William an, als er den Saal betrat, und er begrüßte einige von Matthews Tanten und Vettern, die alle älter waren, als er sie in Erinnerung hatte; er nahm an, daß die anderen von ihm das gleiche dachten. Seine Augen suchten Matthews Schwester Susan, doch er konnte sie nirgends entdecken. Um Punkt zehn Uhr betrat Mr. Arthur Cromwell den Saal, begleitet von seinem Sekretär, der eine braune Ledermappe trug. Alle Gespräche verstummten in hoffnungsvoller Erwartung. Der Notar erklärte den versammelten präsumtiven Erben, daß das Testament auf ausdrückliche Anordnung von Charles Lester erst sechs Monate nach seinem Tod eröffnet werden sollte. Da er keinen Sohn hatte, den er als Erben einsetzen konnte, hatte er nach seinem Tod eine Beruhigungsperiode vorgesehen, bevor er seinen Letzten Willen kundgetan haben wollte.
    William schaute auf die interessierten Gesichter der Anwesenden; alle hingen wie gebannt an den Lippen des Anwalts. Arthur Cromwell brauchte beinahe eine Stunde, um das Testament zu verlesen. Nachdem er die üblichen Zuwendungen an langjährige Dienstboten, Wohltätigkeitsorganisationen und die Universität von Harvard erwähnt hatte, gab Cromwell bekannt, daß Charles Lester sein

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