Archer Jeffrey
daß Abel bald jedes Interesse an ihr verlieren würde.
Sie machte sich auch Sorgen, daß sie noch kein Kind bekam, und ging zu verschiedenen Ärzten, die ihr alle versicherten, daß einer Schwangerschaft nichts im Wege stehe. Einer der Ärzte schlug vor, auch Abel zu untersuchen, aber das lehnte Zaphia ab, da sie wußte, daß er auch nur die Erwähnung dieser Möglichkeit als Zweifel an seiner Männlichkeit auffassen würde. Als das Thema so emotionsgeladen wurde, daß sie es kaum noch miteinander besprechen konnten, blieb endlich Zaphias Periode aus. Sie wartete einen weiteren Monat, bevor sie Abel etwas sagte oder auch nur ihren Arzt aufsuchte. Dieser bestätigte, daß sie schwanger war. Am Neujahrstag des Jahres 1934 brachte Zaphia ein Mädchen zur Welt, und Abel war selig. Es wurde nach Abels Schwester Florentyna getauft. Abel war vom ersten Augenblick an verzaubert von seiner Tochter, und Zaphia wußte, daß sie nicht mehr die größte Liebe in seinem Leben war. George und Zaphias Vettern waren die Paten des Kindes, und Abel lud am Abend nach der Taufe zu einem traditionellen polnischen Abendessen mit zehn Gängen ein. Das Kind erhielt einen Berg von Geschenken, unter anderem einen schönen antiken Ring von Abels Gönner. Abel revanchierte sich für dieses Geschenk, als die Baron-Gruppe am Ende dieses Jahres einen Gewinn von dreiundsechzigtausend Dollar aufwies. Nur das Baron-Hotel in Mobile war noch in den roten Zahlen.
Abel stellte fest, daß er nach Florentynas Geburt wesentlich mehr Zeit in Chikago verbrachte, und entschied, daß es an der Zeit war, dort ein Baron-Hotel zu bauen. Im Anschluß an die Weltausstellung florierten alle Hotels der Stadt. Das neue Hotel sollte im Angedenken an Davis Leroy das Aushängeschild der Gruppe werden. Die Gesellschaft besaß immer noch das Grundstück des alten RichmondHotels in der Michigan Avenue, und Abel hatte, in der Hoffnung, eines Tages finanziell stark genug zu sein, um das Hotel wieder aufzubauen, verschiedene Angebote für das Grundstück abgelehnt. Das Projekt kostete Geld, und Abel beabsichtigte, die siebenhundertfünfzigtausend Dollar, die er von der Great Western Casualty für das alte Richmond bekommen hatte, für den Bau zu verwenden. Sobald seine Pläne Gestalt angenommen hatten, informierte er Curtis Fenton von seinen Absichten, mit der Einschränkung, daß er das Projekt fallenlassen würde, falls David Maxton keine Konkurrenz für das Stevens haben wolle. Abel hatte das Gefühl, das sei das wenigste, was er unter den gegebenen Umständen tun konnte. Einige Tage später teilte ihm Curtis Fenton mit, daß sein Geldgeber über die Idee eines Baron-Hotels in Chikago entzückt sei.
Mit Hilfe von Stadtrat Henry Osborne, der die notwendigen Bewilligungen des Rathauses in kürzester Zeit beschaffte, entstand das neue Baron-Hotel in zwölf Monaten. Das Gebäude wurde 1936 vom Bürgermeister der Stadt, Edward J. Kelly, eröffnet, der nach Anton Cermaks Tod der erste Mann in der demokratischen Parteimaschine geworden war. Im Andenken an Davis Leroy hatte das Hotel keinen 12. Stock, eine Tradition, die Abel bei jedem neuen Baron-Hotel, das er baute, beibehielt.
Auch die beiden Senatoren von Illinois waren bei der Eröffnung anwesend und hielten vor zweitausend Gästen eine Ansprache. Das Chikago Baron war, sowohl was den Bau als auch die Einrichtung betraf, ein prachtvolles Hotel. Abel hatte letztlich mehr als eine Million Dollar ausgegeben, und es schien jeder Penny gut angelegt. Die Räume waren groß und elegant, die hohen Stuckdecken waren in blassem Grün gehalten - das wirkte angenehm und entspannend; dicke Teppiche bedeckten alle Fußböden. Das dunkelgrüne »B« war diskret, aber allgegenwärtig; es zierte die Flagge, die auf dem zweiundvierzigstöckigen Gebäude wehte, ebenso wie die Rockaufschläge des jüngsten Pagen.
»Dieses Hotel besitzt bereits den Stempel des Erfolges«, sagte J. Hamilton Lewis, der ältere der beiden Senatoren von Illinois, »denn, meine Freunde, es ist nicht das Gebäude, sondern der Erbauer, der immer als The Chikago Baron bekannt sein wird.«
Abel strahlte über das ganze Gesicht, als die zweitausend Gäste Beifall klatschten.
Abels Erwiderung war elegant, er sprach gut und erntete Ovationen. Er begann sich unter bedeutenden Geschäftsleuten und älteren Politikern sicher zu fühlen. Zaphia hielt sich während der Feier etwas im Hintergrund; sie war sichtlich überfordert. Weder wollte sie, noch verstand sie einen
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