Archer Jeffrey
sicheren Stimmen rechnen. Es war ein Schock für mich, als ich heute morgen hörte, daß Rupert Cork-Smith, Charles Lesters bester Freund, nicht bereit ist, Sie zu unterstützen, Mr. Kane. Es ist wirklich seltsam, weil ich weiß, daß er Parfitt nicht besonders schätzt. Damit würden wir auf einen Stand von sechs zu sechs kommen.«
»Und wir haben bis Donnerstag Zeit herauszufinden, wie sich die restlichen vier Direktoren zu Ihrer Ernennung stellen«, fügte Leach hinzu.
»Warum bis Donnerstag?« fragte William.
»Weil Donnerstag die nächste Sitzung stattfindet«, erwiderte Leach und strich sich über den Schnurrbart, was er, wie William bemerkt hatte, stets tat, wenn er etwas zu sagen hatte. »Punkt eins auf der Tagesordnung ist die Wahl des neuen Präsidenten.«
»Mir wurde gesagt, die nächste Aufsichtsratssitzung finde erst Montag statt«, erklärte William erstaunt.
»Von wem?« fragte Davies.
»Von Peter Parfitt.«
»Seine Methoden«, bemerkte Ted Leach, »sind nicht immer die eines Gentlemans.«
»Ich habe genug über diese Gentleman gehört«, sagte William, das Wort ironisch betonend, »um mir darüber klar zu sein, daß ich ihn zum Kampf herausfordern muß.«
»Leichter gesagt als getan, Mr. Kane. Im Augenblick hat er die Zügel in der Hand«, sagte Winthrop Davies, »und ich weiß nicht, wie wir sie ihm abnehmen können.«
»Wir werden das Licht auf Rot stellen«, erwiderte William. »Wer ist autorisiert, eine Sitzung einzuberufen?«
»Solange der Aufsichtsrat ohne Präsident ist, jeder Vizepräsident«, sagte Leach, »das heißt, Peter Parfitt oder ich.«
»Wie viele Aufsichtsräte bilden ein Quorum?«
»Neun«, sagte Davies.
»Und wenn Sie einer der Vizepräsidenten sind, Mr. Leach, wer ist der Schriftführer?«
»Ich«, sagte Alfred Rodgers, der bisher kaum den Mund aufgemacht hatte, genau die Art, die William sich von einem Schriftführer erwartete.
»Wie rasch können Sie in dringenden Fällen eine Vorstandssitzung einberufen?«
»Jeder Direktor muß mindestens vierundzwanzig Stunden vorher informiert werden, obwohl das außer beim Börsenkrach von 1929 nie vorgekommen ist. Charles Lester versuchte immer, drei Tage Spielraum zu lassen.«
»Aber nach den Statuten kann eine Sitzung binnen vierundzwanzig Stunden einberufen werden?« fragte William.
»Ja, Mr. Kane«, bestätigte Alfred Rodgers, der William jetzt interessiert durch sein Monokel betrachtete.
»Ausgezeichnet, dann werden wir unsere eigene Sitzung einberufen.«
Die drei Bankiers starrten William an, als hätten sie ihn nicht recht verstanden.
»Bitte, überlegen Sie, meine Herren«, fuhr William fort. »Mr. Leach als Vizepräsident beruft eine Sitzung ein, und Mr. Rodgers, als Schriftführer der Gesellschaft, informiert die Direktoren.«
»Für wann wollen Sie diese Vorstandssitzung einberufen?« fragte Ted Leach.
»Für morgen nachmittag.«
William sah auf die Uhr. »Drei Uhr.«
»Meine Güte, das ist reichlich knapp«, sagte Alfred Rodgers. »Ich bin nicht sicher…«
»Etwas knapp für Peter Parfitt, nicht wahr?« bemerkte William.
»Das stimmt«, sagte Leach, »wenn Sie genau wissen, wie die Sitzung verlaufen soll.«
»Überlassen Sie das mir. Vergewissern Sie sich nur, daß die Sitzung korrekt einberufen und jeder Direktor informiert wird.«
»Ich bin gespannt, wie Peter Parfitt darauf reagieren wird«, sagte Ted Leach.
»Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf über Parfitt«, sagte William. »Das war von Anfang an unser Fehler. Zur Abwechslung soll er sich über uns den Kopf zerbrechen. Wenn er als letzter Direktor vierundzwanzig Stunden vorher informiert wird, haben wir nichts zu befürchten. Wir wollen ihm möglichst wenig Zeit gönnen, eine Gegenoffensive zu starten. Und noch etwas, meine Herren: Seien Sie bitte über nichts erstaunt, was ich morgen tun oder sagen werde. Vertrauen Sie meinem Urteil, und halten Sie zu mir.«
»Glauben Sie nicht, daß wir wissen sollten, was Sie vorhaben?«
»Nein, Mr. Leach, Sie müssen unvoreingenommen zu der Sitzung kommen, als Direktoren, die nichts anderes tun, als ihre Pflicht zu erfüllen.«
Langsam begannen Ted Leach und seine beiden Kollegen zu begreifen, warum Charles Lester William Kane zu seinem Nachfolger bestimmt hatte. Sie verließen den Metropolitan Club wesentlich zuversichtlicher, als sie gekommen waren, obwohl sie keine Ahnung hatten, wie die Sitzung, die sie einberufen sollten, verlaufen würde. William hingegen, der den ersten Teil von Thomas Cohens Anweisungen ausgeführt hatte,
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