Archer Jeffrey
so niederträchtig behandelt hat, und es gibt persönliche Gründe, warum ich Henry Cabot Lodge nicht als Vizepräsidenten haben möchte.«
»Ich werde Ihre Nachricht mit Vergnügen weitergeben«, sagte Mr. Hogan. »Darf ich Ihnen meinen Dank für Ihre unermüdliche Unterstützung der Demokratischen Partei und insbesondere unseres Kandidaten aussprechen?«
Der Mann aus Boston reichte Abel die Hand.
»Bleiben Sie mit mir in Verbindung, Mr. Hogan. Ich trenne mich nicht von einer solchen Summe, ohne entsprechende Zinsen zu erwarten.«
»Das verstehe ich«, erwiderte Vincent Hogan.
Abel begleitete seinen Gast zum Fahrstuhl und kehrte lächelnd ins Büro zurück. Wieder trommelte er mit den Fingern auf die Tischplatte. Die Sekretärin erschien.
»Bitten Sie Mr. Novak, zu mir zu kommen«, sagte Abel.
Ein paar Minuten später kam George aus seinem Büro zu Abel.
»Ich glaube, es ist gelungen, George.«
»Meinen Glückwunsch, Abel, ich freue mich wirklich. Wenn Kennedy Präsident wird, geht einer deiner größten Träume in Erfüllung. Florentyna wird stolz auf dich sein.«
Abel lächelte, als er ihren Namen hörte. »Weißt du, was diese kleine Person gemacht hat?« fragte er lachend. »Hast du letzte Woche die Los Angeles Times gelesen, George?«
George schüttelte den Kopf, und Abel reichte ihm das Blatt. George las laut: »Florentyna Kane eröffnet ihre dritte Boutique in Los Angeles. Sie besitzt bereits zwei Boutiquen in San Franzisko und hofft, vor Jahresende ein weiteres Geschäft in San Diego eröffnen zu können. ›Florentyna’s‹, wie die Boutiquen heißen, werden bald für Kalifornien das sein, was Balenciaga für Paris ist.«
George legte lachend die Zeitung nieder.
»Sie muß den Artikel selbst geschrieben haben«, sagte Abel. »Ich warte schon mit Ungeduld, bis sie ein Florentyna’s in New York eröffnet. Ich wette, daß sie das in fünf, längstens zehn Jahren erreicht. Willst du wieder wetten, George?«
»Ich habe auch die erste Wette nicht angenommen, wie du dich erinnern wirst; sonst hätte ich bereits zehn Dollar verloren.«
Abel schaute ihn fragend an und fragte leise: »Glaubst du, sie würde nach Los Angeles kommen, wenn Senator Kennedy das neue Baron eröffnet? Glaubst du, sie würde kommen, George?«
»Nicht, wenn der junge Kane nicht auch eingeladen wird.«
»Nie«, sagte Abel. »Dieser Kane ist ein Niemand. Ich hab deinen letzten Bericht gelesen, George. Er kündigte bei der Bank of America, um mit Florentyna zusammenzuarbeiten; konnte nicht einmal eine gute Stellung halten, sondern wollte von ihrem Erfolg profitieren.«
»Du liest nur das, was du lesen willst, Abel. Dabei weißt du ganz genau, daß es sich in Wahrheit anders verhält, weil ich es sehr präzis geschildert habe. Der Junge kümmert sich um die finanziellen Angelegenheiten, während Florentyna die Boutiquen führt; das ist eine ideale Kombination. Vergiß nicht, daß eine große Bank dem jungen Kane anbot, ihre europäische Niederlassung zu führen. Es war Florentyna, die ihn als Partner haben wollte, weil sie nicht mehr imstande war, das Geschäftliche selbst zu erledigen. Du mußt dich damit abfinden, daß die Ehe glücklich ist. Ich weiß, daß du daran würgst, aber warum steigst du nicht von deinem Piedestal hinunter und lernst den Jungen kennen?«
»Du bist mein bester Freund, George. Niemand auf der Welt würde es wagen, so mit mir zu sprechen. Daher weiß niemand besser als du, warum ich nicht hinuntersteigen kann - nicht, bis dieser Kane bereit ist, mir auf halbem Weg entgegenzukommen. Bis dahin werde ich keinen Schritt tun, solange er lebt.«
»Und wenn du zuerst stirbst, Abel? Ihr seid genau gleich alt.«
»Dann hätte ich verloren, und Florentyna würde alles erben.«
»Du hast mir gesagt, daß sie keinen Cent bekommt und du dein Testament zugunsten deines Enkels ändern willst.«
»Ich hab es nicht fertiggebracht, George. Als ich die Dokumente unterschreiben sollte, war ich einfach nicht dazu imstande. Ach, zum Teufel, dieser verdammte Enkel wird schließlich unsere beiden Vermögen erben.«
Abel nahm seine Brieftasche heraus, blätterte in einigen alten Fotos von Florentyna und zeigte George ein Bild seines Enkels.
»Sieht fein aus, der kleine Mann«, sagte George.
»Natürlich«, erwiderte Abel, »seiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten.«
George lachte schallend. »Du gibst dich nie geschlagen, nicht wahr, Abel?«
»Und wie, glaubst du, haben sie ihn getauft?«
»Du weißt sehr gut, wie er heißt«, sagte
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