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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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sein, und danke Ihnen für Ihr Vertrauen.«
»Gut. Ich wäre dankbar, wenn Sie es so einrichten könnten, daß ich in den nächsten zwei Tagen jeden Direktor persönlich kennenlerne. Morgen um acht Uhr beginne ich zu arbeiten.«
»Ja, Mr. Kane.«
»Vielleicht wären Sie auch so freundlich, Mr. Parfitts Brief dem Schriftführer zu übergeben?«
»Jawohl, Mr. President.«
»Ich heiße William. Das war der zweite Fehler, den Mr. Parfitt beging.«
Ted Leach lächelte unsicher. »Auf morgen-« er zögerte »- William.«
Als er gegangen war, setzte sich William in Charles Lesters Stuhl und drehte sich in einem für ihn seltenen Ausbruch reinster Freude so lange im Kreis, bis er schwindlig wurde. Dann schaute er aus dem Fenster auf die Wall Street hinunter und genoß den Blick auf die Menschenmenge und auf die anderen großen Bank- und Maklerhäuser von Amerika. Jetzt gehörte er dazu.
William drehte sich herum, und vor ihm stand eine sehr korrekt gekleidete Dame mittleren Alters, die ihn empört anschaute.
»Darf ich wissen, wer Sie sind?« erkundigte sich William.
»Die Sekretärin des Präsidenten«, erwiderte sie steif.
»Und ich«, sagte William, »bin der Präsident.«
    Während der nächsten Wochen übersiedelten William und seine Familie nach New York in ein Haus in der 68. Straße. Der Umzug und das Einrichten dauerten länger, als sie es für möglich gehalten hätten. In den ersten drei Monaten, in denen William versuchte, sich von Boston zu lösen, um seiner Arbeit in New York nachzugehen, wünschte William, jeder Tag hätte achtundvierzig Stunden; und es fiel ihm überaus schwer, alle Brücken hinter sich abzubrechen. Tony Simmons half ihm, wo er konnte, und William begann zu verstehen, warum ihn Alan Lloyd zum Präsidenten von Kane and Cabot gemacht hatte; zum erstenmal mußte er zugeben, daß Alans Entscheidung richtig war.
    Kates Leben in New York war bald sehr ausgefüllt. Virginia konnte bereits mit Höchstgeschwindigkeit durchs Zimmer und in Williams Arbeitszimmer kriechen, und Richard wünschte sich, wie jeder Junge in New York, eine Windjacke. Als Frau des Präsidenten einer New Yorker Bank mußte Kate in regelmäßigen Abständen Cocktailparties und Dinners geben und sich diskret darum kümmern, daß bestimmte Direktoren und wichtige Kunden mit William privat sprechen konnten, um seinen Rat einzuholen oder ihre Ansichten darzulegen. Kate meisterte alle Situationen mit Geschick und Charme, und William war der Konkursabteilung von Kane and Cabot ewig dankbar für seinen kostbarsten Besitz.
    Als Kate William mitteilte, daß sie wieder ein Kind erwarte, fragte er erstaunt: »Wann habe ich dazu Zeit gefunden?«
    Virginia freute sich über die Nachricht, obwohl sie nicht verstehen konnte, warum ihre Mami so dick wurde, und Richard weigerte sich, über das Thema zu sprechen.
    Innerhalb von sechs Monaten gehörte die Auseinandersetzung mit Peter Parfitt der Vergangenheit an; William war der unumstrittene Präsident der Bank und eine Persönlichkeit, mit der man in New Yorker Finanzkreisen rechnete. Nach ein paar weiteren Monaten überlegte er bereits, was er sich jetzt zum Ziel setzen könnte. Mit der Stellung eines Präsidenten der Lester Bank hatte er - mit dreiunddreißig Jahren - sein ehrgeizigstes Ziel erreicht, aber anders als Alexander der Große hatte er das Gefühl, es gäbe noch mehr Welten zu erobern. Weder hatte er die Zeit noch die Neigung, sich niederzusetzen und zu weinen.
    Als Williams erstes Jahr als Präsident zur Neige ging, bekam Kate eine zweite Tochter, die sie Lucy nannten. William lehrte Virginia, die bereits umherlief, Lucys Wiege zu schaukeln; Richard hingegen, der jetzt fünf Jahre war und in den Kindergarten der Buckley School eintreten sollte, nutzte die Gelegenheit, um seinen Vater zum Ankauf eines neuen Baseballschlägers zu überreden.
    Unter Williams Leitung hatten sich die Gewinne der Bank im ersten Jahr etwas erhöht, und für das zweite Jahr prophezeite er eine ganz wesentliche Besserung.
    Am 1 . September 1939 fiel Hitler in Polen ein.
William dachte sofort an Abel Rosnovski und sein neues BaronHotel in der Park Avenue, das bereits zu den besten Hotels von New York gehörte. Die vierteljährlichen Berichte von Thomas Cohen wiesen Erfolg über Erfolg aus, obwohl Rosnovskis Pläne für eine Expansion nach Europa jetzt vermutlich etwas aufgeschoben werden mußten. Cohen konnte weiterhin keine Verbindung zwischen Henry Osborne und Abel Rosnovski feststellen, aber er mußte

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